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Nebel und Dunkelheit erschweren die Arbeit: Aufwendiger eintägiger Such- und Berge-Einsatz im alpinen, weitläufigen und abgeschiedenen Gebiet zwischen Sonntagshorn und Ristfeuchthorn

SCHNEIZLREUTH/Weißbacher Forst – Ein Großaufgebot an Einsatzkräften von Bergwacht, Polizei und Feuerwehr war seit Donnerstagnachmittag gefordert, um ein abgestürztes Kleinflugzeug im weitläufigen, alpinen und abgeschiedenen Gebiet zwischen Sonntagshorn und Ristfeuchthorn (Chiemgauer Alpen) zu suchen, wobei der aufwendige Einsatz in der Nacht wegen dichtem Nebel und der Dunkelheit unterbrochen werden musste. Die Suche wurde am Freitagmorgen fortgesetzt. Als sich die tiefen Wolken nach 8 Uhr etwas lichteten, sichtete zunächst die sehr ortskundige Fußmannschaft der Bergwacht Inzell von der Altrett-Diensthütte (1.230 Meter) aus mit dem Fernglas blaue Trümmerteile rund 100 Höhenmeter unterhalb der gegenüberliegenden Nordostseite des Bogenhorn-Gipfels (1.476 Meter). Sie lotste dann per Funk die Bergwacht-Drohne von der Steinbachalm aus und gegen 10 Uhr den Polizeihubschrauber zur Einsatzstelle, wobei die Piloten das abgestürzte Flugzeug aus der Luft bestätigen konnten. Laut Polizei deutet vieles darauf hin, dass es sich bei dem tödlich verunglückten Piloten und einen 51-Jährigen aus dem Landkreis Traunstein handelt – der Mann war den Ermittlungen vor Ort zufolge offensichtlich allein unterwegs – weitere Menschen kamen beim Absturz deshalb nach vorläufigen Erkenntnissen nicht zu Schaden.

Die Besatzung des Polizeihubschraubers „Edelweiß 5“ schaffte es dann trotz der immer wieder umherziehenden Nebelschwaden zahlreiche Einsatzkräfte der Bergwacht, der Alpinen Einsatzgruppe (AEG) der Polizei sowie der Kriminalpolizei Traunstein nahe der Unglücksstelle per Winde abzusetzen; bereits am Morgen war ein Team von Bergwacht und Polizei zu Fuß zur bereits zuvor vermuteten Absturzstelle aufgestiegen und konnte sich vom Grat aus in den steilen mit Wandstufen durchsetzen Hang abseilen; die Bergwacht musste den dichten Bewuchs am Gipfel und zur Absturzstelle stellenweise mit einer Motorsäge freischneiden, wobei der örtlich zuständige Forstwirtschaftsmeister der Bayerischen Staatsforsten die Gruppe mit der Motorsäge begleitete und tatkräftig unterstützte. Ein auf Flugunfälle spezialisierter Gutachter der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) unterstützte bei der Unfallaufnahme im alpinen und absturzgefährlichen Gelände.

Bergwacht und Polizei bargen den Leichnam des Piloten; „Edelweiß 5“ nahm den Verstorbenen dann per Winde auf und flog ihn ins Tal. Er wird im Laufe der kommenden Woche im Institut für Rechtsmedizin in München obduziert. Die zunächst anvisierte Bergung des Flugzeugwracks als Tau-Außenlast mit einem Transporthubschrauber der Bundespolizei konnte wegen einer wieder sinkenden Nebelschicht am Gipfel am Freitag nicht mehr stattfinden. Sie ist nun für Montag angedacht, was jedoch kurzfristig, je nach Wetterlage, entschieden werden muss. „Edelweiß 5“ schaffte es im Shuttle-Verkehr noch rechtzeitig, alle Einsatzkräfte am Unglücksort wieder mit der Winde aufzunehmen und die verbliebene Ausrüstung an der Bogenhorn-Diensthütte abzuholen und ins Tal auszufliegen.

„Die zahlreichen Einsatzkräfte der Bergwacht und der Polizei arbeiteten zum Teil unter äußerst schwierigen Bedingungen bis zur absoluten Erschöpfung. Nur so konnte dieser fordernde Einsatz überhaupt bewältigt werden“, lobt die Polizei in ihrer Pressemitteilung. Der Kriseninterventionsdienst (KID) der Bergwacht betreute während des Einsatzes Angehörige des verunglückten Piloten. Sollten sich weitere Erkenntnisse ergeben, unter anderem zur Absturzursache, berichtet die Polizei nochmals nach. Die aufwendigen Untersuchungen werden jedoch voraussichtlich einige Zeit in Anspruch nehmen.

Auch wenn eine zweifelsfreie Identifizierung erst in den kommenden Tagen im Rahmen von rechtsmedizinischen Untersuchungen möglich sein wird, deutet laut Polizei derzeit vieles darauf hin, dass es sich bei dem Toten um einen 51-Jährigen aus dem Landkreis Traunstein handelt. Die von ihm gesteuerte einmotorige blaue Cessna 182 mit deutscher Zulassung war von Sankt Johann in Tirol nach Salzburg unterwegs und gegen 13.45 Uhr vom Radar der Flugsicherung verschwunden. Parallel dazu hatte ein ortskundiger Jäger unterhalb der Nebelgrenze im Bereich des Stephansjochs nordwestlich der Sellarnalm zunächst die Geräusche eines Kleinflugzeugs, anschließend einen Einschlag und kurz später eine Explosion gehört und über Notruf gemeldet; er konnte den mutmaßlichen Absturzort aufgrund der tiefen Wolken aber nicht näher eingrenzen. Die Ortung des Flugzeugs über den Transponder und die Ortung des Handys scheiterten trotz aller Bemühungen der Hubschrauber-Besatzungen - die Sicht-Suche war zunächst wegen des dichten Nebels ebenfalls nicht möglich.

Von der Bergwacht waren die örtlich zuständigen Bereitschaften Bad Reichenhall, Inzell, Freilassing und Teisendorf-Anger, der Ruhpoldinger Bergwacht-Notarzt, der KID, das Team des Technikbusses der Bergwacht Traunstein mit Wärmebild-Drohne und Kerosin-Anhänger und die Bergwacht Schleching mit dem Anhänger und aufblasbaren Zelt für die Koordinierungsgruppe bei größeren Schadenslagen teilweise bis zu einem Tag lang im Schichtdienst im Einsatz. Neben den am Donnerstag und Freitag jeweils zwei bayerischen Polizeihubschraubern war an beiden Tagen auch ein SAR-Hubschrauber der Bundeswehr (SAR 63 Niederstetten), am Donnerstag eine Suchmaschine der Salzburger Flugpolizei und der Traunsteiner Rettungshubschrauber „Christoph 14“ im Einsatz. Die Freiwillige Feuerwehr Bad Reichenhall und die Ortsfeuerwehr Schneizlreuth betreuten mit den Flughelfern und einem Löschfahrzeug den Tallandeplatz beim Motzenwirt in Melleck und stellten den Abrollbehälter Einsatzleitung des Landkreises bereit. Von allen Organisationen waren am Donnerstag bis zu 70 und am Freitag bis zu 100 Einsatzkräfte beteiligt.