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Verfasser: Markus Leitner, aktualisiert am 7.3.06 um 15:32 Uhr

Jahreshauptversammlung der Bergwacht-Bereitschaft Bad Reichenhall

BAD REICHENHALL (ml) – Genauso tragisch wie das Einsatzjahr 2005 für die Bergwacht-Bereitschaft Bad Reichenhall endete, begann auch das neue: Nach dem Lawinentod von Ausbildungsleiter Wolfgang Schmid am 16. Dezember im Hochkalter-Gebiet wurden die Ehrenamtlichen am 2. Januar beim Lawineneinsatz am Schrecksattel und beim Einsturz der Reichenhaller Eissporthalle gleich zweimal mit den Grenzen der eigenen Belastbarkeit konfrontiert. Die Berichterstattung bei der Jahreshauptversammlung stand im Zeichen der schrecklichen Ereignisse und im Gedenken an die Verstorbenen. „Nach 50 Einsätzen im Jahr 2005 wurde die BRK-Bergwacht im neuen Jahr bereits 23 Mal alarmiert.“, berichtete Bereitschaftsleiter Franz Schöndorfer und lobte das enorme Engagement der Freiwilligen.

Aktuell gehören 59 Aktive, acht Anwärter (zwei Frauen), zwei Passive und elf Mitglieder der Jugendgruppe zur Rotkreuz-Gemeinschaft, darunter 15 Einsatzleiter, fünf Lawinenhundeführer und drei Ärzte. Das Durchschnittsalter der Aktiven liegt im Moment bei 50 Jahren, wird aber nach dem Übertritt der Anwärter weiter sinken.

„Für die 2005 neu gewählte Bereitschaftsleitung war das erste Einsatzjahr bewegend, ereignisreich, erschütternd und von vielen schrecklichen Vorfällen gekennzeichnet“, erzählte Schöndorfer, der zugleich seinen Vorgängern Dr. Bernhard Lauber und Helmut Lutz für ihre großartige Unterstützung dankte. Nach der Bereitstellung eines neuen Einsatzleitfahrzeugs konnte im vergangenen Jahr die Einsatzleiter-Struktur im Bereich Saalachtal weiter ausgebaut werden. Das Reichenhaller Modell hat sich seit vielen Jahren bewährt, wobei mittlerweile landesweit nach denselben Grundsätzen ausgebildet wird. Zwei Bergwacht-Männer und ihre Tiere konnten erfolgreich die Prüfung zum Lawinenhundeführer ablegen. Insgesamt trainierten die Freiwilligen bei 76 Aus- und Fortbildungsterminen für den Ernstfall, wobei sowohl Themen zur Technik wie auch aus dem Sanitätsbereich behandelt wurden: Die Rettung aus dem Pidinger Klettersteig stand ebenso auf dem Programm wie der Einsatz der Bergwacht bei Verkehrsunfällen im unwegsamen Gelände oder beim Lawinenabgang. Ausbildungsleiter Hans Lohwieser hatte neun Übungen organisiert, weitere 17 Fortbildungen fanden für die Lawinenhundestaffel statt. Neben Einsatzleiter-Schulungen gab es auch acht Hubschrauber-Ausbildungen, bei denen die Luftretter elementare Abläufe trainieren konnten.

„Von Juli bis September wurde die Bergwacht zu den meisten Einsätzen gerufen“, berichtete der stellvertretende Bereitschaftsleiter Urs Strozynski. Rund 60 Prozent der Notfälle ereigneten sich in der Zeit zwischen zwölf und 18 Uhr, wobei 70 Prozent der Einsätze durch die effiziente Arbeit der Helfer innerhalb von zwei Stunden abgeschlossen werden konnten. Am meisten zu tun gab es am Staufen und im Lattengebirge. Bei jeder zweiten Alarmierung mussten Menschen aus Bergnot gerettet oder Verletzte erstversorgt und abtransportiert werden. Nach dem Sturz in den Weißbach musste im Mai auch ein Toter geborgen werden. Hubschrauberunterstützung gab es bei 38 Prozent der Bergwacht-Einsätze. Durchschnittlich wurden vier bis sieben Bergwachtler gleichzeitig benötigt. Zwei Drittel der Geretteten kamen aus Bayern, der Rest aus anderen Bundesländern, Österreich oder dem europäischen Ausland.

Im Rahmen einer beeindruckenden Diashow wurde das breite Einsatzspektrum der Bergwacht-Bereitschaft visualisiert, wobei es vor allem das Foto der aus den Trümmern der Eissporthalle geretteten Ricarda war, das Gäste und Helfer tief beeindruckte und als Bestätigung für die Bergwacht-Arbeit gilt. Das Mädchen wurde als letztes lebendes Opfer am 2. Januar von einem Bergwacht-Lawinenhund gefunden und von Bergwacht-Helfern gerettet. „Dieses Foto gibt uns Kraft und Motivation, nie aufzugeben, wenn noch ein Funken Hoffnung besteht und rechtfertigt den gesamten Aufwand und die Vorhaltung, die im Bereich Bergrettung notwendig ist.“, erklärte Bereitschaftsleiter Franz Schöndorfer. 2005 wurden auch mehrere Sportveranstaltungen durch die Bergwacht sanitätsdienstlich betreut und viele Naturschutzstreifen durchgeführt. Detaillierte Informationen zu den Bergwacht-Einsätzen und Veranstaltungen findet man im Internet auf www.bergwacht-reichenhall.de oder www.brk-bgl.de.

Für langjährige aktive Mitarbeit in der BRK-Bergwacht wurden Hermann Ecker (25 Jahre), Jakob Wohlschlager (40 Jahre), Helmut Lutz (25 Jahre) und Hannes Jahrstorfer (25 Jahre) durch die beiden Bereitschaftsleiter Franz Schöndorfer und Urs Strozynski ausgezeichnet. Schöndorfer dankte allen Gönnern der Bergwacht für die wichtige finanzielle Unterstützung und lobte die befreundeten Helfer-Organisationen für die stets reibungslose Zusammenarbeit. Einen kurzen Überblick über Anschaffungen, Ausgaben und Einnahmen im vergangenen Jahr gewährte Kassenwart Werner Thaler: 2005 wurden fünf Lawinenrucksäcke, drei Funkmeldeempfänger, zusätzliche Kletterausrüstung, zwei Flaschenzüge für 30 und 90 Meter-Bergungen, ein Recco-Halbleiter-Suchgerät für Lawineneinsätze sowie zwei GPS-Geräte angeschafft. Für die anstehende Sanierung der Bergwacht-Hütte hofft die Gemeinschaft auf Unterstützung durch die Bundeswehr beim Materialtransport. Das Stüberl im BRK-Haus muss 2006 aus Platzgründen erweitert werden. Zur besseren Kommunikation bei Einsätzen im Pidinger Klettersteig benötigen die Retter dringend eine Funk-Relaisstation auf dem Högl. Zudem müssen zur Sicherheit der Retter weitere Lawinenrucksäcke gekauft werden.

Oberbürgermeister Wolfgang Heitmeier dankte in seinem Grußwort den Bergwacht-Helfern besonders für ihren unermüdlichen Einsatz beim Lawinenabgang am Schrecksattel und beim Einsturz der Eissporthalle. Die uneigennützige Arbeit der Ehrenamtlichen habe ihn selbst in der schwierigen Situation zum Durchhalten motiviert. Die vielen positiven Rückmeldungen im Rathaus würden zudem größten Respekt zum Ausdruck bringen, lobte das Stadtoberhaupt. Dankesworte gab es vor allem auch für die Mithilfe und Sicherungsarbeiten bei den Schneeräumarbeiten auf den Dächern öffentlicher Gebäude im Februar und für die Sucheinsätze nach den Lawinenabgängen auf die B 21 und B 305. Bad Reichenhalls Polizeichef Wilhelm Bertlein lobte die Bergwacht für die stets professionelle Einsatzabwicklung und die immer reibungslose Zusammenarbeit mit der Polizei.

Für
Für langjährige aktive Mitarbeit in der Bergwacht wurden Hermann Ecker (25 Jahre), Jakob Wohlschlager (40 Jahre), Helmut Lutz (25 Jahre, von links) und Hannes Jahrstorfer (25 Jahre, verhindert) durch die beiden Bereitschaftsleiter Franz Schöndorfer (links) und Urs Strozynski (rechts) ausgezeichnet.
Die
Die Führungsmannschaft der Bergwacht-Bereitschaft Bad Reichenhall: Ausbildungsleiter Hans Lohwieser, Kassenwart Werner Thaler, Bereitschaftsleiter Franz Schöndorfer und sein Stellvertreter Urs Strozynski (von links).