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Verfasser: Markus Leitner, aktualisiert am 16.8.04 um 18:21 Uhr

Erster ehrenamtlicher Blutspendedienst in Bayern - Blutspendedienst Berchtesgaden feiert Geburtstag

BERCHTESGADEN (ml) – Seit einem halben Jahrhundert existiert der Blutspendedienst Berchtesgaden, der einerseits ein paar Wochen vor der Gründung des Blutspendedienstes in Regensburg der erste ehrenamtlich geleistete in ganz Bayern war und der einzige ist, der über die Grenzen hinweg betrieben wird, denn in Berchtesgaden führt das Österreichische Rote Kreuz die Blutentnahmen durch und nicht wie üblich der BRK-Blutspendedienst. Seit am 9. September 1953 unter Federführung des damaligen BRK-Kreiskolonnenführers Toni Leitner und des Arztes Dr. Hans Wolfgang Roth die ersten 64 Blutentnahmen im Krankenhaus Berchtesgaden durchgeführt wurden, betreut der Blutspendedienst des Österreichischen Roten Kreuzes den südlichen Landkreis im Berchtesgadener Land mit. Im Rahmen einer Feierstunde im Feuerwehrhaus Berchtesgaden bekundeten Ehrengäste aus dem Salzburger Raum, aber auch vom Bayerischen Roten Kreuz in ihren Grußworten ihr Wohlwollen in Bezug auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, die einzigartige Charakterzüge besitzt. Neben der BRK-Präsidentin Christa Prinzessin von Thurn und Taxis, dem BRK-Kreisvorsitzenden Martin Seidl und Kreisgeschäftsführer Tobias Kurz waren auch der zweite Präsident des Salzburger Landtages, Johann Holztrattner sowie der Vizepräsident des ÖRK-Landesverbandes Salzburg, Komerzialrat Josef Wenger anwesend. Direktor Walter Bermoser und Toni Holzer vom Blutspendedienst Salzburg sowie der Geschäftsführer des BRK-Blutspendedienstes, Leonhard Stärk und die Gebietsreferentin Gisela Geissler nahmen ebenfalls an der Feier teil.
Anlässlich des 50jährigen Jubiläums fand bereits am 29. Juli ein Sonderspendetermin im Jugendheim Berchtesgaden statt, bei dem die rekordverdächtige Zahl von 250 Konserven abgenommen wurde. Der Blutspendedienst Berchtesgaden wurde im September 1953 gegründet und wird seitdem, einzigartig in ganz Bayern, grenzüberschreitend vom Österreichischen Roten Kreuz, Landesverband Salzburg betreut. In einem geschichtlichen Rückblick ging Kreisgeschäftsführer Tobias Kurz auf die Gründung im Jahr 1953 ein und freute sich die Tochter des Blutspende-Initiators Dr. Hans Wolfgang Roth, Frau Dr. Deppisch-Roth als Ehrengast begrüßen zu dürfen. Neben mehreren Bürgermeistern des südlichen Landkreises waren auch die Vorstandschaft des BRK-Kreisverbandes sowie zahlreiche ehrenamtliche Helfer anwesend. Kurz lobte den außerordentlichen Einsatz von Anton Ilsanker, der mit großem Engagement seit vielen Jahren die Blutspende in Berchtesgaden organisiert. Ebenso ehrte er Helene Gruber, die seit der Gründung im Jahr 1953 bis heute ehrenamtlich bei den Terminen mitarbeitet. Über Jahre hinweg habe zudem Franz Renoth von der Freiwilligen Feuerwehr die Bevölkerung mit dem Lautsprecherwagen über die Spendentermine informiert. Kurz bedankte sich bei Bürgermeister Rudolf Schaupp für die Bereitstellung der Räumlichkeiten für die Blutspende und beim Berchtesgadener Bauerntheater, das seit Beginn der Blutspende in seinen Räumen kostenlos Weihnachtsfeiern und Aufführungen für Spender und Helfer veranstaltet und damit das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt.
Als am 4. September 1953 das Konzept zur Gründung des Blutspendedienstes Berchtesgaden von BRK-Kreiskolonnenführer Toni Leitner und dem Arzt Dr. Hans Wolfgang Roth aus dem Krankenhaus Berchtesgaden im Berchtesgadener Anzeiger veröffentlicht wurde, ereignete sich noch am selben Tag ein schwerer Verkehrsunfall in der Locksteinstraße, bei dem insgesamt sieben Menschen starben und 18 teils schwer verletzt wurden. Das damals dringend benötige Blut kam aus Salzburg, was die Notwendigkeit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit hautnah untermauerte. Die nächsten Blutbanken auf deutschem Boden wären in München und Regensburg gewesen und waren zu dieser Zeit noch hinsichtlich ihrer Kapazitäten stark eingeschränkt. Komplizierte Regelungen zur Devisenbewirtschaftung machten aber erhebliche Schwierigkeiten bei der Bezahlung der gelieferten Konserven, außerdem verfügte die Salzburger Blutzentrale auch nur über eine begrenzte Zahl an Konserven. So lag es nahe, die Salzburger Blutzentrale direkt durch Blutspenden wieder zu bedienen.
Mittlerweile ein halbes Jahrhundert wandert Berchtesgadener Blut in die Salzburger Blutzentrale, um dort in weiterbehandelter Form für Notfälle diesseits und jenseits der salzburgerisch-bayerischen Grenze zur Verfügung zu stehen. So hat sich im Berchtesgadener-Salzburger Raum über 50 Jahre ein Brauch erhalten, der weltweit eine Besonderheit darstellt. Ist Berchtesgaden doch der einzige Ort, an dem ein ausländisches Team die Blutentnahmen durchführt. Ein Stück EUREGIO, vorgelebt, lange bevor das Wort überhaupt existierte.
Jährlich werden laut Toni Holzer vom Blutspendedienst des ÖRKs rund 36.000 Konserven für die Salzburger Krankenhäuser abgenommen, 800 bis 1000 davon kämen allein aus Berchtesgaden. Die Berchtesgadener Spender seien zuverlässiger und treuer als die Stadtmenschen, denn besonders die Landbevölkerung besitze die Sensibilität, sich aktiv für das Gemeinwohl einzusetzen. Zudem sei die Betreuung der Spendetermine in Berchtesgaden durch die Ehrenamtlichen der Bereitschaft erstklassig und würde zum regelmäßigen Spenden locken, so Holzer in seiner Ansprache.
Der zweite Präsident des Salzburger Landtages, Johann Holztrattner beklagte, dass es immer noch zu Engpässen in der Versorgung des Salzburger Landes mit Blutkonserven käme. Besonders die Bewohner der Stadt Salzburg seien ausgesprochene Spendemuffel, so Holztrattner missmutig. Es sei den besonderen Verdiensten der Ehrenamtlichen des Roten Kreuzes zuzuschreiben, die Großartiges in der Terminbetreuung leisten, so dass sich die Lage auf dem Land wesentlich besser darstelle. Neben Direktor Walter Bermoser und seinem Nachfolger Toni Holzer vom Blutspendedienst Salzburg waren auch der Vizepräsident des ÖRK-Landesverbandes Salzburg, Komerzialrat Josef Wenger, Uwe Nündel und der ärztliche Leiter des Blutspendedienstes, Hofrat Dr. Ulf Postuvanschitz bei der Feierstunde im Berchtesgadener Feuerwehrhaus anwesend.
Die amtierende Präsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes, Christa Prinzessin von Thurn und Taxis bemerkte anerkennend, dass große Ideen zumeist auf dem Land und nicht in den Städten geboren werden, denn die Not der Situation zwinge die Menschen, schnell und unbürokratisch eine Lösung zu finden, wie es auch beim Blutspendedienst Berchtesgaden der Fall war. Manchmal sei der kurze Weg der Praxis besser als der lange und umständliche Umweg über die Politik, so die Prinzessin. Es sei weitaus schwieriger in Städten, Leute zu motivieren, ehrenamtlich tätig zu werden. In der Not rücken die Menschen besonders auf dem Land zusammen und erkennen, dass jeder mit anpacken muss, damit das Gemeinwohl keinen Schaden nimmt. Menschen müssten auch in Zukunft in die Belange der Gesellschaft mit eingebunden werden, denn alle Aufgaben könne der Staat alleine ohne Ehrenamt nicht bewältigen. In Bezug auf den Blutspendedienst Berchtesgaden stelle sich die Frage, wie man die langjährige gute Zusammenarbeit noch weiter intensivieren könne. Die amtierende BRK-Präsidentin ist selbst im Kreisverband Ostallgäu ehrenamtlich tätig und ist sich daher der Notwendigkeit eines guten nachbarschaftlichen Verhältnisses zu den österreichischen Freunden bewusst, da dadurch vieles einfacher wird. Gemeinsam müsse man sich neuen Herausforderungen stellen und diese bewältigen, denn besonders die neuen EU-Länder würden auch in Sachen Blutspenden das BRK zur Nachbarschaftshilfe aufrufen, um deren System zu optimieren.
In Bayern deckt der BRK-Blutspendedienst 80 Prozent des Gesamtbedarfs ab, und viele chirurgische Eingriffe wären auch heute ohne Blutkonserven nicht möglich. „Ohne Blut geht nichts“, so die Präsidentin des BRKs. In der Bevölkerung müsse der Sinn dafür geschärft werden, dass man sich mit einer ehrenamtlichen Blutspende selbst schützt. Es dürfe kein Geld, sondern nur eine Anerkennung wie eine Brotzeit für die geleistete Blutspende geben, meinte die Prinzessin, damit Blut nicht vollkommen zur Ware degradiert wird, sondern ein Gut von und für die Allgemeinheit bleibe. Mit hohem technischen Aufwand und dem Ziel sicherer Blutprodukte werden auch die Blutspenden aus dem Salzburger Land und dem Bundesland Tirol im BRK-Labor bei Würzburg auf HIV und Hepatitis B und C getestet, was allgemein Kosten spart und den Charakter der Grenzenlosigkeit untermauert, der ein Grundsatz des Roten Kreuzes ist.
Stellvertretend für alle Ehrenamtlichen der BRK-Bereitschaft Berchtesgaden bedankte sich Christa Prinzessin von Thurn und Taxis bei Helene Gruber, die von Anfang an bei den Blutspenden in Berchtesgaden ehrenamtlich mit dabei war und auch heute noch aktiv ist.
„Es muss nicht immer alles politisch geregelt werden“, denn die Ehrenamtlichen würden oftmals ihren eigenen Weg finden, so der BRK-Kreisvorsitzende und Alt-Landrat Martin Seidl. Man müsse den Freiwilligen mehr Spielraum einräumen, damit Problemlösung funktioniere. Nicht nur in Belangen der Blutspende, sondern auch in Bezug auf Rettungsdienst und Feuerwehr habe das Berchtesgadener Land schon jahrzehntelang mit den Salzburger Nachbarn zusammengearbeitet, wobei die Menschen die Grenze niemals als solche empfunden haben. Es sei schade, dass immer weniger Jugendliche und Erstspender zur Blutspende kämen, so Seidl, der die Öffentlichkeit zu mehr Initiative aufrief.
Aus der Hand des Geschäftsführers des BRK-Blutspendedienstes, Leonhard Stärk und der Gebietsreferentin Gisela Geissler erhielten Anton Ilsanker und Toni Holzer jeweils ein kleines Geschenk, das das Wohlwollen und die Anerkennung des BRKs hinsichtlich der Eigenständigkeit in Berchtesgaden verkörpern soll. Für ihre besonderen Verdienste bei der Blutspende in Berchtesgaden wurden Helene Gruber und Anton Ilsanker vom Vizepräsidenten des ÖRK-Landesverbandes Salzburg, Komerzialrat Josef Wenger und vom zweiten Präsidenten des Salzburger Landtages, Johann Holztrattner mit der ÖRK-Verdienstmedaille in Silber ausgezeichnet. BRK-Kreisgeschäftsführer Tobias Kurz nahm nach eigener Auffassung stellvertretend für alle Ehrenamtlichen überrascht die ÖRK-Verdienstmedaille in Bronze entgegen.

Zahlreiche
Zahlreiche Ehrengäste kamen nach Berchtesgaden, um in ihren Grußworten ihr Wohlwollen in Bezug auf den einzigen grenzüberschreitenden Blutspendedienst kundzutun: Neben der BRK-Präsidentin Christa Prinzessin von Thurn und Taxis waren auch der zweite Präsident des Salzburger Landtages, Johann Holztrattner sowie der Vizepräsident des ÖRK-Landesverbandes Salzburg, Komerzialrat Josef Wenger anwesend. Direktor Walter Bermoser und Toni Holzer vom Blutspendedienst Salzburg sowie der Geschäftsführer des BRK-Blutspendedienstes, Leonhard Stärk und die Gebietsreferentin Gisela Geissler nahmen ebenfalls an der Feier teil.
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Der zweite Präsident des Salzburger Landtages, Johann Holztrattner überbrachte seine Grußworte. Im Hintergrund Toni Holzer vom Blutspendedienst Salzburg und BRK-Kreisgeschäftsfüher Tobias Kurz.
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Der Geschäftsführer des BRK-Blutspendedienstes, Leonhard Stärk (links) und Gebietsreferentin Gisela Geissler (rechts) überreichten Toni Holzer von Salzburger Blutspendedienst und Anton Ilsanker als Organisator der Blutspende-Termine in Berchtesgaden (von links) als Anerkennung für ihr Engagement ein kleines Geschenk. Das BRK befürwortet die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und freut sich über den enormen Erfolg beim diesjährigen Sommertermin mit 250 Blutspenden in Berchtesgaden. Gisela Geissler, Anton Ilsanker, Tobias Kurz, Alt-Kreisgeschäftsführer Edi Schmid und Leonhard Stärk (von links).
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Aus der Hand des Vizepräsidenten des ÖRK-Landesverbandes Salzburg, Komerzialrat Josef Wenger, erhielt BRK-Kreisgeschäftsführer Tobias Kurz die bronzene Verdienstmedaille des ÖRKs.
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Christa Prinzessin von Thurn und Taxis freute sich über das grenzüberschreitende Engagement und die Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Roten Kreuz in Belangen der Blutspende. Selbst ehrenamtlich im BRK-Kreisverband Ostallgäu tätig ist sich die amtierende BRK-Präsidentin der Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit den österreichischen Nachbarn bewusst. Im Hintergrund ist Toni Holzer vom Blutspendedienst Salzburg zu sehen.