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Verfasser: Markus Leitner, aktualisiert am 19.5.04 um 12:06 Uhr

Gemeinsame Helfer-Fortbildung - Präventive Wissensvermittlung über die „Akute- und Posttraumatische Belastungsstörung“

BERCHTESGADENER LAND (ml) – In der Hauptschule Berchtesgaden fand am vergangenen Wochenende auf Einladung des Roten Kreuzes für alle Hilfskräfte eine Fortbildungsveranstaltung über die „Akute- und Posttraumatische Belastungsstörung“ statt, wobei Referent Dr. Markos Maragkos von der Trauma-Ambulanz der Ludwig-Maximilians-Universität München den 65 Helfern von Bereitschaft, Feuerwehr, Kriseninterventionsteam, Polizei, Rettungsdienst und Wasserwacht die theoretischen Grundlagen über Belastungsstörungen vermittelte, um im Ernstfall dauerhafte Schädigungen durch frühzeitige Intervention zu vermeiden. Wenn die Helfer nach belastenden Einsätzen aufgrund des Hintergrundwissens selbst erkennen, dass sie ohne fremde Hilfe mit dem Erlebten nicht fertig werden, kann schon bei den ersten Anzeichen durch Gespräch oder fachmännische Hilfe die Gefahr von dauerhaften psychischen Störungen eingebunden werden.

In Form einer Studie analysiert Maragkos zudem im großen Rahmen mit freiwilligen Teilnehmern die Dimension und Struktur der Belastung von Rettungskräften, um zukünftig generelle Aussagen für die Berufs- und Tätigkeitsfelder rund um die Menschenrettung treffen zu können. Seit 2002 verfügt die seit 15 Jahren bestehende Trauma-Ambulanz an der Ludwig-Maximilians-Universität München auch über eine Kassenzulassung, wobei derzeit 45 Personen mit Belastungsstörungen über einen längeren Zeitraum behandelt werden. Das Spektrum beinhaltet alle Formen von nachhaltigen Belastungen, wie nach Gewalttaten, Verkehrsunfällen oder Naturkatastrophen, wobei Opfer, Helfer oder einfache Zeugen von schlimmen Ereignissen therapiert werden. Die Tendenz zeigt, dass Vorfälle mit vom Menschen ausgehender Gewalt essentieller berühren als Ereignisse, für die es keinen Verantwortlichen gibt.
Das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes betreibt mittlerweile eine so genannte „CISM-Gruppe“ (Critical-Incident-Stress-Management), die speziell geschult ist, um in Form von Gesprächrunden Einsatzkräfte nach belastenden Vorfällen, wie tödlichen Verkehrsunfällen oder verletzten Kindern, zu betreuen und bietet somit eine effektive Möglichkeit, Erlebtes zu verarbeiten. Die Vorrausetzung für eine wirkungsvolle Prävention vor Posttraumatischen Belastungsstörungen ist, dass Betroffene Symptome selbst erkennen und wissen, welche Möglichkeiten der Therapie bestehen.
Um den theoretischen Hintergrund zu vermitteln, ging Maragkos auf Anzeichen und Diagnostik bei Belastungsstörungen ein und zeigte Wege der Therapie auf. Wenn Einsatzkräfte wie Polizisten, Sanitäter, Ärzte oder Feuerwehrmänner ungewollt Teile von schlimmen Einsätzen wieder erleben und dabei eine erhöhte körperliche Erregung zeigen oder sich sogar in emotionaler Taubheit von anderen Menschen und der Umwelt entfremden, sind dies Anzeichen für eine angehende Posttraumatische Belastungsstörung. Betroffene zeigen plötzlich auftretende Angstgefühle, die ohne direkten Zusammenhang mit dem auslösenden Ereignis den Eindruck einer Lebensbedrohung vermitteln. Innerlich passen rationale Wahrnehmungen und Gefühle nicht mehr zueinander, und die Persönlichkeit wirkt gespalten. Belastungsstörungen können zu manischen Depressionen oder Psychosen führen, wobei die Selbstmordgefahr ansteigt -Grund genug, jede Hilfskraft auf die Risiken hinzuweisen und vorbeugend durch Wissensvermittlung dauerhafte psychische Störungen zu vermeiden.



Auf
Auf Einladung des Roten Kreuzes nahmen 65 Teilnehmer von Bereitschaft, Feuerwehr, Kriseninterventionsteam, Polizei, Rettungsdienst und Wasserwacht an der Fortbildungsveranstaltung „Die Akute- und Posttraumatische Belastungsstörung“ in der Hauptschule Berchtesgaden teil: Stellvertretend die Leiterin des BRK-Kriseninterventionsteams Berchtesgadener Land, Roswitha Bobek, Referent Dr. Markos Maragkos von der Trauma-Ambulanz der Ludwig-Maximilians-Universität München, Kreisbrandmeister Erich Güll, Leitender Notarzt Dr. Reinhard Reichelt, der Technische Leiter der Wasserwacht, Peter Tronicsek, SEG-Leiter Christian Bethke von den BRK-Bereitschaften, Polizeihauptmeister Norbert Dömling und BRK-Ausbilder und Organisator Hermann Scherer.