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Verfasser: Markus Leitner, aktualisiert am 23.11.05 um 16:40 Uhr

Rotes Kreuz im Großeinsatz: 16 Patienten müssen in Krankenhäuser eingeliefert werden

LAUFEN (ml) – 25 Menschen wurden am Donnerstagvormittag in Laufen durch verdampftes Dämmmaterial vergiftet, das fälschlicherweise zur Isolierung von Backöfen in einer Pizzeria eingesetzt wurde. Ein Großaufgebot des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) musste bisher insgesamt 16 Patienten in umliegende Krankenhäuser einliefern. Nach Polizeiangaben hatte der 28-jährige Gastwirt aus Laufen ohne baurechtliche Genehmigung in den vergangenen Tagen zwei Pizzaöfen errichtet. Die zur Isolierung verwendete Paraffinharz-Schüttung zwischen den Öfen und der Außenmauer wäre eigentlich nur für Trockenbaumaßnahmen geeignet gewesen. Bei Inbetriebnahme der Öfen verdampfte das erhitzte Material, wobei giftige Gase entstanden, die sich nicht nur im Gebäude verteilten, sondern auch ins Freie austraten. Sowohl die Besucher und Mitarbeiter einer angrenzenden Bank wie auch die Angestellten eines Call-Centers im Gebäude wurden geschädigt. Die Abgase der Öfen sollten eigentlich über Edelstahlkamine abgeleitet werden, die ebenfalls nicht den Vorschriften entsprachen und nicht in der notwendigen Höhe errichtet wurden.

Menschen, die sich am Donnerstagvormittag im Bereich der Gottfried-Dachs-Straße 2 in Laufen aufgehalten haben, sollten auf Empfehlung des Roten Kreuzes dringend einen Arzt aufsuchen, soweit sie noch nicht medizinisch versorgt wurden. Infolge der Gaseinwirkung können bei den Patienten noch bis zu 48 Stunden nach der eigentlichen Vergiftung Beschwerden auftreten, die unbedingt ärztlich behandelt werden müssen.

Nach ersten Erkenntnissen sind mindestens 25 Menschen vergiftet, von denen bisher 16 vom BRK in umliegende Krankenhäuser eingeliefert wurden. Wegen Atemwegsbeschwerden und akuter Vergiftungserscheinungen suchten die Betroffenen bereits vor Eintreffen des Rettungsdienstes drei Arztpraxen in Laufen auf, wo sie erstversorgt wurden. Derzeit besteht keine Gefahr mehr im Umfeld der Pizzeria. Der zuständige Bezirkskaminkehrermeister begutachtete den Entstehungsherd, und das Landratsamt Berchtesgadener Land wurde wegen des Umweltdeliktes in Kenntnis gesetzt. Erste Sicherungsmaßnahmen erledigten Einsatzkräfte der Polizeiinspektion Laufen, wobei einer der Beamten ebenfalls verletzt wurde. Die weiteren Ermittlungen hat die Kriminalpolizei Traunstein übernommen.

Das BRK war mit insgesamt 16 Fahrzeugen (RK/BY 1603, RK/BY 1608, RK/BY 1615, RK/BY 1616, RK/BY 1618, RK/BY 1621, RK/BY 1625, RK/BY 1633, RK/BY 1648, RK/BY 1652, RK/BGL 12/1, RK/BGL 41/10/1, RK/BGL 47/72/1, RK/BGL 44/72/1, RK/BGL 43/72/1, RK/BGL 46/10/1), fünf Notärzten, den Schnell-Einsatz-Gruppen (SEG´en) Ainring und Freilassing-Laufen sowie der Sanitätseinsatzleitung (RK/BGL 1.5) mit Unterstützungsgruppe im Einsatz. 16 Verletzte mussten zur weiteren Behandlung in die Kreiskrankenhäuser Bad Reichenhall und Freilassing sowie ins Krankenhaus Fridolfing eingeliefert werden. Die Freiwillige Feuerwehr Laufen war mit zwölf Helfern gefordert, durchsuchte mit Atemschutzträgern das Gebäude nach Verletzten, demontierte den defekten Pizzaofen und kümmerte sich um die Entsorgung des heißen Materials.