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Verfasser: Franz Kurz, Markus Leitner, aktualisiert am 1.2.06 um 10:48 Uhr

Täglich tausende Wanderer - bisher zwölf Einsätze auf und um den zugefrorenen See

SCHÖNAU AM KÖNIGSSEE (ml) – Viel zu tun hat derzeit die Wasserwacht-Ortsgruppe Berchtesgaden am Königssee: Seit die Eisfläche in der letzten Januarwoche zum Betreten freigegeben wurde, wandern täglich tausende Besucher über den zugefrorenen See nach St. Bartholomä, was zuletzt vor neun Jahren möglich war. Innerhalb der ersten zehn Eis-Tage wurden die ehrenamtlichen Wasserwacht-Helfer zu insgesamt zwölf Notfällen gerufen und waren damit zum Teil mehrmals am Tag im Einsatz. Oft nicht unerhebliche Verletzungen nach Stürzen, Erschöpfungszustände und andere interne Notfälle sind die häufigsten Einsatzgründe.

Da der zugefrorene Königssee mit den schweren Fahrzeugen des Landrettungsdienstes nicht befahren werden darf, übernimmt die Wasserwacht Berchtesgaden während der Eiszeit am und um den See den Sanitätsdienst. Bei entsprechend schweren Notfällen wird auch immer der reguläre Notarzt hinzugezogen. Ähnlich wie in der eisfreien Jahreszeit mit dem Motorrettungsboot, werden jetzt Helfer und Patienten mit einem Motorschlitten über den See gefahren.

An den Wochenenden kümmern sich die Freiwilligen der Wasserwacht von 10 bis 17 Uhr um den Eisdienst und stehen am See für Notfälle bereit. Zusätzlich werden die Helfer zu jeder Tages- und Nachtzeit von der Rettungsleitstelle Traunstein per Funkmeldeempfänger zu Einsätzen gerufen. „Für die Ehrenamtlichen, die den Dienst in ihrer Freizeit leisten, ist die relativ große Zahl an Einsätzen während der letzten Tage unerwartet hoch, aber durchaus zu bewältigen“, sagt der stellvertretende Technische Leiter der Wasserwacht-Ortsgruppe Berchtesgaden, Franz Kurz.

Auf Höhe der Falkensteiner Wand musste am 28. Januar um 13.45 Uhr ein Mann mit Kreislaufproblemen gerettet werden (wir berichteten). Die Einsatzgruppe der Wasserwacht kümmerte sich um die Erstversorgung und brachte den Patienten mit dem neuen Eisrettungsschlitten zur Seelände, wo er dem Landrettungsdienst übergeben wurde. Um 19.30 Uhr wurde die Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) der Wasserwacht Berchtesgaden erneut auf die Eisfläche des Königssees gerufen, um einen hilflosen Patienten kurz vor St. Bartholomä zu retten (wir berichteten). Nach der Anfahrt mit dem zur Verfügung gestellten Motorschlitten fanden die Wasserwacht-Helfer aber zunächst niemanden und begannen mit einer langwierigen Suche. Erst einige Zeit später wurde der Vermisste schließlich auf dem vorderen Drittel des zugefrorenen Sees gefunden. Nach Absetzen des Notrufes hatte er sich offensichtlich einigermaßen erholt und mit Hilfe eines vorbeikommenden Skiwanderers seinen Weg fortgesetzt.
Am 29. Januar musste beim Eisdienst ein Kind mit dem Skidoo abtransportiert werden, das aufgrund einer chronischen Erkrankung Schwierigkeiten auf dem Rückweg zur Seelände hatte. Kurze Zeit später wurde ein vermisster Junge gesucht und gefunden - Vater und Sohn hatten sich in der Menschenmenge aus den Augen verloren.
Zur Rettung eines erschöpften Skitourengehers wurde die Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) der Wasserwacht Berchtesgaden am 31. Januar gegen 22.30 Uhr an den Königssee gerufen (wir berichteten). Der Mann hatte sich überschätzt und litt bereits während der Tour an Erschöpfung, weshalb er und seine beiden Begleiter erst am späten Abend in St. Bartholomä ankamen. Überrascht stellten die Wasserwacht-Helfer bei ihrer Ankunft fest, dass sich der Patient wieder relativ gut erholt hatte. Trotzdem wurde er den restlichen Weg über den zugefrorenen See zum Parkplatz mit dem Motorschlitten transportiert. Der Einsatz wird dem Tourengeher in Rechnung gestellt.
Am 1. Februar musste eine Eiswanderin, die sich rund zwei Kilometer vor St. Bartholomä befand, mit erheblichen Alkoholproblemen zur Seelände gebracht werden, wo die Polizei hinzugezogen wurde. Der Einsatz wird der Betroffenen in Rechnung gestellt.
Ein Diabetiker mit Unterzucker wurde am 2. Februar von St. Bartholomä mit dem Motorschlitten zur Seelände gebracht. Nach einer kleinen Mahlzeit erholte sich der Mann wieder.
Mit Erschöpfungsanzeichen musste am 3. Februar eine zwölfjährige Schlittschuhfahrerin zur Seelände transportiert werden. Die Eltern suchten mit dem Kind selbstständig einen Arzt auf.
Während des Eisdienstes wurde die Einsatzgruppe der Wasserwacht am 4. Februar gegen Mittag nach St. Bartholomä gerufen, um eine Patientin mit einer Unterarmfraktur zu retten. Nach der Erstversorgung wurde die Patientin mit dem Motorschlitten zur Seelände gebracht und anschließend mit dem Rettungswagen ins Kreiskrankenhaus Berchtesgaden eingeliefert. Um 16.15 Uhr musste erneut eine Eiswanderin mit einer Armverletzung versorgt werden. Mit Verdacht auf eine Armfraktur wurde die Patientin zur Seelände gefahren. Angehörige übernahmen den weiteren Transport ins Unfallkrankenhaus Salzburg. Gegen 16.47 Uhr beauftragte die Rettungsleitstelle die Wasserwacht erneut, einen Patienten mit Knieverletzung und schlechtem Allgemeinzustand von St. Bartholomä zur Seelände zu fahren. Der Landrettungsdienst übernahm den weiteren Transport zum Kreiskrankenhaus Berchtesgaden.
Am 5. Februar musste die Wachmannschaft gegen 15 Uhr
an der Seelände einen gestürzten älteren Patienten mit einer Platzwunde im Gesicht versorgen. Der Verletzte wurde mit dem Rettungswagen ins Kreiskrankenhaus Berchtesgaden eingeliefert.


Mit dem Skidoo transportierten die Helfer der Wasserwacht am 2. Februar einen Diabetiker mit Unterzucker von St. Bartholomä zur Seelände. Seit die Eisfläche des Königssees für Wanderer freigegeben ist, wurden die ehrenamtlichen Wasserwacht-Helfer bisher zu zwölf Einsätzen gerufen.