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Verfasser: Markus Leitner, aktualisiert am 19.10.04 um 23:45 Uhr

Hubschrauberfortbildung der Bergwacht-Bereitschaften im Abschnitt Chiemgau

Berchtesgadener Land (ml) – Schwieriges Gelände im Gebirge macht Rettungsaktionen von Verunfallten oder Vermissten oftmals zu langwierigen und komplizierten Missionen für die ehrenamtlichen Helfer der Bergwacht. In der Kombination mit dem Hubschrauber kann schnelle Hilfe auch in unerreichbaren Regionen beim Patienten ankommen und eine optimale Versorgung garantieren. Zusammen mit den Piloten der Bundesgrenzschutz-Fliegerstaffel-Süd auf dem Rettungshubschrauber Christoph 14 und Ärzten des Krankenhauses Traunstein trainierten die Bergwachtmänner in diesen Tagen den Umgang mit dem Luftrettungssack am Bergetau. Die richtige Kommunikation im Team zwischen Pilot, Bodenpersonal und Bergretter ist dabei die Grundvoraussetzung für einen reibungslosen Ablauf der gefährlichen Rettungsmissionen.
3 bis 4 mal jährlich finden in der Region Übungen in Zusammenarbeit mit dem Hubschrauber statt, um die Freiwilligen der Bergwacht-Bereitschaften für ihren Einsatz im Ernstfall vorzubereiten und das richtige Zusammenspiel im Team zu trainieren. Der Umstand von bis zu 10 unterschiedlichen Systemen in der Luftrettung und verschiedenen Anbietern und Maschinen machte die Ausbildung der 5000 Bergwachtler in Bayern zu einem aufwändigen Unternehmen, das viel Zeit in Anspruch nahm, aber mittlerweile auf dem Boden verbindlicher Standards Fuß gefasst hat. Im Abschnitt Chiemgau kümmert sich Geschäftsführer Christian Gritsch um die ständige Aus- und Weiterbildung der 15 Bereitschaften von Marktschellenberg bis Altötting, um ein größtmögliches Maß an Sicherheit und Qualität bei Einsätzen zu garantieren. Oberhalb von Adlgaß bei Inzell in der Nähe des Frillensees trainierten die Ehrenamtlichen unter der Führung von Übungsleiter Wolfgang Maier den Umgang mit dem Gebirgsbergesack, wobei das Hauptaugenmerk auf der korrekten Verständigung zwischen Pilot, Bodenpersonal und Retter am Tau lag, da nur im perfekten Zusammenspiel die Gefahr solcher Aktionen auf ein Minimum reduziert werden kann. Gleichzeitig läuft eine Übung mit den SAR-Hubschraubern der Bundeswehr in der Ramsau. Den ganzen Tag über stieg Christoph 14 immer wieder Richtung Gamsknogel auf und transportierte die Helfer auf den Berg, wobei mehrere Durchgänge mit oder ohne zusätzlichen Patientenmimen im Bergesack den Fortbildungseffekt auf verschiedene Aspekte fokussierten. Wechselhaftes Wetter mit Nieselregen und leichten Windböen machte den Rettern kaum zu schaffen, die sich nach dem Motto „bei jedem Wetter in jedem Gelände“ am Tau hängend durchschaukeln ließen. Auch für die Piloten vom Bundesgrenzschutz sind die regelmäßigen Übungen unabdingbar, um das notwendige Feingefühl für die Maschine bei solch komplizierten Aktionen stetig zu sensibilisieren. Dennoch hilft auch modernste Technik nicht weiter, wenn Dunkelheit, Nebel oder Sturm den Einsatz aus der Luft verhindern und die Bergwachtler auf sich alleine gestellt sind. Wie in früheren Zeiten erfolgt dann der Aufstieg zu Fuß, und der Patient wird nach der Versorgung mühsam und auf langem Weg ins Tal befördert.
Neben der Festtaubergung sind die Ehrenamtlichen auch auf den Umgang mit der Rettungswinde geschult, wie sie die Bayerische Polizei oder die ADAC-Luftrettung auf ihren Maschinen in München und Murnau einsetzt. Ein Zwischenlanden des Hubschraubers zur Aufnahme des Patienten entfällt hierbei und der Verletzte kann direkt in der Luft auf die Trage im Innern umgelagert werden. Wird ein Verunfallter am Bergetau hängend warm eingehüllt ins Tal geflogen, so bleibt ein Arzt ebenfalls ständig am Seil hängend zur Überwachung dabei. Diese Erfahrung durften bei der Übung einige Ärzte des Krankenhauses Traunstein teilen. Vom Hubschrauber aus wird der Pilot durch einen weiteren Helfer unterstützt, der Seil und Bergretter ständig im Auge behält.
Trotz modernster Technik und ständiger Übung sind die Gefahren, denen sich die Retter aus Überzeugung immer wieder aussetzen, nicht zu verkennen und können durch Fortbildung und professionelles Personal nur reduziert, aber nicht aufgehoben werden.