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Verfasser: Markus Leitner, aktualisiert am 16.8.04 um 10:52 Uhr

Hand-in-Hand-Arbeit - BRK, Feuerwehr, THW und Wasserwacht üben Hilfe bei Verkehrsunfall

AINRING (ml) – Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Organisationen noch weiter zu verbessern und neue Wege in der Einsatzbewältigung zu finden war das Ziel einer großen Übung auf der Ulrichshögler Straße im Gemeindebereich von Ainring, bei der ein Verkehrsunfall mit zwei Fahrzeugen und neun zum Teil scher verletzten Patienten gekonnt simuliert und bewältigt wurde. Neben der Freiwilligen Feuerwehr Ainring und den Sanitäts- und Betreuungs-Schnelleinsatzgruppen des BRKs aus Ainring, Freilassing und Laufen nahm auch das THW Berchtesgadener Land und die Schnelleinsatzgruppe der Wasserwacht Freilassing-Ainring am real inszenierten Einsatztraining teil.

Unmittelbar oberhalb der Kirche auf der schmalen Ulrichshögler Straße finden die ersteintreffenden Helfer der Freiwilligen Feuerwehr Ainring ein stark demoliertes Unfallfahrzeug mit mehreren teilweise eingeklemmten Personen vor, die umgehend erstversorgt werden, während Kollegen mit der Ausleuchtung der Einsatzstelle beginnen und dabei ein zweites Fahrzeug finden, das überschlagen unterhalb der Straße im Bachbett liegt. „Eigentlich ein ganz normaler Verkehrsunfall, der aber aufgrund der vielen Verletzten alle Kapazitäten erforderlich macht“, so Feuerwehrkommandant Martin Waldhutter. Da die Helfer der Feuerwehr wenige Minuten zuvor noch mit einem Realeinsatz gebunden sind, wobei angeblich eine ätzende Flüssigkeit auf einem Parkplatz in Mitterfelden ausläuft, verzögert sich der Übungsbeginn. Schon im Vorfeld verfolgen interessierte Anwohner und Gäste das spektakuläre Übungsschauspiel. Fast zeitgleich mit der Feuerwehr trifft der erste Rettungswagen des BRKs (RK/BY 1656) mit Notarzt ein, wobei das Team sofort beginnt, sich einen Überblick über die Zahl der Verletzten und den Schweregrad zu verschaffen sowie über Funk weitere Kräfte nachfordert. Die Sanitätseinsatzleitung (SanEl), bestehend aus dem Organisatorischen Leiter (OrgL) Markus Zekert und dem Leitenden Notarzt (LNA) Dr. Christian Wagner erkennt die Brisanz der Lage und alarmiert die BRK-Schnelleinsatzgruppen (SEGen) Ainring, Freilassing und Laufen, die wenig später mit zwei weiteren Notärzten und 40 Helfern am Einsatzort eintreffen und umgehend das beheizte Schnelleinsatzzelt als Patientensammelstelle errichten.
Bei größeren Bränden oder Hochwasser ist es üblich, dass die Feuerwehr das THW zur Unterstützung hinzuzieht. Um die Zusammenarbeit zu trainieren, nehmen die Helfer in Blau auch bei der Verkehrsunfallsimulation teil und leisten an allen Einsatzabschnitten wertvolle Hilfe. Dank der perfekten Ausleuchtung sind selbst stockdunkle Stellen im Wald schnell taghell, wodurch die Arbeit am Patienten und bei der Rettung aus den Unfallfahrzeugen wesentlich erleichtert wird. Rund 40 Feuerwehrmänner sichern die Unfallstelle ab, unterstützen das Rote Kreuz bei der Patientenversorgung oder retten die Verletzten mit dem hydraulischen Rettungssatz aus den Autowracks. Zudem wird der Brandschutz sichergestellt und kontrolliert, ob kein Öl oder Benzin in den nahen Bach läuft. Die Jugendfeuerwehr packt ebenfalls tatkräftig beim Patiententransport mit an oder stellt die vom Jugendrotkreuz gruslig präparierten Unfallmimen.
Auch die Wasserwacht Freilassing nimmt mit acht Helfern an der Übung teil und leistet wertvolle Hilfe bei der Rettung der Verunfallten aus dem teilweise steilen Bachbett. Die Übungsleiter Michael Geiger und Thomas Schlosser betonen die Notwendigkeit, auch Einheiten bei Übungen mit einzubeziehen, die im Realfall vielleicht nicht selbstverständlich alarmiert werden, aber dennoch einen entscheidenden Beitrag leisten können. „Nur wenn man die Arbeit der anderen Organisation aus einer Übung kennt, klappt das Zusammenspiel im Realfall“, so Feuerwehrkommandant Martin Waldhutter bei der Nachbesprechung mit Brotzeit im BRK-Haus Ainring, wo der Wunsch nach einer weiteren gemeinsamen Übung mit dem Thema „Wohnhausbrand“ laut wurde.
Markus Zekert ist als Einsatzleiter der BRK-Kräfte höchst zufrieden mit dem Übungsverlauf, da alle Helfer unabhängig ihrer Zugehörigkeit zu Feuerwehr, Rettungsdienst, Wasserwacht oder THW Hand-in-Hand bei der Versorgung und Rettung arbeiten. Dank einer improvisierten Unterstützungsgruppe für die Sanitätseinsatzleitung (UG-SanEl) und eines Rotkreuz-Verbindungsmannes für die Feuerwehr wird der Organisatorische Leiter während des zweistündigen Verlaufs entlastet und die Kommunikation optimiert, so dass er sich zusammen mit dem Leitenden Notarzt ganz auf die Verletztenregistrierung konzentrieren kann. Die Bilanz des schweren Verkehrsunfalls, wie er sich jeden Tag auf den Straßen im Berchtesgadener Land ereignen kann, macht dennoch deutlich, wie schnell die Grenzen des Machbaren im Sanitätsbereich auf dem Land erreicht sind und welche verheerenden Folgen die nach einer Effektivitätsstudie geplante Kürzung von Rettungsdienstfahrzeugen aus Kostengründen für den Patienten hätte. Umso wichtiger erscheint es in Zeiten knapper Kassen den ehrenamtlichen Bereich zu fördern und eine Einsatzreserve für größere Zwischenfälle unbedingt aufrecht zu erhalten. Wenn der herkömmliche Rettungsdienst reduziert wird, müssen qualifizierte und gut ausgebildete ehrenamtliche Helfer wie bei der BRK-Bereitschaft Freilassing unterstützt werden, um die Sicherheit der Bevölkerung zu garantieren. Eingespielte Handlungsabläufe von selbständig arbeitenden Teams, wie bei der Einrichtung der Verletztensammelstelle und des Krankenwagenhalteplatzes entlasten die Führungskräfte ungemein und zeugen von einem hohen Ausbildungsstand.
Nach ungefähr eineinhalb Stunden sind drei schwer, zwei mittelschwer und vier leicht Verletzte stabilisiert und auf den Weg in die Zielkrankenhäuser. Über 100 Helfer aller Organisationen sind allein bei dieser Übung im Einsatz, um nur neun Patienten zu retten. Ehrenamtliches Engagement, das oft zu wenig wahrgenommen wird.