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Verfasser: Markus Leitner, aktualisiert am 19.10.04 um 22:12 Uhr

Wasserwacht-Ortsgruppe Bad Reichenhall blickt auf vergangenes Einsatzjahr zurück und ehrt verdiente Mitglieder

BAD REICHENHALL (ml) – Unfallfrei und mit einem breiten Aufgabenspektrum für die Helfer verlief das vergangene Einsatzjahr bei der Wasserwacht-Ortsgruppe Bad Reichenhall, die mit derzeit 42 aktiven Wasserrettern auch auf eine starke Jugendgruppe zurückgreifen kann, die sich optimal in die Gemeinschaft eingliedert. Neben den unzähligen Wachdiensten beim Badebetrieb am Thumsee, in Höglwörth und in Aufham engagierten sich die Helfer auch in der Schwimm- und Erste-Hilfe-Ausbildung der Bevölkerung und stellten wieder eine rund um die Uhr einsatzbereite Schnelleinsatzgruppe-Wasserrettung (SEG-Wasserrettung), die 2002 zu acht Einsätzen angefordert wurde. Für ihren mehrjährigen aktiven Dienst wurden fünf Mitglieder ausgezeichnet, wobei auch Dr. Wolfram Noreisch von der Gebirgsjägerbrigade 23 für seine stetige Unterstützung mit Spenden aus Einnahmen der Stallweihnacht die Wasserwacht-Medaille in Gold erhielt. Zufrieden mit der leistungsstarken Gruppe und der guten Ausrüstung richtete Ortsgruppenvorsitzender Rainer Moltke seinen Dank an die Helfer, ohne deren freiwilliges Engagement die Erfüllung der zahlreichen Aufgaben in über 6.500 ehrenamtlich geleisteten Stunden nicht möglich wäre.
In seinem Bericht nahm der Technische Leiter der Ortsgruppe, Siegfried Hauber, Bezug auf das vergangene Einsatzjahr und die in der Ausbildung geleistete Arbeit. Durch die hohen Pegelstände waren die Wasserwachtler selbst im August Opfer ihres Elements geworden und kämpften am 12.08. mit den Kollegen der Feuerwehr um ihre Wachstationen am Höglwörther See und am Thumsee. Nur mit einem Kettenzug konnte das Rettungsboot in Höglwörth vor dem Versinken bewahrt werden. Dennoch wurde trotz der angespannten Hochwasserlage selbst beim Katastrophenalarm nach den anhaltenden Regenfällen nicht auf die Hilfe der Wasserwacht zurückgegriffen, obwohl die Helfer durch ihre optimale Ausrüstung und Spezialausbildung bei Bergung und Personenrettung eine wichtige Schlüsselrolle übernehmen hätten können, so der Ortsgruppenvorsitzende Rainer Moltke. Beim Katastropheneinsatz in Dresden waren die Boote anderer Wasserretter oftmals die einzige Möglichkeit, um vom Wasser Eingeschlossene zu evakuieren. Auch fünf Wasserretter aus Bad Reichenhall standen im vergangenen August bereit, um die Kräfte der örtlichen BRK-Bereitschaft, die bereits bei Evakuierungsmaßnahmen in Sachsen im Einsatz waren, abzulösen. Da der Katastrophenalarm jedoch früher als erwartet aufgehoben wurde, kam es nicht mehr zum Einsatz. Dennoch zeugt die gegenseitige Unterstützung von der optimalen Zusammenarbeit zwischen den Hilfskräften, die alle im Dienst am Nächsten am selben Strang ziehen.
Bei acht Einsätzen war die Schnelleinsatzgruppe-Wasserrettung aus Bad Rechenhall im Jahr 2002 gefordert, wobei insgesamt 111 Einsatzstunden erbracht wurden. Auch der landgebundene Rettungsdienst griff Zahn in Zahn mit der Spezialausbildung der Wasserwacht, wie die Nachalarmierung der SEG-Wasserrettung zur Versorgung einer unterkühlten Person in Kirchberg letzten Januar zeigt. Bei der Rettung aus der Almbachklamm und der Weißbachschlucht war die Wasserwacht mit ihrer Canyoningrettungstruppe, die in Zusammenarbeit mit der Bergwacht betrieben wird, drei mal gefordert. Mit dem großen Regen am 1. September wurde eine zeltende Familie am Spaikbach in Bayerisch Gmain von den Fluten eingeschlossen, wobei ebenfalls die Canyoningrettung aus der mieseren Lage half. Beim Fahrzeugsturz in den Hintersee im April waren die Reichenhaller ebenso im Einsatz wie bei der Bergung einer leblosen Person aus der Saalach im Mai, wo auch die Feuerwehr mit einem Großaufgebot anwesend war. Ein weiterer Alarm führte in den frühen Morgenstunden des 15. August nach St. Martin bei Lofer, wo wieder eine Person in der Saalach abgängig war, aber rechtzeitig aufgefunden wurde. Zu diesem Zeitpunkt war ein Fahrzeugkonvoi des erweiterten Rettungsdienstes aus dem Berchtesgadener Land bereits unterwegs ins Katastrophengebiet in Dresden.
Derzeit besteht die Wasserwacht-Ortsgruppe Bad Reichenhall aus 42 ausgebildeten Wasserrettern, wobei 31 von ihnen über eine Sanitätsausbildung und 13 über die Erlaubnis zum Motorbootführer verfügen. 13 Mitglieder nahmen auch die schwierige und zeitintensive Ausbildung zum Rettungs- und Bergetaucher auf sich und stehen für Unterwasser-Einsätze bereit. Der Canyoningrettungstruppe gehören acht Wasserretter an, wobei vier von ihnen den aktiven Dienst ausüben. Zur eigenen Ausbildung verfügt die Gruppe über einen Tauchausbilder, einen Wasserretter-Ausbilder, zwei Sanitätshelfer-Ausbilder und drei Erste-Hilfe-Ausbilder, die auch in der Ausbildung der Bevölkerung tätig sind.
Jede Woche fand in der Schwimmhalle Bad Reichenhall ein Schwimmtraining für die Mitglieder statt. Alle zwei Wochen wurden neben zusätzlichen unregelmäßigen Übungen im Freigelände im BRK-Haus Ausbildungsabende mit Inhalten aus dem Sanitätsdienst und der Wasserrettung durchgeführt.
Neben der Ausbildung sind die Wachdienste beim Bade- und Eisbetrieb die zeitintensivsten Aufgaben in der Wasserrettung, meinte der Technische Leiter Siegfried Hauber. Insgesamt betreut die Wasserwacht Bad Reichenhall drei Wachstationen am Thumsee, am Höglwörther See und im Staufenbad in Aufham, was im letzten Jahr insgesamt 82 Erste-Hilfe-Leistungen und sieben rettungsdienstliche Erstversorgungen bei einer Gesamtzahl von 1.799 freiwilligen Stunden mit sich brachte. Um die Helfer fit zu halten und den hohen Ausbildungsstand zu festigen, wurden 697 Stunden in der Schwimmhalle und 1.594 Stunden für die Weiterbildung geleistet. Schon im Januar fand eine Eisübung am Thumsee statt, und im Juni und Juli waren Baumfällarbeiten am Thumseeufer nach einem Windbruch ein optimales Training für Taucher und Bootsführer. Auch die Pflege des Seemösls am Thumsee wurde 2002 von Fritz Eberlein an die Wasserwacht übergeben, was zwangsläufig den Naturschutz als wichtige Aufgabe der Gruppe noch mehr in den Mittelpunkt rückt.
Beim Thumseefest am 5. Juli musste die Wasserwacht acht Versorgungen im Rahmen der sanitätsdienstlichen Betreuung durchführen, wobei mehrmals Abtransporte mit dem Rettungsdienst notwendig waren. Auch beim Thumsee-Triathlon am Ende des Monats wurde ein gestürzter Radfahrer erstversorgt. Einen Tag zuvor fand am Thumsee ein Verkehrsunfall statt, bei dem die Wasserretter Erste Hilfe leisteten.
Ein Ausflug zum Rafting nach Slowenien war ebenso ein gemeinschaftliches Erlebnis wie die Betreuung des Ferienprogramms im August, wo auch eine Raftingtour auf der Saalach mit anschließendem Grillen auf einer Sandbank geboten war. Ende Oktober nahmen die Reichenhaller Wasserwachtler an der landkreisweiten Großübung am Königssee teil, wo der Zusammenstoß zweier Schiffe mir Brandausbruch simuliert wurde.
Neben zwei Ärzten sind zwei Rettungshelfer und ein Rettungsassistent Mitglied bei der Wasserwacht und arbeiten regelmäßig im Rettungsdienst mit. Im Jahr 2002 wurden dabei 775 ehrenamtliche Stunden erbracht.
Mit einem modernen Einsatzfahrzeug und einer durch die beiden Gerätewarte Wolfgang Hauber und Christian Reichelt immer optimal gepflegten Ausrüstung sind die Wasserwachtler zufrieden, meinte Rainer Moltke anerkennend für die zahlreichen Spenden im vergangenen Jahr, aber auch für die finanziellen Opfer der Mitglieder, die, um selbst helfen zu können, Beiträge entrichten. In einer Gedenkminute wurde an die verstorbene Edeltraud Wenzel gedacht, die der Wasserwacht eine nicht unwesentliche Spende hinterließ.
In der Breitenausbildung der Bevölkerung konnte vergangenes Jahr 23 Mal das Rettungsschwimmerabzeichen in Bronze und 17 Mal in Silber verliehen werden. Ebenso bei der Jugendschwimmausbildung wurden hervorragende Leistungen erbracht, die mit dem „Seepferdchen“-Abzeichen honoriert wurden.
Mit dem interessanten und breiten Aufgabenspektrum sowie einer aufgeschlossenen Haltung gelingt es der Wasserwacht aber auch, die Jugend für den aktiven und spannenden Dienst zu begeistern. Jugendwart Peter Bruckner brachte erfreut zum Ausdruck, dass derzeit sieben Jugendliche im Alter zwischen 14 und 16 Jahren Mitglied bei der Ortsgruppe sind und sich gut in die Gemeinschaft einfügen. Im vergangen Jahr waren sie wie die anderen Helfer bei Übungen, Ausbildungen und den Wachdiensten mit dabei und übernahmen verantwortungsvolle Aufgaben. Besonders bei den Anfänger-Schwimmkursen war ihre Mithilfe stark gefordert. In einer Aufbaugruppe leisteten acht Teilnehmer 187 Trainingsstunden, weitere 30 Jugendliche zwischen 8 und 13 Jahren erbrachten 768 Stunden bei der Jugendschwimmausbildung. Ein gemeinsamer Wandertag an den Thumsee war fördernd für die Gemeinschaft und stellte bei der Erkundung der Wachstation und Übung mit dem Gerät den ersten Kontakt zur professionellen Wasserrettung her. Für das kommende Jahr plant die Ortsgruppe wieder regelmäßig stattfindende Gruppenstunden für den Nachwuchs.
Beim Kassenbericht hob Rainer Moltke die großzügigen Spenden hervor. Neben dem Besitzer des Thumsees, Dr. Thomas Guillery, unterstützten auch die Firma LKS sowie Dr. Wolfram Noreisch von den Gebirgsjägern mit den Einnahmen aus der Stallweihnacht die ehrenamtlichen Helfer. Zusätzlich zu den Zuschüssen des Bezirksverbandes, den Mitgliedsbeiträgen und der eigenen Mittelbeschaffung seien die Spenden ein wichtiges Fundament für die ehrenamtliche Arbeit.
Der Vorsitzende der Kreiswasserwacht, Alfons Kandler überbrachte seine Grußworte und dankte für die erbrachte Arbeit im Kampf gegen den Ertrinkungstod. Sein Dank ging auch an die Familien der Aktiven und alle Förderer, die mit großer Unterstützung immer zur Seite stünden. Besonders hob Kandler die Leistungen der Reichenhaller Wasserwacht bei der Ausbildung im Jugendbereich hervor, denn die Ergebnisse beim Schulschwimmwettkampf wiesen gerade im mittleren Landkreis hervorragende Leistungen auf. Viel Motivationsarbeit wurde geleistet und hätte insgesamt zu fünf Landessiegen geführt. Erster Landessieger wurde im vergangenen Jahr die Klasse 2b der Grundschule St. Zeno/Marzoll, ebenso wie die Klassen 9a und b der Hauptschule Piding. Als zweiter Landessieger ging die Klasse 8a der Hauptschule Piding hervor, den dritten und vierten Landessieger stellten die Klassen 4a und b der Grundschule Piding.
Im Anschluss zeichnete Kandler fünf Mitglieder der Reichenhaller Ortsgruppe für ihren langjährigen aktiven Dienst aus und überreichte Dr. Wolfram Noreisch von der Gebirgsjägerbrigade 23 die Wasserwacht-Medaille in Gold für seine langjährige Unterstützung aus den Einnahmen der Stallweihnacht. Dr. Noreisch überbrachte den Gruß der Jaga, die im Moment zu großen Teilen in Kabul und im Kosovo im Einsatz sind und betonte, dass erst durch den Einsatz in Krisengebieten das Bewusstsein, wie schön es doch Zuhause sei, wieder geschärft würde. Die Wasserwachtler seien maßgeblich mit ihrer Tätigkeit am Erhalt der schönen Heimat beteiligt. „Nur wenn wir uns in die Gesellschaft eingeben funktioniert diese“, so Noreisch weiter.
Auch Oberbürgermeister Wolfgang Heitmeier hob hervor, dass selbst fünf Jahre aktiver Dienst, für den die jungen Mitglieder ausgezeichnet wurden, eine riesengroße Leistung sind. Die Wasserwacht sei top ausgebildet, top fit, hoch motiviert und mache einen tollen Dienst mit einem breiten Aufgabenspektrum über Eisrettung, Canyoningrettung bis zur Seerosenpflege. Die Badegäste seien dabei in besten Händen. Auch der Jugendwart sei „saustark“, denn im Gegensatz zu anderen Bereichen des BRKs schaffe es die Wasserwacht immer wieder, die Zurückhaltung gegenüber der Jugend zu überwinden. Ein Lob ging auch an den Betreuungsdienst des BRKs, der unter der Leitung von Christa Glaser die fachmännische Verpflegung der Gäste übernahm. Heitmeier meinte dabei, dass einem bei der Wasserwacht förmlich das Wasser im Munde zusammenfließen würde. Polizeihauptkommissar Helmut Hasl bemerkte anerkennend, dass das Ehrenamt aufgrund der Zeitintensität in den vergangenen Jahren in Verruf gekommen sei, aber dennoch die Erwartungshaltung der Bevölkerung groß sei.
Altbürgermeister Albert Grassl überbrachte abschließend den Dank der Gemeinde Anger für eine „runde G´schicht“, wie er die Wasserwacht bezeichnete und stellte die Leistung im Wachdienst in den beiden Schwimmbädern in Aufham und Höglwörth heraus. Auch habe die Wasserwacht entscheidend bei der Seepflege und im Kampf gegen die Verlandung des Höglwörther Sees mitgewirkt.

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Der Vorsitzende der Kreiswasserwacht Berchtesgadener Land, Alfons Kandler (links) und der Vorsitzende der Ortsgruppe Bad Reichenhall, Rainer Moltke (Mitte) zeichneten verdiente Mitglieder für ihren mehrjährigen aktiven Dienst aus. Bernhard Kolodzie und Günter Eisenschink (von rechts) wurden für fünf Jahre bei der Wasserwacht geehrt. Ebenso wurden Wolfgang Koder (fünf Jahre), Monika Wegscheider und Lydia Rothkopf (beide 10 Jahre) geehrt, die bei der Jahreshauptversammlung nicht anwesend sein konnten. Für sein jahrelanges Engagement und die großzügigen Spenden aus den Einnahmen der Stallweihnacht erhielt Dr. Wolfram Noreisch von der Gebirgsjägerbrigade 23 (Zweiter von links) die Wasserwacht-Medaille in Gold.


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In zahlreichen Übungen versuchte die Wasserwacht-Ortsgruppe Bad Reichenhall auch im vergangenen Jahr sich stets für den Ernstfall fit zu halten. Auch bei der landkreisweiten Übung am Königssee Ende Oktober 2002 waren die Helfer bei der Evakuierung der beiden kollidierten Schiffe beteiligt und versorgten die Verletzten.