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Junge Sachsen können Wasserbecken möglicherweise aufgrund des starken Schmelzwasser-Drucks nicht mehr verlassen – schwieriger Einsatz für die Rettungskräfte

SCHÖNAU AM KÖNIGSSEE – Am Dienstagabend sind zwei 21-jährige Männer aus Sachsen beim Baden am Königsbach-Wasserfall auf der steilen Ostseite des Königssees ums Leben gekommen. Die Beiden waren in einen Gumpen nur wenige Höhenmeter über dem See gesprungen und hatten möglicherweise das aktuell viele nur sechs bis sieben Grad kalte Schmelzwasser unterschätzt, weshalb sie vermutlich aufgrund des hohen Sauerstoff-Anteils und des starken Wasserdrucks das Becken nicht mehr verlassen konnten. Einsatzkräfte von Bergwacht, Wasserwacht, Feuerwehr und Polizei konnten die jungen Männer in einem schwierigen Einsatz trotz aller Bemühungen nur noch tot bergen.

Als gegen 18.15 Uhr der Notruf einging, schickten die Leitstelle Traunstein und die Polizei-Einsatzzentrale Rosenheim sofort ein Großaufgebot an Rettern los, darunter die Bergwacht und die Wasserwacht Berchtesgaden, die Wasserwacht Bad Reichenhall, die gemeinsame Canyon-Rettungsgruppe von Berg- und Wasserwacht, den Traunsteiner Rettungshubschrauber „Christoph 14“, den Polizeihubschrauber „Edelweiß 2“, den Landrettungsdienst des Roten Kreuzes mit Rettungswagen, Notärztin und Einsatzleiter, die Freiwilligen Feuerwehren Königssee, Berchtesgaden und Bad Reichenhall mit der Tauchergruppe und mehrere Polizeibeamte zur Unfallaufnahme.

Während Wasserwacht, Polizei und Feuerwehr mit drei Booten Einsatzkräfte von der Seelände über den Königssee zum Anleger an der Königsbach-Mündung brachten, flogen die Helis weitere Retter über den See ans Ostufer, die nur rund 70 Meter zur 15 bis 20 Höhenmeter über dem See gelegenen Unfallstelle gehen mussten. Die Einsatzkräfte konnten die beiden 21-Jährigen in der starken Strömung nur mit großem Aufwand erreichen und schließlich trotz aller Bemühungen nur noch tot aus dem Gumpen bergen. Der starke Wasserdruck und der hohe Sauerstoff-Anteil mit seinem fehlenden Auftrieb (Weißwasser) gestalteten den Einsatz besonders schwierig. Der nachgeforderte Bergwacht-Notarzt löste die reguläre Notärztin des Landrettungsdienstes ab.

Die BRK-Wasserwacht brachte die Verstorbenen mit dem Rettungsboot zur Seelände zurück und übergab sie an den Bestatter. Der nachgeforderte Kriseninterventionsdienst (KID) der Bergwacht betreute die Betroffenen. Die Schnell-Einsatz-Gruppen (SEG´n) der BRK-Bereitschaften Bad Reichenhall und Berchtesgaden und des Malteser Hilfsdienstes (MHD) kümmerten sich um die sanitätsdienstliche Absicherung und Verpflegung der insgesamt rund 60 Einsatzkräfte, wobei sie sehr unbürokratisch die Kantine der Schifffahrt nutzen konnten. Die beiden Helis flogen kurz bevor es dunkel wurde wieder zur ihren Standorten zurück. Der Einsatz für Berg- und Wasserwacht dauerte rund dreieinhalb Stunden.

Nach den jetzigen Erkenntnissen des ermittelnden Polizeibergführers hatten sich die beiden aus Sachsen stammenden Männer ausgezogen und waren in einem der Gumpen des Königsbach-Wasserfalls nur wenige Höhenmeter über dem See baden gegangen. Derzeit führt der in den Königssee mündende Gebirgsbach sehr viel Schmelzwasser; es gelang den beiden 21-jährigen offenbar nicht mehr, das stark durchspülte Becken zu verlassen. Ein weiterer Mann vor Ort setzte deshalb gegen 18.15 Uhr einen Notruf ab. Die Ermittlungen zur Klärung der genauen Unfallursache übernahm noch am Abend der Kriminaldauerdienst der Kripo. Weitere Details stehen noch nicht fest.

Der starke Wasserdruck des vielen Schmelzwassers im Königsbachfall und der hohe Sauerstoff-Anteil mit seinem fehlenden Auftrieb gestalteten den Einsatz für die Canyon-Retter besonders schwierig. Im sauerstoffreichen Weißwasser geht ein menschlicher Körper trotz Schwimmbewegungen unter – man kommt ohne Sicherung und fremde Hilfe nicht mehr ans Ufer und ist wie in einer Waschmaschine gefangen, wenn sich das Wasser in einer Walze im engen Gumpen dreht. Vor fast 40 Jahren, am 22. Mai 1979 sind ebenfalls im Königsbach-Wasserfall zwei einheimische 19 und 22 Jahre junge Männer ums Leben gekommen. Der Berchtesgadener Bergwachtmann und Polizeibergführer Hubert Heil hat den Unfall in seinem Archiv dokumentiert. Der 22-Jährige war über den etwa sieben Meter hohen Wasserfall in den rund 2,60 Meter tiefen Gumpen gesprungen; der zweite 20-Jährige verstand die hilflosen Handbewegungen falsch und deutete sie als Aufforderung, nachzukommen und sprang ebenfalls. ein dritter 19-Jähriger schaffte es, den 20-Jährigen aus dem Wasser zu retten, kam beim Versuch, auch den 22-Jährigen zu retten, aber selbst nicht mehr aus dem Gumpen. Ein junges Mädchen, das mit dem Trio unterwegs war, der gerettete 20-Jährige und weitere Spaziergänger, die unterwegs waren, versuchten die beiden Männer im Wasser mit Stöcken zu retten und holten Hilfe durch die Bergwacht und die Wasserwacht. Der Taucher der BRK-Wasserwacht konnte die Buben zwar rasch, aber nur noch tot bergen.

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