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44-jährige Frau und 53-jähriger Mann finden am Beginn der Gipfelschlucht den weiteren Verlauf des Berchtesgadener Wegs nicht und übernachten von Freitag auf Samstag in Biwakhöhle

SCHÖNAU AM KÖNIGSSEE/FORST SANKT BARTHOLOMÄ – Die Bergwacht Berchtesgaden und die Besatzung des Polizeihubschraubers „Edelweiß 2“ konnten am Samstagnachmittag trotz der durch den Föhnsturm über lange Zeit hinweg schwierigen Flugbedingungen in einem günstigen, windstilleren Augenblick zwei unverletzte Bergsteiger aus der Watzmann-Ostwand mit der Rettungswinde aufnehmen und ausfliegen. Durch den Rettungsflug blieb den Bergsteigern eine weitere Biwak-Nacht bei wesentlich frischerer Witterung und der Bergwacht Berchtesgaden ein personalintensiver, zeitaufwendiger bodengebundener Einsatz erspart.

Die 44-jährige Frau und der 53-jährige Mann aus Oberbayern und Mittelfranken waren bereits am Freitagmorgen in die Ostwand eingestiegen und hatten dann oberhalb der Biwaklöcher am Beginn der Gipfelschlucht Probleme, den weiteren Verlauf des Berchtesgadener Wegs zu finden, weshalb sie die Nacht bei verhältnismäßig milder Witterung im großen Biwakloch verbrachten. Auch am Samstagmorgen fanden sie nicht weiter nach oben und beschlossen dann, wieder in Richtung Eiskapelle abzusteigen, verwarfen die Entscheidung  dann aber aufgrund des im Abstieg doch wesentlich anspruchsvolleren Geländes wieder.

Als gegen 10.45 Uhr der Notruf des Duos in der Leitstelle Traunstein eingegangen war, forderte der Einsatzleiter einen Heli an, wobei die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ aufgrund der hohen Windgeschwindigkeiten von rund 80 Stundenkilometern keine Chance hatte, die Einsatzstelle mit dem Rettungstau anzufliegen und deshalb nach einer Zwischenlandung in der Schönau ohne Versuch wieder zur Station nach Traunstein zurückkehrte. Die Leitstelle und der Einsatzleiter organisierten dann einen Heli mit Rettungswinde; „Edelweiß 2“ traf am frühen Nachmittag in der Schönau ein, konnte aber zunächst aufgrund der starken Windböen ebenfalls nicht näher an die Felswand fliegen. Die Heli-Crew und die Bergwacht warteten deshalb zunächst am Schneewinkl-Landeplatz und dann in Sankt Bartholomä auf der Halbinsel Hirschau direkt unterhalb der Ostwand auf einen günstigen Augenblick.

Gegen 15 Uhr flachte der Sturm dann so weit ab, dass die Einsatzkräfte die Chance nutzten und einen Rettungsversuch starteten, zumal die weitere Prognose mit einer bereits recht nahen Regenfront alles andere als gut war. Während der Anflug aufgrund der immer noch recht hohen Windgeschwindigkeiten durchaus anspruchsvoll war, war es im Bereich der Einsatzstelle in rund 1.900 Metern Höhe geländebedingt durch die Nähe zur Felswand so ruhig, dass ohne größeres, unkalkulierbares Risiko ein Retter mit der Winde zu dem Duo abgelassen werden konnte. „Edelweiß 2“ nahm beide Bergsteiger jeweils zusammen mit dem Retter per Winde auf und flog sie dann direkt zum Schneewinkl-Landeplatz aus. Das eingespielte Team absolvierte den Winden-Einsatz sehr rasch in nur wenigen Minuten. Unmittelbar nach der Rettung fing es an zu regnen; eine halbe Stunde später war die Einsatzstelle dann in Wolken, die jeden weiteren Rettungsflug unmöglich gemacht hätten. Die Bergwacht Berchtesgaden brachte die Bergsteiger anschließend noch zu ihrem Auto am Großparkplatz Königssee zurück und war bis 16 Uhr im Einsatz.

Vermeintlicher Bergwaldbrand am Untersberg
„Edelweiß 2“ musste auf dem Heimflug dann noch einen vermeintlichen Bergwaldbrand am Reichenhaller Hochthron (Hirschangerkopf) an der Landesgrenze auf der Nordwestseite des Untersbergs abklären. Besorgte Bürger aus Bad Reichenhall, Bayerisch Gmain und Bischofswiesen hatten über Notruf starke Rauchentwicklung und offene Flammen gemeldet, die bis nach Karlstein zu sehen waren. Aus der Luft war aber dann sichtbar, dass es sich um kontrollierte, bewachte und mit Steinen eingegrenzte Feuerstellen handelt, die auch bei der Salzburger Landeswarnzentrale angemeldet waren. Helfer hatten die Vierkaser-Almfläche wieder freigeschnitten (Schwenden) und die abgeschnittenen Latschen dann verbrannt, wobei der starke Wind die Feuer anfachte und es für externe Beobachter wirkte, als seien sie außer Kontrolle geraten.