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Junge Gefangene entwickeln in ihrer Projekt-Arbeit Plan-Brettspiel zur taktischen Übung von komplexen Höhlenrettungseinsätzen

LAUFEN/LEBENAU (ml) – Zwei junge Gefangene der Justizvollzugsanstalt (JVA) Laufen-Lebenau haben in ihrer Schreinerhandwerk-Projektarbeit des Berufsgrundschuljahrs ein Planspiel entwickelt, mit dem die Bergwacht komplexe Höhlenrettungseinsätze taktisch üben und optimieren kann. Mit dem nach Vorgaben der Bergwacht entwickelten und gefertigten Brettspiel unterstützen sie die ehrenamtlichen Höhenretter, die bei den seltenen, aber aufwendigen und meist mehrtägigen Einsätzen unter Tage auf der Basis von zu Beginn oft nur wenigen Informationen rasch viele Entscheidungen mit sehr großer Tragweite treffen müssen. Das Spiel hilft den Rettern, ihr taktisches Gespür zu verbessern und ihr Gefühl für komplexe Zusammenhänge und langfristige Auswirkungen zu optimieren, die rational bei einer Einsatzdauer über viele Tage hinweg schwer oder manchmal auch gar nicht abzuschätzen sind.

Höhlenrettungen sind aufwendig und kommen nicht allzu häufig vor, weshalb die Routine fehlt; sie sind insbesondere in der Einsatzführung aufgrund der langen Zeitläufe schwer realitätsnah zu üben. Deshalb entstand bei Höhlenrettern in der fränkischen Schweiz die Idee, mit einem Planspiel die komplexen Schritte zu üben. Zwei Höhlenretter aus der Bergwacht-Region Chiemgau waren nach einer Fortbildung von der Idee begeistert und wollten sie weiterentwickeln, um auch für die wesentlich größeren und tieferen Höhlen in den Berchtesgadener Alpen anspruchsvolle Szenarien entwickeln zu können. Einige Gespräche und weitere Ideen führten dann in die Justizvollzugsanstalt (JVA) Laufen-Lebenau, wo junge Gefangene im Berufsgrundschuljahr die ersten Schritte zum Schreinerhandwerk machen.

Und dann war es soweit: bei einem Termin in der JVA stand auf dem Tisch vor den gespannten Gästen ein kleiner Holzkasten und ein Spielbrett mit verschiedenen Symbolen. Auf den ersten Blick ein Brettspiel mit verschiedenen Modulen zum Aneinanderstecken und kleinen Spielfeldern, die ausgetauscht werden können. Nach einer Begrüßung der Gäste und einer kleinen Einführung durch Schreinermeister Georg Wimmer stellten die beiden jungen Gefangenen ihre Projektarbeit vor. Sichtlich stolz präsentierten sie den Vertretern der JVA Laufen-Lebenau, der Berufsschule Freilassing und der Bergwacht Freilassing ihre Projektarbeit, die sie im Rahmen eines Berufsgrundschuljahrs für Schreiner erarbeitet und produziert hatten.

Detailliert stellten sie mit Bildern, Zeichnungen und Werkstücken die verschiedenen Schritte von der zugrundeliegenden Idee bis hin zum fertigen Produkt vor: wie sie planten, ihre eigenen kreativen Schritte entwickelten, die CAD (computer-aided design)-Zeichnungen am Computer umsetzten und schließlich die vollautomatische Fräsmaschine programmierten. „Das Projekt dauerte eine ganze Woche, wobei der Großteil der Zeit für die Planung, die CAD-Zeichnungen und das Programmieren benötigt wurde. Die Herstellung ging dann relativ schnell“, erklärten die jungen Männer. Am Ende der Präsentation überreichte Thomas Unterhofer von der Berufsschule Berchtesgadener Land die Zeugnisse und bemerkte: „Sie haben sich beide sehr viel Mühe während des Ausbildungsjahrs gegeben und das sieht man auch im Zeugnis!“ Diesen anerkennenden Worten schloss sich auch der Leiter der JVA, Regierungsdirektor Florian Zecha an; er fand auch den Titel für das Planspiel „Untersberger Mandl“ sehr passend.

In der anschließenden Diskussion erläuterten Bergwacht-Bereitschaftsleiter Siegfried Fritsch und Höhlenrettungschef Rudi Hiebl die Möglichkeiten und die Zusammenhänge, die ein solches Planspiel für Einsatzführungsübungen bei Höhlenrettungen bietet. Und es gibt schon weitere Ideen, die auch zum diesjährigen 100-jährigen Jubiläum der Bergwacht Bayern passen. „Für Interessierte und Liebhaber soll das Spielbrett um einige Möglichkeiten erweitert werden, um es auch in einer lustigen Runde spielen zu können. Dazu gibt es verschiedene Ideen, wie die Kombination mit digitalen Inhalten wie kurzen Videos, Bildern oder Aufgaben, die mittels QR-Code mit einem Smartphone aufgerufen werden können“, erklärt Fritsch, und weiter: „Es wäre schön, wenn die JVA bei der Produktion einer kleinen Serie auch wieder mit dabei sein könnte!“

Der Sage nach hausen im und beim Untersberg in den Häusern und Almhütten, aber auch in prächtig ausgestatteten unterirdischen Höhlen böse und gute kleine Leute, die Untersberger Mandl. Der Thomabauer berichtet 1927: „Als Gott zur Strafe den Teufel mit seiner Mannschaft aus dem Himmel schmiss und die von ganz oben ganz tief nach unten stürzten, waren da auch Mannderl und Weiberl, die mit dem Teufel nur so mitgelaufen waren und im Grunde ihres Herzens gar nicht so schlecht waren. Aber: mitgefangen, mitgehangen. Der Teufel und sein Anhang fielen und fielen und sind nun in der Hölle. Die anderen aber, auch sie fielen und fielen. Aber sie blieben immer weiter zurück – und dann versteckten sie sich im Untersberg und andere in den Seen und sonst wo. Und das sind heute die Untersbergleute, von denen wir heute so viel erzählen.“

Höhlenrettungschef Rudi Hiebl, JVA-Leiter Florian Zecha, Bergwacht-Bereitschaftsleiter Siegfried Fritsch und Schreinermeister Georg Wimmer von der JVA (von links).