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Verfasser: Tobias Kurz, Markus Leitner, Foto: Michael Koch, aktualisiert am 18.5.04 um 22:08 Uhr

Pressekonferenz am 30. Januar 2004 im Landratsamt Berchtesgadener Land

Rettungsdienstliche Versorgung im südlichen Landkreis insbesondere am Wochenende:

Ein extremer Einschnitt in die Versorgungssicherheit ergibt sich im Landkreis an den Wochenenden. Derzeit sind tagsüber vier Rettungswagen und drei Krankenwagen im Einsatz, wobei die Krankenwagen alle aus Mitteln des BRK-Kreisverbandes so ausgerüstet wurden, dass sie als Rettungswagen eingesetzt werden können und dies in der Regel auch tatsächlich geschieht. Laut TRUST-Gutachten ist für diesen Zeitraum eine Reduzierung der Vorhaltung auf vier Rettungswagen und nur noch ein Krankenwagen vorgesehen (- 29%). Dies ist für uns aufgrund des tatsächlichen Einsatzgeschehens insbesondere für den südlichen Landkreis nicht vorstellbar und wird zu dramatischen Versorgungslücken führen. Der innere Landkreis weist an schönen Wochenendtagen bereits ab dem späten Vormittag Spitzenwerte auf. Das Gebiet südlich von Hallthurm kann dabei im Bedarfsfall aufgrund seiner geographischen Besonderheiten nur von Bad Reichenhall aus unterstützt werden. Auch eine Versorgung vom angrenzenden Österreich aus ist aufgrund der Berge nicht möglich. Die Anfahrtswege zu den Ski- und Ausflugsgebieten sind dann aber völlig inakzeptabel (> 30 Minuten). Darüber hinaus verlängern sich in den Wintermonaten die Einsatzzeiten bei Schnee- oder Eisglätte in diesem Gebiet ohnehin oft erheblich und der ersatzweise Rettungswagen aus Bad Reichenhall verfügt über keinen Allradantrieb. Der südliche Landkreis ist ein klassisches Urlaubsgebiet, aber auch ein sehr stark nachgefragtes Tagesausflugsgebiet. Daneben finden hier eine ganze Reihe von sportlichen Großveranstaltungen statt wie Weltmeisterschaften und Weltcuprennen an der Kunsteisrodelbahn am Königssee, diverse FIS-Rennen im Slalom und Snowboard am Götschen und internationale Skispringen am Olympiastützpunkt Kälberstein. Hinzu kommen die zahlreichen Einsätze der Bergwacht an den vier Bergrettungswachen im südlichen Landkreis und der Wasserwacht insbesondere im Bereich Königssee. Für diese Einsätze muss ein zweites Fahrzeug in Berchtesgaden zur Verfügung stehen und kann nicht landkreisweit im Krankentransport eingesetzt werden!

Versorgungssicherheit am Spätnachmittag ab 16 Uhr bis 19 Uhr

Ein weiterer Einschnitt in die Versorgungssicherheit ergibt sich von Montag bis Freitag in den späten Nachmittagstunden. Bisher standen in diesem Zeitraum vier Krankenwagen bis 17 Uhr, noch zwei bis 18 Uhr und noch einer bis 19 Uhr zur Verfügung. Laut Vorschlag des TRUST-Gutachtens soll ab 16 Uhr nur noch ein Krankenwagen zur Verfügung stehen, wobei zeitgleich ab 16 Uhr auch noch der zweite Rettungswagen in Bad Reichenhall wegfällt. Dadurch entsteht eine eklatante Unterversorgung im südlichen Landkreis während der Hauptzeit des abendlichen Berufsverkehrs und des starken Rückreiseverkehrs aus den Tagesausflugsgebieten (Königssee, Kehlstein/Obersalzberg, Roßfeld, Ramsau). Unfälle mit mehreren Verletzten sind dann nicht mehr zu bewältigen (vgl. hierzu auch die Ausführungen weiter oben)! Als Mindestmaßnahme ist eine Verlängerung der Vorhaltung des zweiten Rettungswagens in Bad Reichenhall bis 19 Uhr unerlässlich.

Daneben finden seit geraumer Zeit vermehrt Krankentransporte am Spätnachmittag vom Sozialpsychiatrischen Zentrum in Hallthurm in die Bezirkskrankenhäuser Gabersee und Haar statt. Diese wären mit der laut TRUST-Gutachten vorgesehenen Vorhaltung nicht abdeckbar.

Versorgung des Gebietes Teisendorf/Petting/Waging nachts

Die Streichung des einzigen Rettungsmittels an der Rettungswache Teisendorf nachts jeweils Montag bis Donnerstag geht von der Voraussetzung aus, dass die dortigen Notfälle von benachbarten Rettungswachen mitversorgt werden können. Dies müsste damit von Traunstein aus oder von Freilassing aus geschehen. Die Fahrzeiten verlängern sich dadurch natürlich erheblich. Darüber hinaus wird im TRUST-Gutachten unterstellt, dass der Notarzt mit eigenem Fahrzeug im Rendezvoussystem zum Einsatzort gelangt. Dies ist im gesamten Landkreis in der Nacht nicht der Fall. Da nachts kein Fahrer für den Notarzt zur Verfügung steht, lehnen es die Notärzte aus vielfältigen Gründen ab, alleine mit dem NEF auszurücken und fahren deshalb „kompakt“ direkt auf dem Rettungswagen mit. Dies verlängert wegen der Wartezeit auf den Notarzt am Krankenhaus die Ausrückzeiten für den Rettungswagen gerade nachts. Der Einsatz des Rettungstransporthubschraubers ist in den Nachtstunden aus Sicherheitsgründen nicht möglich.

Hintergrunddienste

Derzeit wird laut Vorhaltung an der RW Berchtesgaden ein KTW-Hintergrund und an der RW Reichenhall ein RTW-Hintergrund geführt. An der RW Freilassing wird ein freiwilliger Hintergrund besetzt. Die Hintergrunddienste in Berchtesgaden und Freilassing werden in der Praxis überwiegend ebenfalls als RTW-Hintergrund besetzt. In 2003 wurden bis einschließlich August insgesamt 166 Einsätze über die Hintergrunddienste abgewickelt. Im Gesamtjahr werden wiederum ca. 250 Einsätze abgewickelt werden, das sind mehr als 20 im Monatsdurchschnitt. Der Schwerpunkt der Hintergrundeinsätze liegt dabei eindeutig im südlichen Landkreis (45% BGD, 35% REI, 20% FREI).

Laut TRUST-Gutachten soll nur der RTW-Hintergrund in Reichenhall weiterbestehen. Das tatsächliche Einsatzaufkommen bei den Hintergrunddiensten liegt aber deutlich über dem, was man noch als Hintergrunddienst bezeichnen kann. Zudem gibt es gerade in Reichenhall nicht zu lösende Probleme mit einer vernünftigen Besetzung des Hintergrunddienstes. Die Mitarbeiter, insbesondere die Rettungsassistenten, wohnen größtenteils außerhalb von Reichenhall. Dies liegt zum einen am hohen Mietniveau in Reichenhall und zum anderen am Stellenkegel im Rettungsdienst, der es erforderlich macht, Mitarbeiter anderer Rettungswachen in Reichenhall zu beschäftigen, statt ortsnah neu einzustellen. Dies bedingt erhebliche Anfahrtszeiten von den jeweiligen Wohnorten zur Rettungswache und damit entsprechend lange Ausrückzeiten, die den Anforderungen an einen Notfalleinsatz in keinster Weise mehr gerecht werden.

Zukünftige Schwerpunktbildung innerhalb der drei Kreiskliniken

Die drei Kliniken des Landkreises Berchtesgadener Land befinden sich seit kurzem unter der gemeinsamen Trägerschaft des Landkreises. Durch eine konsequente Ausrichtung auf bestimmte Schwerpunkte will man die Kliniken für die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Abrechnung der Krankenhausleistungen nach DRG´s fit machen. Diese Spezialisierung wird zu erheblichen Verlängerungen der Anfahrtszeiten und zu zusätzlichen Transporten führen.



Struktur und Aufgaben der Ehrenamtlichen im BRK-Kreisverband Berchtesgadener Land:

Im Berchtesgadener Land leisten 316 Rotkreuzler in sechs Bereitschaften (Ainring, Bad Reichenhall, Berchtesgaden, Freilassing, Laufen und Teisendorf) ehrenamtlichen Dienst im Zivil- und Katastrophenschutz (Schnelleinsatzgruppen), im Rettungsdienst, in der Ausbildung der Bevölkerung (Erste Hilfe, Lebensrettende Sofortmaßnahmen), in der Sozialarbeit und bei der Blutspende. Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten und mit verschiedensten Berufen arbeiten gemeinsam an einer Sache - dem Abenteuer Menschlichkeit. Jeder bringt aus Überzeugung seine Fähigkeiten für das Gemeinwohl ein und stärkt damit die Kompetenz der Gruppe.

Im Bereich des Zivil- und Katastrophenschutzes gibt es speziell ausgebildete und ausgerüstete BRK-Fachdienste, die im Ernstfall bestimmte Aufgaben übernehmen. Der Sanitätsdienst (SEG-San) unterstützt bei Schadensereignissen mit einer Vielzahl von Verletzten (MANV = Massenanfall von Verletzten/Erkrankten, z.B. größerer Verkehrsunfall, Hausbrand, Hochwasser) oder Großschadensereignissen wie Flugzeugabsturz, Zugunglück oder Krankenhausbrand kompetent den Rettungsdienst. Hierfür sind eigene Schnelleinsatzgruppen eingerichtet, die im Ernstfall über die Rettungsleitstelle alarmiert werden. Eigene Rettungs-, Kranken-, Mannschafts- und Materialwagen stehen an den Rotkreuzhäusern extra für solche Vorkommnisse bereit. Der Betreuungsdienst (SEG-Bt) ist primär für die Unterkunft und Vorsorgung von Verletzten oder auch evakuierten Personen und für die Hilfskräfte aller Organisationen zuständig. Er sorgt mit seiner Feldküche für die Massenverpflegung und kann mit Zelten und Feldbetten eine vorübergehende Unterkunft zur Verfügung stellen.

Die Gruppe Technik und Sicherheit (TuS, ehemals Technischer Dienst) ist im Katastrophenfall für eine funktionierende Infrastruktur (Strom, Wasser, Heizung, Transportkapazitäten) verantwortlich, die Gruppe Information und Kommunikation (IuK, ehemals Fernmeldedienst) für funktionierende Kommunikationsverbindungen und den Funkverkehr. Durch ein erweiteres Aufgabenprofil im Katastrophenschutz wird auch im Berchtesgadener Land eine Unterstützungsgruppe (UG-SanEl) für die Sanitätseinsatzleitung (SanEl, bestehend aus LNA= Leitendem Notarzt und OrgL= Organisatorischem Leiter) eingerichtet, die Aufgaben in der Kommunikation, Verletztenregistrierung und Öffentlichkeitsarbeit übernimmt. Bei einer größeren Zahl von Verletzten übernimmt der ehrenamtliche Einsatzleiter Rettungsdienst (ELRD) die organisatorischen Aufgaben an der Einsatzstelle, wobei ihm das haupt- und ehrenamtliche Personal unterstellt ist. Zur Betreuung der Angehörigen von Verletzen oder Toten sowie von Personen, die andere traumatische Ereignisse miterlebt haben, werden die Mitglieder des Kriseninterventionsteams (KID) eingesetzt, die über eine spezielle psychologische Ausbildung verfügen. Das Kreisauskunftsbüro (KAB) ist für die Registrierung der Verletzten zuständig und protokolliert den Abtransport der Verletzten in die verschiedenen Krankenhäuser. Personendaten werden an die Gemeinsame Auskunftsstelle am Flughafen München (GAST) sowie an die Polizei weitergegeben.
Eine weitere Pflichtaufgabe ist die Aus- und Fortbildung der Bevölkerung in Erster Hilfe und lebensrettenden Sofortmaßnahmen.
Wir erfüllen eine Menge an Aufgaben - alles im Zeichen der Menschlichkeit!

Insgesamt sorgen im Berchtesgadener Land fünf Wasserwacht-Ortsgruppen (Bad Reichenhall, Berchtesgaden, Freilassing-Ainring, Laufen und Neukirchen) mit insgesamt 171 Mitgliedern für die Sicherheit an Seen, Flüssen und in Schwimmbädern. In Bad Reichenhall, Berchtesgaden und Freilassing stellen die Ehrenamtlichen zudem je eine Schnelleinsatzgruppe-Wasserrettung. Neben der Besetzung der Wachstationen beim Badebetrieb hat sich aufgrund neu entstandener Fun-Sportarten das Aufgabengebiet der Wasserwachten in den letzten Jahren erheblich erweitert: Eine eigene Canyoning-Einsatzgruppe wurde in Zusammenarbeit mit der Bergwacht speziell auf den Einsatz in Gebirgsbachbetten zur Rettung verunglückter Wassersportler geschult. Binnen Minuten kann sich ein kleiner Bach bei Unwetterbeginn zu einem reißenden Strom entwickeln, der alles mit sich nimmt. Der Einsatz mit Fels und Wasser erfordert sowohl berg- als auch wasserrettungsspezifische Kenntnisse und Fähigkeiten.
Schon Jahrzehnte kümmern sich unsere Freiwilligen um die Ausbildung und Schulung der Bevölkerung. In Kursen wird Kindern das Schwimmen beigebracht, und die eigenen Mitglieder trainieren ständig für den Ernstfall einer Rettungsaktion.
Zur Suche Vermisster stellt die Wasserwacht im Berchtesgadener Land eine eigene Rettungstaucher-Gruppe. Auch im Winter stehen Einsätze an: Mit einer Eisrettungsausrüstung werden eingebrochene Personen aus dem kaltem Wasser gerettet.
Für ihre Sicherheit am Badesee oder im Schwimmbad verbringen unsere Mitglieder unzählige Stunden auf den Wachstationen. Die ständige Kontrolle der Wasserfläche senkt die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Badeunfalls erheblich, da sofort gegen das Ertrinken eingegriffen werden kann.

Freiwillige aus dem gesamten Landkreis unterstützen mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in der Bergwacht unser Rettungssystem im schwierigen und abgelegenen Gelände. Dort, wo der konventionelle Rettungsdienst versagt, führt die Bergwacht in Zusammenarbeit mit der der Hubschrauberstaffel der Bayerischen Polizei, der Bundeswehr oder dem Rettungshubschrauber Christoph 14 aus Traunstein Bergungs- und Suchaktionen durch. Besonders in Erholungsgebieten wie dem Berchtesgadener Land kommt es im Gebirge überdurchschnittlich oft zu Notfällen, da unerfahrene oder übermotivierte Wanderer und Kletterer oftmals ihre Vitalität und Fähigkeiten überschätzen und dadurch in Schwierigkeiten geraten. Neben eher seltenen Rettungsaktionen aus der Felswand gehören daher Bergungen aufgrund von Knochenverletzungen, Schlaganfällen oder Herz- und Kreislaufproblemen zur jährlichen Routine. Bei Nebel oder Schlechtwetterzeiten sind die Helfer auf sich allein gestellt, da der Hubschrauber nicht starten kann. Bei jedem Wetter, im Sommer wie im Winter, sind die Freiwilligen der Bergwacht Abschnitt-Chiemgau im Gebirge unterwegs, um ihr Leben zu schützen.
Unsere aktiven Mitglieder gehen ihren Berufen nach und werden bei Notfällen über Piepser durch die Rettungsleitstelle Traunstein alarmiert. Ausgehend von den Depots, wo Einsatzfahrzeuge und Ausrüstung untergebracht sind, startet die Gruppe zum Einsatzort.
Professionelle Ausbildung in Notfallmedizin und Gebirgsrettung sind die Vorraussetzung für unsere Bergwacht-Männer, die oft schwierige Einsätze zu bewältigen haben. Bei extrem hoher Frequentierung, wie zum Beispiel bei der Bereitschaft Berchtesgaden, wird den Ehrenamtlichen bezüglich ihres Berufs- und Privatlebens einiges abverlangt. Bergwachtler ist man daher aus innerster Überzeugung, aus Verpflichtung am Abenteuer Menschlichkeit.
Mit der Entstehung neuer Fun-Sportarten wurde auch die Bergwacht vor neue Herausforderungen gestellt: So ermöglicht zum Beispiel spezielles Bergegerät die Rettung von Gleitschirmseglern aus Baumwipfeln. In Zusammenarbeit mit der BRK-Wasserwacht sind einige unserer Mitglieder für Canyoning-Unfälle ausgebildet worden. Der Einsatz im felsigen Bachbett erfordert sowohl wasser- als auch bergrettungsspezifische Kenntnisse und Fähigkeiten. Zur Betreuung der Einsatzkräfte und Angehörigen von Verunfallten wurde ein Kriseninterventionsteam-Berg (KIT-Berg) in Psychologie und Notfallseelsorge geschult.




Massive Gefährdung des ehrenamtlichen Bereichs im Roten Kreuz durch die Realisierung der TRUST-Vorschläge:

Die erhebliche Reduzierung der Vorhaltung von Rettungs- und Krankenwagen am Wochenende hätte auch dramatische Konsequenzen für die Beteiligung von Ehrenamtlichen am Rettungsdienst. Für die sehr aktiven Bereitschaften Freilassing, Ainring und Laufen stünde bei der Umsetzung des TRUST-Gutachtens am Wochenende nur noch ein Fahrzeug am Standort Freilassing zur Verfügung, auf dem Dienst geleistet werden könnte. Um aber im Katastrophenfall, bei einem Massenanfall von Verletzten, bei einem sonstigen Einsatz der Schnelleinsatzgruppen oder auch bei den vielfältigen Sanitätsdiensten qualifiziertes Personal zur Verfügung zu haben, ist die laufende Praxiserfahrung im Rettungsdienst unerlässlich.

Ohne staatliche Gegenleistung ist es den ehrenamtlichen Helfern auf lange Sicht nicht mehr möglich, der eingegangenen Verpflichtung gegenüber dem Freistaat Bayern nachzukommen, Verantwortung in wichtigen Bereichen des friedensmäßigen Katastrophenschutzes zu übernehmen. Auch der Staat muss seinen Pflichten gegenüber den Helfern nachkommen, die grundlegenden Rahmenbedingungen zu erhalten, um den Freiwilligen ihre Pflichterfüllung überhaupt zu ermöglichen.

Sowohl die sanitätsdienstliche Betreuung der Großveranstaltungen wie FIS-Ski/Snowboardrennen am Götschen und Rodelmeisterschaften an der Kunst-eisbahn, wie auch kleinere Veranstaltungen, wie Skispringen am Olympiastützpunkt Kälberstein oder Reitturniere sind gefährdet, wenn den Ehrenamtlichen die Hauptmotivation der Mitarbeit im Rettungsdienst genommen wird.

Das Fahrzeug am Standort Laufen, welches dort von Freitag bis Sonntagabend stationiert ist, wird ausschließlich von Ehrenamtlichen der Bereitschaften Freilassing und Laufen besetzt. Wenn dieses Fahrzeug nicht mehr eingesetzt werden kann, wird sich diese sehr aktive und von vielen jungen Leuten geprägte Bereitschaft wohl relativ bald auflösen.

Aber nicht nur für die BRK-Bereitschaften, sondern auch für Wasserwachten und die Bergwacht-Bereitschaften sind erhebliche negative Auswirkungen zu erwarten, da auch aus diesen Gemeinschaften vielfach gerade die jüngeren Mitglieder als Ehrenamtliche Praxiserfahrung im Rettungsdienst sammeln. Bei der immensen Bedeutung der vier Bergrettungswachen in Berchtesgaden, Ramsau, Marktschellenberg und Bad Reichenhall für die Versorgung der Patienten am Berg sowie der Wasserwacht bei der Betreuung der zahlreichen Badeseen und der häufig schweren Rafting- und Canyoning-Unfälle sind die Folgen eines fehlenden qualifizierten Nachwuchses gar nicht abzuschätzen.

Mit den Vorschlägen aus dem TRUST-Gutachten werden vor allem diejenigen Vorhaltungen reduziert, die ausschließlich oder überwiegend von Ehrenamtlichen geleistet werden. Dies gilt für die KTW-Besatzungen am Wochenende, an Feiertagen und für die Hintergrunddienste. Die Ausbildungs- und Einsatzmöglichkeiten der Ehrenamtlichen im Rettungsdienst werden extrem beschnitten, was mittelfristig erhebliche Auswirkungen auf das ehrenamtliche Engagement im Rettungsdienst allgemein haben wird und auch die Nachwuchsarbeit bei Bergwacht und Wasserwacht sowie den Bereitschaften massiv beeinträchtigt. Eine Verringerung des Tätigkeitsumfanges der Bergwacht hätte katastrophale Auswirkungen für die Region und wäre keinesfalls durch den ordentlichen Rettungsdienst auszugleichen! Ehrenamtliches Engagement und die Versorgungssicherheit werden erheblich beeinträchtigt, ohne dass dadurch nennenswerte finanzielle Einsparungen erzielbar sind!





Fehlende Praxisausbildung:

Den ehrenamtlichen fehlt durch die Möglichkeit, aktiv im Rettungsdienst mitzuarbeiten, die Praxis bei Blaulichtfahrten und beim Funken. Durch die fehlende Routine bei der Patientenversorgung sinkt die Qualität bei Sanitätsdiensten und Einsätzen der Schnelleinsatzgruppen, was sich negativ auf die Versorgung der Patienten auswirkt. Rein theoretisches Wissen ohne Praxisfortbildung verhindert auf lange Sicht das Fortbestehen der Sanitäts-Schnelleinsatzgruppen und schwächt damit wichtige Organe des erweiterten Rettungsdienstes und Katastrophenschutzes, die besonders im ländlichen Bereich bei größeren Schadenslagen wie Busunfällen oder Bränden nicht wegzudenken sind.

Imageverlust:

Die entstehende Unterversorgung durch die Fahrzeugkürzungen wird nicht dem Staat zugeschrieben, sondern dem örtlichen Roten Kreuz als Durchführer des Rettungsdienstes. Trifft der Rettungswagen zu spät am Einsatzort ein oder kommt gar nicht, so ist in den Augen der Bevölkerung das Rote Kreuz schuld, nicht aber das Bayerische Innenministerium als Entscheidungsträger. Dadurch vermindern sich Spendeneinnahmen, Vertrauen und Anerkennung, was den ehrenamtlichen Bereich weiter schwächt und für Freiwillige uninteressanter macht.

Fehlender Nachwuchs:

Junge Menschen, die sich für eine ehrenamtliche Arbeit beim BRK interessieren, haben keine Möglichkeit mehr, die notwendige medizinische Praxiserfahrung zu sammeln, um den hohen Anforderungen des Roten Kreuzes gerecht zu werden.

Auswirkungen auf Image der Region:

Für große internationale Sportveranstaltungen wie die Rodel-Weltmeisterschaften oder den Snowboard Weltcup im südlichen Landkreis können aufgrund fehlender Praxisfortbildung und sinkender Mitgliederzahlen keine Sanitätsdienste mehr bereitgestellt werden. Eine Durchführung der Sanitätsdienste durch hauptamtliches Personal ist finanziell nicht tragbar.

Auswirkungen auf Fortbestehen der ehrenamtlichen Arbeit allgemein:

Die Vorschläge des TRUST-Gutachtens sehen den Wegfall der ehrenamtlich besetzten Krankenwagen-Schicht am Wochenende und an Feiertagen in Laufen vor. Da der Großteil der ehrenamtlichen Mitglieder der Bereitschaft Laufen aus Studenten besteht, die nur aufgrund der Möglichkeit, am Wochenende Rettungsdienst fahren zu können, nach Hause kommt, droht durch Wegfall der Schicht der allmähliche Zerfall der Bereitschaft. Der Rettungsdienst war bisher Zugpferd für die Ehrenamtlichen, nach Hause zu kommen, um dann auch für Sanitätsdienste und SEG-Einsätze zur Verfügung zu stehen. Mit der Gebietsreform vor 20 Jahren wurde das damals fest in Laufen stationierte BRK-Fahrzeug nach Teisendorf verlegt, wodurch auch nach kurzer Zeit die ehrenamtliche Sanitätskolonne zugrunde ging. Mit viel Engagement wurde die Bereitschaft wieder neu aufgebaut und droht nun erneut zu zerfallen.

Ehrenamtliche Helfer der Sanitäts-Schnelleinsatzgruppen befürchten nach der Realisierung der TRUST-Vorschläge in ihrer Freizeit vermehrt zu normalen Notfällen ohne größere Schadenslage alarmiert zu werden, um entstehende Engpässe im regulären Rettungsdienst auszugleichen. Die Befürchtung ist groß, dass den Freiwilligen diese enorme Mehrbelastung zu viel wird und sie ihre ehrenamtliche Arbeit einstellen.

Die sechs Bereitschaften im Berchtesgadener Land sehen sich personell nicht in der Lage, mit einem „First Responder“- oder „Helfer vor Ort“-System entstehende Engpässe bei der Einhaltung der Hilfsfrist des regulären Rettungsdienstes auszugleichen. Der extreme Anstieg der Einsatzzahlen für die Schnelleinsatzgruppen, die man auch zu normalen Einsätzen ohne größere Verletztenzahl rufen würde, ist für ehrenamtliche Helfer zwar in ihrer Freizeit tragbar, aber bei heutigen Arbeitsmarktverhältnissen bei vielen Einsätzen während der Arbeitszeit nicht zumutbar und hätte zur Folge, dass zahlreiche Helfer ihre freiwillige Mitarbeit beenden.

Während
Während der Nachtstunden von Montag bis Donnerstag soll laut der TRUST-Vorschläge der Rettungswagen in Teisendorf stillgelegt werden.