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Am Samstag erneuter Einsatzmarathon für die Bergwacht Berchtesgaden

SCHÖNAU AM KÖNIGSSEE – Am Samstag war die Bergwacht Berchtesgaden bei insgesamt vier zum Teil sehr aufwendigen Einsätzen gefordert: Unter anderem mussten die Einsatzkräfte sechs verstiegene Bergsteiger in einer stundenlangen Aktion aus der Watzmann-Ostwand retten.

Kurz nach 14 Uhr gingen mehrere Notrufe kurz hintereinander ein: In der Nähe des Obersees hatte sich ein 51-jähriger Wanderer aus Nordrhein-Westfalen bei den Treppen die Schulter ausgekugelt. „Christoph 14“ brachte den Notarzt und die Bergwacht zum Unfallort und flog den Patienten dann liegend per Tau über den Königssee zum Schneewinkl-Landeplatz aus. Eine Rettungswagen-Besatzung lieferte ihn dann in die Kreisklinik Bad Reichenhall ein. Die BRK-Wasserwacht brachte die Frau, beide Kinder und die Bergwacht per Rettungsboot zur Seelände zurück.

Nahezu gleichzeitig meldete sich eine Zweier-Seilschaft aus rund 2.000 Metern Höhe in der Watzmann-Ostwand, die am Berchtesgadener Weg an der Wasserfallplatte versehentlich links weiter aufgestiegen war und dann unter einer überhängenden Wand (Rampe unter der gelben Wand, bereits mehrere tödliche Unfälle) in sehr brüchigem Gelände festsaß. Weitere vier Bergsteiger waren den beiden versehentlich gefolgt und befanden sich in derselben misslichen Lage. „Christoph 14“ setzte zwei Bergwachtmänner im Schwebeflug in der Gipfelschlucht ab, die sich dann sehr aufwendig rund drei Stunden lang mit Seilen und zahlreichen Bohrhaken durchs brüchige Gelände nach unten zu der Gruppe vorarbeiteten; weitere Retter und Material konnten sie geländebedingt nicht nachfordern. Ein Aufstieg von unten wäre aufgrund der großen Steinschlaggefahr zu gefährlich gewesen und ein direkter Anflug per Tau aufgrund der überhängenden Wand unmöglich. Die beiden Bergretter sicherten die Gruppe und ließen sie nacheinander per Seil ab, kamen dann aber aufgrund fehlender weiterer Ausrüstung nicht mehr weiter bis zu einem geeigneten Aufnahmepunkt für den Hubschrauber.

In der Zwischenzeit war die Besatzung eines SAR-Hubschraubers der Bundeswehr eingetroffen, die einen weiteren Bergwachtmann mit zusätzlichem Seil per Winde auf einem nahen Felskopf absetzte. Er schaffte es, zwischen dem Aufnahmepunkt und dem Standplatz unterhalb der Abseilstelle eine weitere Sicherung aufzubauen, so dass die Bergsteiger bis zum Felskopf geführt, dort mit der Winde aufgenommen und nach Kühroint ausgeflogen werden konnten. Aufgrund der großen Steinschlaggefahr konnten die Bergsteiger nur nacheinander vom Einsatzort abgelassen und zum Aufnahmepunkt geführt werden, so dass der Hubschrauber mehrmals anfliegen musste. Die Zeit drängte, da sich über dem Steinernen Meer ein Gewitter zusammenbraute. Im letzten Tageslicht und mit sehr schwierigen Flugmanövern mit geringem Rotorabstand zur Felswand brachten die Rettungsflieger schließlich alle Einsatzkräfte und Bergsteiger bis 20.30 Uhr nahezu unverletzt und nur mit kleinen Schrammen sicher aus der Wand. Kurz darauf setzte das Unwetter ein, das der Gruppe beinahe eine unschöne Biwak-Nacht in der Ostwand beschert hätte.

Zu Beginn des Ostwand-Einsatzes mussten „Christoph 14“ und die Bergwacht Berchtesgaden auch zum Hohen Brett fliegen, wo eine 58-jährige Frau aus Bischofswiesen mit Kreislaufproblemen medizinisch versorgt und per Tau ausgeflogen werden musste. Der Landrettungsdienst brachte sie anschließend zur Kreisklinik Berchtesgaden.

Ebenfalls während des aufwendigen Ostwand-Einsatzes ging ein Notruf vom Falkensteinersteig ein, wo zwei Wanderer den Weg verloren und im absturzgefährlichen Gelände in Bergnot geraten waren. Die Bergwacht seilte die beiden ab und brachte sie ins Tal. Gegen 19.15 Uhr musste die BRK-Wasserwacht mit ihrem Rettungsboot nach Salet fahren, wo eine 19-Jährige aus der Oberpfalz mit einer Knieverletzung Hilfe brauchte. Sie hatte sich nach einer Bergwanderung noch selbst bis zum Seeufer gequält und dann per Notruf Hilfe angefordert. Die Wasserwacht versorgte sie und brachte sie zur Seelände; von dort aus wurde sie vom Landrettungsdienst zur Kreisklinik Bad Reichenhall gefahren.

Da aufgrund des allgemein hohen Einsatzaufkommens bereits der komplette Landrettungsdienst unterwegs war, musste die Bergwacht Marktschellenberg am Samstagnachmittag zu einer gestürzten Person am Fußweg zwischen Unterau und Almbachklamm ausrücken. Die Bergwacht versorgte den Patienten notärztlich und brachte ihn dann ins Salzburger Unfallkrankenhaus. Kurz nach 23.30 Uhr ging dann noch ein Notruf für die Bergwacht Ramsau wegen eines Verletzten am Goldbründl im Abstieg von der Watzmann-Südspitze ein.

Am Freitagabend gegen 20.50 Uhr wurde die Bergwacht Bad Reichenhall zu einer Vermisstensuche am Pidinger Klettersteig alarmiert; die abgängige Person tauchte aber von selbst wieder auf. Bereits am Donnerstagnachmittag mussten die Bergwacht Berchtesgaden und die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ einen erschöpften Klettersteiggeher aus der Gipfelwand am Grünstein retten. Der Mann hatte selbst kein Handy dabei und machte durch Hilferufe auf sich aufmerksam, die andere Bergsteiger hörten, die dann einen Notruf absetzten. Da der genaue Ort nicht klar war, machte sich die Bergwacht mit drei Mannschaften von unten, von oben und per Hubschrauber auf den Weg. Der unverletzte Mann wurde abgeseilt, an eigenen flacheren Aufnahmepunkt geführt und per Tau ins Tal geflogen.

Am Donnerstag gegen 9.40 Uhr musste die Besatzung des Salzburger Notarzthubschraubers „Christophorus 6“ einen Patienten mit Knieverletzung von der Blaueishütte am Hochkalter zur Kreisklinik Bad Reichenhall fliegen.

Am Mittwoch gegen 11.50 Uhr musste die Bergwacht Berchtesgaden einen erschöpften Klettersteiggeher aus der Hotelroute am Grünstein abseilen. Gegen 12.40 Uhr ging ein weiterer Notruf aus der Nähe der Fischunkelalm ein, wo ein internistisch vorerkrankter Wanderer mit Kreisklaufproblemen Hilfe brauchte, der dann zur Kreisklinik Bad Reichenhall geflogen wurde.