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Verfasser: Sabine Inneberger, aktualisiert am 16.8.04 um 17:44 Uhr

Einsatzkräfte des Roten Kreuzes Berchtesgadener Land erhalten Bundesmedaille „Fluthilfe 2002“

BAD REICHENHALL (si) - Eine Spur der Verwüstung ungeahnten Ausmaßes blieb zurück, als im vergangen Jahr die Flut Deutschland überschwemmte. Während sich die Lage im Süden des Bundesgebietes relativ schnell wieder normalisierte, hatten die Menschen vor allem im Osten schwer zu kämpfen. Nachdem sich die Hochwasserlage in und um Dresden immer mehr zuspitzte, wurden auch Einsatzkräfte aus Bayern alarmiert, um bei den Evakuierungs- sowie Betreuungsmaßnahmen zu helfen. Mit insgesamt 1.840 Helfern des Bayerischen Roten Kreuzes startete ein riesiger „Blaulicht-Konvoi“ in Richtung Dresden, darunter auch 19 Mitglieder des Landkreis-BRK. Doch mit vereinten Kräften konnten die notwendigen Maßnahmen bewältigt und den Opfern Soforthilfe geleistet werden. Für ihr außerordentliches Engagement bei der Fluthilfe im Landkreis sowie in Sachsen sind am Mittwoch drei Mitglieder des Bayerischen Roten Kreuzes, Ludwig Wetzelsberger, Andreas Rautter und Peter Graf, von Landrat Georg Grabner im Namen des Bundesinnenministers Otto Schily und des Bundesverteidigungsministers Peter Struck mit der Einsatzsmedaille „Fluthilfe 2002“ ausgezeichnet worden. „Dieser Termin zählt zu den angenehmsten, die es gibt, wenn es einmal nicht ums Geld geht“, betonte Landrat Georg Grabner mit einem Schmunzeln zu Beginn seiner Laudatio. Als er Anfang Dezember mit einer Delegation dem Weisseritzkreis in Sachsen einen Besuch abstattete, zeigte er sich erschüttert angesichts des Ausmaßes der Flutschäden und ihm wurde bewusst, was die Leute dort überhaupt mitgemacht haben mussten, resümierte der Landkreischef. „Menschen, die auf sich alleine gestellt sind, müssen hier verzweifeln. Deswegen ist es gut, wenn es Leute gibt, die helfen.“ Den Dienst, den die Einsatzkräfte geleistet haben, schätzt Grabner als außerordentlich hoch ein. Und so überreichte er im Namen des Bundesinnenministers Otto Schily und des Bundesverteidigungsministers Peter Struck den Einsatzleitern des Landkreis-BRK, Ludwig Wetzelsberger und Andreas Rautter, die Flutmedaille 2002. Der Dritte im Bunde, Peter Graf, konnte bei der offiziellen Verleihung nicht anwesend sein, er wird seine Auszeichnung voraussichtlich im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Kreis-BRK erhalten. Der Landrat resümierte, dass das „Rot-Kreuz-Urgestein“ Wetzelsberger, wie er den hauptamtlichen Rettungsassistenten aus Ainring nannte, sowohl beim BGL-Hochwasser, als auch in Sachsen, obwohl er krankgeschrieben war, seine Leistungen voll einbrachte. Auch der 32-jährige Andreas Raut-ter, ebenfalls hauptamtlicher Rettungsassistent, fungierte wie Wetzelsberger als Einsatzleiter. Peter Graf, ehrenamtlicher Leiter der Wasserwacht Freilassing-Ainring, löste seine beiden Kollegen nach vier Tagen als Einsatzleiter beim „Sachsen-Hochwasser“ ab. Grabner bezeichnete die Geehrten als „Aushängeschilder des Landkreises“, sie haben ein Zeichen für ein positives Zusammen gesetzt. „Vergelts Gott für Euer Engagement, solche Leute brauchen wir“, waren die abschließenden Worte des Landkreischefs.
Ludwig Wetzelsberger dankte im Zuge seiner Ehrung allen Helfern, die sich beim Jahrhunderthochwasser engagiert haben. Als beeindruckendstes Erlebnis bei der Hilfsaktion empfand der Einsatzleiter den riesigen „Blaulicht-Konvoi“ auf der Autobahn, als ab München rund 650 BRK-Fahrzeuge gen Dresden rollten. Zudem berichtete er von einem Gespräch mit einer älteren Dame aus Dresden, die die Situation vor Ort mit einer Nacht am Ende des Zweiten Weltkrieges verglich. Nicht nur Krankenhäuser und Altenheime, sogar ganze Straßenzüge und Stadtteile waren in der Landeshauptstadt zu evakuieren. „Ab und zu hatten wir Schwierigkeiten, denn manche Leute wollten ihre Häuser einfach nicht verlassen. Und die Menschen, die schon in Sicherheit waren, konnten nicht verstehen, warum es plötzlich so viele Einsatzkräfte vor Ort gab. Aber im Großen und Ganzen war die Reaktion der Menschen dort doch positiv“, erzählt Ludwig Wetzelsberger.
Die Frage nach Angstgefühlen konnten beide Geehrten nur verneinen. „In dieser Situation verdrängt man solche Emotionen, Ängste werden einem erst im Nachhinein richtig bewusst“, unterstreicht Andreas Rautter.
Und wieder einmal mehr wurde hier deutlich, wie enorm wichtig selbstloses Engagement und der Dienst am Nächsten in Notsituationen ist.

Glückliche
Glückliche Gesichter bei der Verleihung der „Flutmedaille 2002“ im Landratsamt in Bad Reichenhall: Mitglied des BRK-Kreisausschusses Ernst Zauner, Kreisgeschäftsführer Tobias Kurz, die geehrten Einsatzleiter Andreas Rautter und Ludwig Wetzelsberger sowie Landrat Georg Grabner (von links). Auf dem Bild fehlt Peter Graf von der Wasserwacht Freilassing-Ainring, der ebenfalls als Einsatzleiter in Dresden tätig war.