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Verfasser: Text: Niko Oberkandler, Markus Leitner, Fotos: Markus Leitner, Hans Bayer, aktualisiert am 9.10.06 um 00:40 Uhr

Festakt und „Tag der offenen Tür“ zum Jubiläum - Landtagspräsident Glück: „Tragende Säule des Rettungsdienstes“ – Mehr als 30.000 Einsätze seit 1976

Beim Festakt wurde auch die neue Internetseite eröffnet: >>> www.christoph14.de >>>
TRAUNSTEIN – Wenn Menschenleben auf dem Spiel stehen, ist die Crew des Rettungshubschraubers „Christoph 14“ in weniger als zwei Minuten klar zum Abheben – selbst dann, wenn sich im Hangar auf dem Krankenhausdach 150 Ehrengäste versammelt haben, um das Jubiläum „30 Jahre Hubschrauberrettung am Klinikum Traunstein“ zu feiern. Zweimal musste „Christoph 14“ während der Feier zu Einsätzen fliegen. Die Redner ließen sich davon aber nicht aus dem Konzept bringen, sondern sprachen den Piloten, Ärzten und Sanitätern viel Lob und Anerkennung für ihre Arbeit aus. „Die Luftrettung ist eine tragende Säule des Rettungsdienstes geworden“, sagte Landtagspräsident Alois Glück in seiner Festrede. Am 10. September 1976 wurde in Traunstein der erste Rettungshubschrauber in Dienst gestellt – als dritter Standort in Bayern nach München und Nürnberg. In den letzten 30 Jahren wurden mehr als 30.000 Einsätze geflogen, unter anderem bei der Bergbahn-Katastrophe in Kaprun und beim Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall.
Bei Einsätzen von „Christoph 14“ wirken drei Verbände zusammen: Die Bundespolizei stellt die Piloten und Mechaniker, das Bayerische Rote Kreuz (BRK) beordert mit seiner Rettungsleitstelle den Hubschrauber zu den Einsätzen und stellt die Rettungsassistenten. Träger der Luftrettung ist der Zweckverband für Rettungsdienst- und Feuerwehralarmierung. Zum Jubiläum von „Christoph 14“ wurde nicht nur ein Festakt abgehalten, sondern die Öffentlichkeit erhielt beim „Tag der offenen Tür“ Einblicke in die Luftrettung. Das BRK, die Polizei, die Feuerwehren und weitere Rettungsdienste beteiligten sich daran mit ihrem Personal und Einsatzfahrzeugen. Besonders interessant für die Besucher war der Verbindungshubschrauber vom Typ Eurocopter EC 135, den die Bundespolizei vorführte. Als derzeit modernster und leistungsstärkster Rettungshubschrauber wird der Eurocopter EC 135 T2/i zum Ende des Jahres das Modell BO 105 ablösen, das seit 1997 in Traunstein stationiert ist. Mit dem neuen Modell EC 135 landeten auch der Präsident des Bundespolizeipräsidiums Süd, Peter Holzem, und Landtagspräsident Alois Glück auf dem Krankenhausdach.
Der CSU-Politiker hatte die Schirmherrschaft für die Jubiläumsfeier übernommen. In seiner Festrede äußerte sich Glück zur Finanzierung des Rettungsdienstes, der als Kostenfaktor im Gesundheitssystem nicht unterschätzt werden dürfe. Der Rettungsdienst stehe vor einer Weiterentwicklung, etwa durch die Neugliederung der Rettungsleitstellen, die bundesweite Einführung des Digitalfunks und die Stationierung des neuen Rettungshubschraubers in Traunstein. „Das ist ein großer Fortschritt, aber leider Gottes auch mit Milliardenkosten verbunden“, sagte Glück. Er hoffe, dass die Bundespolizei weiter in der Luftrettung tätig sein könne und anders lautenden Stimmen aus dem Bundesrechnungshof und dem Bundesinnenministerium widerstehen könne. „Auch wenn die meinen, das braucht’s nicht.“
Glück plädierte dafür, die Arbeit der Rettungsdienste nicht als Selbstverständlichkeit zu betrachten: „Den wenigsten Menschen ist bewusst, was alles für einen funktionierenden Rettungsdienst geleistet werden muss.“ Dazu gehörten eine professionelle Ausbildung und auch die Fähigkeit, dem psychischen Druck in Extremsituationen stand zu halten. „In vielen Fällen ist es ja ein Wettlauf um Menschenleben.“
Für die erkrankte BRK-Präsidentin Christan Prinzessin von Thurn und Taxis sprach der BRK-Bereichsleiter für den Rettungsdienst Klemens Reindl. Mit den acht Rettungshubschraubern an Standorten zwischen Traunstein und Ochsenfurt werde eine flächendeckende und schnelle Versorgung sichergestellt. „Das heißt im Klartext: Jeder Bürger an jedem Ort in Bayern hat die Gewissheit, die Luftrettung im äußersten Notfall beanspruchen zu können“, so Reindl. Seit 30 Jahren betreiben das BRK und die Bundespolizei im Auftrag des Rettungszweckverbandes die Luftrettungsstation in Traunstein – und das mit großem Erfolg. „Umso mehr trifft und befremdet uns die Entscheidung des Zweckverbandes, die künftige integrierte Leitstelle selbst betreiben zu wollen.“ Das sei hinter verschlossenen Türen ohne Gutachten und Ausschreibung beschlossen worden, kritisierte Reindl.
Dieser Vorwurf richtete sich gegen den Zweckverband-Vorsitzenden, Landrat Hermann Steinmaßl, der zu diesem Zeitpunkt die Veranstaltung aber schon verlassen hatte. Zuvor hatte Steinmaßl den 10. September 1976 als den „Beginn einer neuen Ära im Rettungsdienst“ bezeichnet. Oberbürgermeister Fritz Stahl sagte, die Besatzungen von „Christoph 14“ würden Lebenshilfe im wahrsten Sinne des Wortes leisten. Stahl erinnerte daran, dass im November 1986 der Landeplatz und der Hangar auf dem Dach des neuen OP-Traktes in Betrieb genommen wurden. Diese Lösung war einzigartig und hatte damals keine Parallele. Die ursprüngliche Wellblechgarage wurde übrigens wiederverwendet – als Lagerhalle für Klärschlamm in der städtischen Kläranlage.
Einen schwung- und humorvollen Rückblick auf 30 Jahre „Christoph 14“ präsentierte Klaus Petersik, ein Pilot der ersten Stunde mit 6.000 geflogenen Einsätzen. Nach fast zwei Stunden Festreden war es eine willkommene Abwechslung, das eine oder andere G’schichterl zu hören, etwa wie der Rettungshubschrauber samt Besatzung 1982 für mehrere Tage am Hochfelln eingeschneit war, oder wie sich Anwohner über die Lärmbelästigung beschwerten. An einem heißen Sommertag Ende der 70er Jahre sei eine erboste Dame mit einem rostigen Metallteil zu ihm gekommen, erzählte Petersik. Der Hubschrauber habe das beim Landeanflug über ihrem Garten verloren. Petersik entgegnete ihr, dass der „Christoph 14“ keine rostigen Metallteile spazieren fliege.
Nach Einschätzung des Leiters der Bundespolizei-Fliegerstaffel Süd, Mario Konjevic, ist das Vertrauen der Bürger in den Rettungshubschrauber immer mehr gewachsen. „Dieses Vertrauen lässt die Anwohner auch den Fluglärm akzeptieren.“ Zur Bedeutung des Rettungshubschraubers für das Klinikum Traunstein äußerte sich der Geschäftsführer der Kreiskliniken Traunstein-Trostberg GmbH, Stefan Nowack. „Ohne den Christoph 14 wäre Traunstein vermutlich nicht das führende Schwerpunktklinikum in Südostbayern.“
Zum Jubiläum von „Christoph 14“ ist auch eine informative Festschrift mit 44 Seiten erschienen. Darin finden die Leser die üblichen Grußworte, aber auch Antworten auf interessante Fragen, etwa auf die, woher der Hubschrauber seinen Namen hat. Benannt sind die Rettungshubschrauber in Deutschland nach dem Heiligen Christophorus, der als Schutzpatron der Fahrenden und Reisenden gilt.

Vor
Vor 30 Jahren wurde am Traunsteiner Krankenhaus der Rettungshubschrauber „Christoph 14“ in Dienst gestellt. Zum Jubiläum fanden am Wochenende ein Festakt und ein „Tag der offenen Tür“ statt. Als einer von fünf speziell geschulten Rettungsassistenten fliegt Sebastian Kamml Einsätze mit „Christoph 14“. Den Besuchern der Jubiläumsfeier beantwortete er alle Fragen zu dem 1997 in Dienst gestellten Hubschraubers vom Typ BO 105 CBS5.
Die
Die Luftrettungsstation am Klinikum Traunstein erhält zum Ende den Jahres den derzeit modernsten Rettungshubschrauber vom Typ Eurocopter EC135 T2/i.
Die
Die Referenten des Symposiums.