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Verfasser: Markus Leitner, aktualisiert am 23.3.06 um 20:45 Uhr

Kritische Worte bei der Jahreshauptversammlung der Kreis-Wasserwacht Berchtesgadener Land

BERCHTESGADENER LAND (ml) – Personalmangel, Ausbildungsdefizite und nicht beizulegende Differenzen mit dem Schwimmbadpersonal seien die Ursachen für die Auflösung der Wasserwacht-Ortsgruppe Neukirchen, berichtete ein schwer bedrückter Helmut Berger bei der Jahreshauptversammlung der Kreis-Wasserwacht Berchtesgadener Land in Bad Reichenhall. Berger wurde vor rund 20 Jahren mit dem Aufbau einer Ortsgruppe in Neukirchen beauftragt und war die gesamte Zeit über bemüht, die dortige Wasserwacht „über Wasser zu halten“. Von den ehemals 15 Aktiven waren 2005 noch sechs übrig geblieben, die sich weiterhin um den Wachdienst im Schwimmbad kümmerten. Ständige Kritik an der Wasserwacht durch die Kassendame und den Kioskbesitzer sei letztendlich der Auslöser gewesen, dass die übrigen Helfer keinen Dienst mehr versehen wollten und zur Ortsgruppe Freilassing-Ainring wechselten.
Es gab aber auch Positives zu berichten: Neben den drei bestehenden mobilen Schnell-Einsatz-Gruppen (SEG´en) der Wasserwachten in Bad Reichenhall, Berchtesgaden und Freilassing soll 2006 auch eine stationäre SEG der Ortsgruppe Laufen am Abtsdorfer See aufgebaut werden. Die Ortsgruppe Freilassing kann sich zudem über ein neues Einsatzfahrzeug und eine fast fertig gestellte Garage freuen, die in Eigenleistung und mit Spendengeldern zusammen mit der BRK-Bereitschaft gebaut wurde.

Der Vorsitzende der Kreis-Wasserwacht, Rudolf Schierghofer konnte zahlreiche Ehrengäste befreundeter Organisationen und Vertreter der Städte und Gemeinden begrüßen, darunter Marktschellenbergs Bürgermeister Alfons Kandler, der zugleich Ehrenvorsitzender der Kreis-Wasserwacht ist. Auch die Freiwilligen der Wasserwacht-Ortsgruppe Bad Reichenhall waren am 2. Januar beim Einsturz der Eissporthalle im Einsatz und suchten unter den Trümmern nach Überlebenden. In einer Gedenkminute wurde den 15 Todesopfern der Katastrophe gedacht. Aufgrund der fehlenden Schwimmhalle in Bad Reichenhall gibt es derzeit große Probleme bei der Schwimmausbildung und beim regelmäßigen Training der Wasserwacht (wir berichteten). „Für die Wasserwacht und für den Tourismus brauchen wir möglichst bald wieder eine Schwimmhalle.“, betonte der Chefarzt des BRK-Kreisverbandes, Dr. Franz Leipfinger.

„Vandalismus kann im Ernstfall Menschenleben kosten!“, mahnte Rudolf Schierghofer die bisher unbekannten Täter, die bei Einbrüchen in die Wasserwacht-Wachstationen am Thumsee und am Abtsdorfer See einen Schaden im vierstelligen Eurobereich verursacht hatten. Neben drei entwendeten Handfunkgeräten wurde auch die Beschriftung eines Rettungsbootes abgekratzt. Die verursachten Zusatzkosten müssen nun durch Spendengelder gedeckt werden, die für andere wichtige Anschaffungen im Wasserrettungsdienst fehlen. „Wer mutwillig Ausrüstungsgegenstände beschädigt oder klaut, zerstört die Vorraussetzungen für einen effektiven Wasserrettungsdienst und gefährdet im Ernstfall die Sicherheit aller Badegäste.“, kritisierte Schierghofer.

Zu insgesamt 31 Einsätzen mussten die drei SEG´en der Wasserwacht aus Bad Reichenhall, Berchtesgaden und Freilassing im Jahr 2005 ausrückten, wobei Rettungsbooteinsätze am Königssee und Vermisstensuchen an der Saalach und Salzach die Schwerpunkte bildeten. Eine Lebensrettung, drei Totenbergungen, 13 Vermisstensuchen und 173 Erste-Hilfe-Leistungen wurden durch die mobilen Einsatzgruppen und das Personal an den Wachstationen im Jahr 2005 durchgeführt. Insgesamt wurden dabei fast 14.000 ehrenamtliche Stunden geleistet. Beim Augusthochwasser 2005 musste auch die Wachstation am Thumsee gerettet werden: Der Bach hatte den Weg an der Liegewiese fortgespült, und der gesamte Kies staute sich vor der Bootshütte. Nächtliche Schaufel- und Baggerarbeiten konnte Schlimmeres verhindern.

Bei ständig steigenden Ansprüchen an die Wasserrettung wurde die Zusammenarbeit der fünf Ortsgruppen durch regelmäßige Treffen und gemeinsame Übungen im vergangenen Jahr weiter ausgebaut. „Verbindliche Standards erleichtern nun die Arbeit bei ortsübergreifenden Einsätzen“, berichtete der Technische Leiter der Kreis-Wasserwacht, Siegfried Hauber. Ein breites Ausbildungsspektrum mit Inhalten aus der Wasserrettung, dem Sanitätsdienst oder der Einsatztaktik bildet die Grundlage für die effektive Arbeit der Helfer. Der Schwerpunkt lag 2005 bei der Führungskräfte-Fortbildung: Neun Mitglieder nahmen an einem Kurs zum „Einsatzleiter Wasserrettungsdienst“ teil und sollen in Zukunft größere Einsätze an Gewässern koordinieren und alle eingesetzten Gruppen führen. Zusätzlich will die Kreis-Wasserwacht auch einen „Fachberater Wasserrettungsdienst“ bereitstellen, der den Entscheidungsträgern der Behörden bei großen Einsätzen und im Katastrophenfall mit Fachauskünften zur Seite steht. Im Rahmen einer Kreisübung aller drei Wasserwacht Schnell-Einsatz-Gruppen (SEG´en) wurde im Oktober 2005 am Abtsdorfer See auch die Zusammenarbeit mit der Tauchergruppe der Feuerwehr geübt (wir berichteten). Seit Anfang März läuft im Berchtesgadener Land ein Kurs für Rettungs- und Bergetaucher, im Mai stehen eine Wasserretter- und eine Sanitätsausbildung auf dem Programm.

Derzeit verfügt die BRK-Gemeinschaft über sechs Erste-Hilfe-Ausbilder, vier Ausbilder für den Sanitätsdienst, 22 Schwimmausbilder, 27 Rettungsschwimmausbilder und vier Tauchausbilder. 33 Helfer arbeiten als Rettungs- und Bergetaucher, 46 sind Motorbootführer, sechs Helfer wurden als Wasserwacht-Luftretter am Hubschrauber ausgebildet und fünf Mitglieder engagieren sich auch in der Canyoning-Rettungsgruppe, die zusammen mit der Bergwacht-Region Chiemgau betrieben wird. Neben der Absicherung von Triathlon-Veranstaltungen beteiligte sich die Wasserwacht auch an den Veranstaltungen der Städte und Gemeinden. Bei Grillabenden und Ausflügen wurde die Kameradschaft gepflegt.

Die drei SEG´en der Wasserwacht im Berchtesgadener Land stellen auch eine der beiden Tauchergruppen für den neuen Wasserrettungszug in Oberbayern, der bei größeren Einsätzen und im Katastrophenfall effektive Hilfe leisten soll. 2006 finden die ersten Übungen für den Zug statt, der aus einer Führungsgruppe, zwei Tauchergruppen und zwei Bootsgruppen besteht. Für das erweiterte Aufgabenspektrum wurde den regionalen Wasserrettern zusätzliche Ausrüstung zur Verfügung gestellt, darunter dekontaminationsfähige Trockentauchanzüge oder Vollgesichtstauchmasken.

Derzeit nehmen 105 Sechs- bis Zehnjährige und 65 Elf- bis 15-Jährige Kinder und Jungendliche am regelmäßigen Schwimmtraining der Ortsgruppen teil“, berichtete die stellvertretende Jugendleiterin der Kreis-Wasserwacht, Tanja Vogt. Auch 2006 sind wieder mehrere gemeinsame Aktivitäten der Wasserwacht-Jugendgruppen auf Kreisebene geplant, darunter ein Zehn-Stunden-Schwimmen, eine Schlauchbootfahrt auf der Saalach, eine Erste-Hilfe-Ausbildung, ein Naturtag und ein Zeltlager am Wallersee. Beim Schulschwimmwettbewerb stellte das Berchtesgadener Land 2005 mit insgesamt neun Landessiegern - vom ersten bis zum siebten Platz - wieder die meisten Gewinner-Klassen auf Landesebene. Insgesamt nahmen 85 Schulklassen aus dem Landkreis teil. „Die Rettungsschwimmausbildung geht dagegen wegen Teilnehmer-Mangel immer mehr zurück.“, klagte Schierghofer bei seinem Jahresrückblick.

Fremdenverkehrsreferent Gerhard Fuchs dankte den Freiwilligen vor allem für ihren Einsatz beim Eislaufhallen-Unglück und bei den Dachräumarbeiten auf öffentlichen Gebäuden. Wie schwierig es heute ist, dass Ehrenamtliche bei Einsätzen ihren Arbeitsplatz verlassen dürfen, beklagte der Präsident der Österreichischen Wasserrettung im Landesverband Salzburg, Fritz Krippel. THW-Ortsbeauftragte Sandra Huber, Polizeihauptkommissar Wilhelm Bertlein, Kreisbrandmeister Leonhard Schaller und JRK-Chef Matthias Rein überbrachten abschließend ihre Grüße.

Für
Für langjährigen aktiven Dienst in der BRK-Wasserwacht wurden Tanja Vogt (15 Jahre, Zweite von rechts) und Sieglinde Abel (20 Jahre, Zweite von links) durch den Vorsitzenden der Kreis-Wasserwacht, Rudolf Schierghofer (links) geehrt. Für besondere Verdienste um das Rote Kreuz wurde Peter Graf mit der silbernen BRK-Ehrennadel ausgezeichnet, Schuldirektor Anton Fuchs (rechts) erhielt für sein fortwährendes Engagement bei der Siegerehrung des Schulschwimmwettbewerbs die Wasserwacht-Medaille in Bronze.
Seit
Seit einem Jahr ist die neue Vorstandschaft der Kreis-Wasserwacht Berchtesgadener Land im Dienst: Gregor Graßl (stellv. Vorsitzender), Rudolf Schierghofer (Vorsitzender), Tanja Vogt (stellv. Jugendleiterin), Siegfried Hauber (Technischer Leiter) und Peter Graf (stellv. Technischer Leiter).