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Verfasser: Friederike Reinbold, überarbeitet durch Markus Leitner, aktualisiert am 7.3.06 um 13:07 Uhr

Feierstunde und Indienststellung des CISM-Teams Berchtesgadener Land

BERCHTESGADENER LAND (fr) – Einen doppelten Anlass zum Feiern gab es am vergangenen Samstag: Der Kriseninterventionsdienst (KID) Berchtesgadener Land wurde fast auf den Tag genau vor fünf Jahren gegründet. Helmut Langosch vom BRK hatte damals die Initiativzündung getätigt, inzwischen hat sich die Einrichtung etabliert und ist zu einem unabdingbaren Bestandteil bei zahlreichen Einsätzen geworden. Aber auch die Hilfe für die Helfer nach schweren Einsätzen ist am Sonntag, den 5. März im wahrsten Sinn des Wortes aus der Taufe gehoben worden: CISM (Critical-Incident-Stress-Management) feierte seinen offiziellen Einstand in der Region. Der Abend begann mit einem Gottesdienst in der Martinskapelle der Stiftskirche in Berchtesgaden. Wie viele an diesem Projekt direkt und indirekt beteiligt waren und sind, zeigte der übervolle kleine Kirchenraum. Die harmonisch gestaltete Gedenkstunde, durch die die evangelische Pfarrerin Brigitte Fietz gemeinsam mit dem katholischen Pfarrer Peter Demmelmair - beide ebenfalls aktive Mitglieder des Kriseninterventionsdienstes - führten, bewies überdies, dass die Vertreter der großen Landeskirchen sich ihrer Verantwortung über Glaubensfragen hinweg vor allem gegenüber den Menschen in Not vorrangig bewusst sind. Als passendes Thema hatten sie das Emmaus-Evangelium gewählt, in dem das Verhalten Jesu als Vorbild gerade für die Mitarbeiter vom KID gelten kann: Jesus kommt zu den Menschen, er ist da, er fragt, hört zu und: Er hat Zeit. Eigentlich sind damit schon die wichtigsten Maximen und Verhaltensregeln für KID- und CISM-Mitarbeiter zusammengefasst: sich Zeit zu nehmen gerade für Menschen in Not.

Musikalisch begleitete die Rhythmus- und Gesangsgruppe Unterstein unter der Leitung von Andrea Reichenwallner mit stimmungsvollen aber auch optimistisch-hoffnungsvollen Stücken die Feierstunde. Anschließend begann der „profane“ Teil des Abends im Gasthaus Goldener Bär. In seiner Eröffnungsrede hatte der Leiter des Kriseninterventionsteams, Helmut Langosch zunächst die zahlreichen illustren Ehrengäste zu begrüßen, darunter die beiden Kirchenvertreter, Pfarrerin Brigitte Fietz und Pfarrer Peter Demmelmair, Landrat Georg Grabner, Bürgermeister und stellvertretender Landrat Rudolf Schaupp, der Chefarzt des BRK- Kreisverbandes, Dr. Franz Leipfinger, die Vertreterin des BRK-Bezirksverbandes, Rosi Braunhard, Kathi Kraller als stellvertretende BRK-Kreisbereitschaftsleiterin, Rudi Meier als stellvertretender BRK-Kreisgeschäftsführer, Dr. Ulrich Mehl, der Chefarzt der Psychosomatischen Abteilung in der Klinik Alpenland, Erich Güll von der Kreisbrandinspektion der Feuerwehr, der Regionalleiter der Bergwacht, Thomas Küblbeck, Rudi Schierghofer von der Kreis-Wasserwacht, Polizeihauptkommissar Günther Adolph als Leiter der Polizeiinspektion Berchtesgaden, Polizeihauptkommissar Willi Hanke von der Polizeiinspektion Bad Reichenhall, Wolfgang Schwarz vom THW und Hans Angerer von der Sparkasse.

Die Liste der zu Begrüßenden war ursprünglich noch länger konzipiert, aber das Wetter hatte wohl bei manchen das Kommen verhindert, so auch beim BRK-Landesfachdienstleiter für die Notfallnachsorge, Dieter Lenzenhuber, der auf dem Weg von Augsburg nach Berchtesgaden buchstäblich im Schnee- und Verkehrschaos steckengeblieben war. Bundesverteidigungsminister a. D. Georg Leber hatte sich mit einem Gruß ebenfalls entschuldigen lassen. Als symbolischen Halt für schwere Einsätze überreichte Bezirksfachdienstleiterin Rosi Braunhard dem Teamleiter eine kleine Engelsskulptur. Last but not least musste auch die Präsidentin des BRK, Prinzessin Christa von Thurn und Taxis wegen einer wichtigen Parallelveranstaltung des DRK absagen.
Zahlreiche Vertreter der regionalen Politik und der verschiedenen Fachorganisationen bekundeten mit ihrer Anwesenheit das große öffentliche Interesse und die Anerkennung, die die Arbeit des KID inzwischen genießt. In einem Rückblick erzählte Langosch die Entstehungsgeschichte des KID im Berchtesgadener Land. Langer Vorbereitungen und Planungen ab 1999 hatte es bedurft, bis das Team seine ehrenamtliche Arbeit aufnehmen konnte. Zunächst musste das Vorhaben in der Öffentlichkeit vorgestellt werden, um Interessierte zu gewinnen. Dieter Lenzenhuber hatte sein KID ja schon zuvor in Augsburg auf den Weg gebracht und unterstützte seinen Kollegen Helmut Langosch mit Erfahrung und Bereitstellung einer professionellen Ausbildungsmöglichkeit in Augsburg. Pfarrer Peter Demmelmair, der als Seelsorger zwangsläufig beruflich oft mit der Thematik konfrontiert ist, konnte ebenfalls schnell als aktiver Mitarbeiter und Aufbauhelfer gewonnen werden. Durch gezielte Information in der Presse fanden sich bald 15 interessierte Helfer, die die Ausbildung und das Abschlusstestat erfolgreich absolvierten. Damit die Freiwilligen nach besonders belastenden Einsätzen wieder ohne seelischen Schaden an ihren eigenen Alltag anknüpfen können, wurde zunächst ein geeigneter Supervisor gesucht und gefunden, der seither die monatlichen Teamtreffs professionell begleitet.

Neben der Betreuung von Betroffenen muss auch der Stress, der nicht selten zu massiver psychischer Belastung der Einsatzkräfte aller Hilfsorganisationen führen kann, abgebaut und verarbeitet werden. Wissenschaftlich ist erwiesen, dass bei der Bewältigung von Stress nach schweren Einsätzen zunächst die eigenen Kollegen am besten helfen können, also der Polizist dem Polizisten oder der Sanitäter dem Sanitäter. Eine fachärztliche Begleitung und die entsprechende Ausbildung sind unabdingbare Voraussetzungen. Dr. Ulrich Mehl aus der psychosomatischen Abteilung der Klinik Alpenland in Bad Reichenhall übernahm ehrenamtlich die fachliche Koordination des neu gegründeten CISM-Teams.

Die stellvertretende Fachdienstleiterin des KID, Roswitha Bobek verlas das Grußwort der Präsidentin des BRK, Christa Prinzessin von Thurn und Taxis, die vor allem ihre tiefe Betroffenheit über das unfassbare Unglück beim Zusammenbruch der Eissporthalle in Bad Reichenhall zum Ausdruck brachte. Sie würdigte die hohe selbstlose Einsatzbereitschaft aller beteiligten Helfer und wünschte den Mitgliedern von KID und CISM weiterhin viel Erfolg, Kraft und Geduld bei ihrer Arbeit. Beim abschließenden Buffet-Empfang ergaben sich noch viele interessante Gespräche, wobei zahlreiche Kämpfer für Solidarität, soziales Engagement und selbstlosen Einsatz in einem Saal vereint waren. Gerade die Arbeit des KIT lässt optimistisch in die Zukunft blicken - in einer Zeit, in der immer wieder von zunehmender sozialer Kälte und schwindender Hilfsbereitschaft zu hören und zu lesen ist. Das Berchtesgadener Land ist von dieser frustrierenden Entwicklung offenbar und gottlob noch nicht zu stark betroffen. Ein beruhigender Gedanke!

Das
Das BRK-Kriseninterventionsteam Berchtesgadener Land: Helmut Langosch und Roswitha Bobek (erste Reihe von links), Johanna Kurz, Pfarrerin Brigitte Fietz, Gabi Hartmann, Hans Zechmeister, Astrid Resch, Gertrud Flatscher, Anke Krammer, Gabi Angerer (vordere Reihe von links), Bernd Gegle, Johanna Flach, Alexander Holl, Pfarrer Peter Demmelmair, Steffi Wendl, Andrea Reichenwallner. (hintere Reihe von links). Einige Mitglieder sind nicht abgebildet.
Das
Das neue CISM-Team im Berchtesgadener Land: Helmut Langosch (BRK), Chefarzt Dr. Ullrich Mehl (Alpenland Klinik Bad Reichenhall), Sandra Huber (THW), Bernd Gegle (BRK), Stefan Stocker (Feuerwehr, vordere Reihe von links), Werner Baumgartner (BRK-Rettungsleitstelle), Daniel Bechtel (BRK-Bergwacht), Alexander Holl (Feuerwehr) und Thomas Pfnür (Feuerwehr).