Bewertung:  / 0
SchwachSuper 

Verfasser: Text: Raphael Braun, Markus Leitner, Fotos: Raphael Braun, aktualisiert am 13.10.06 um 00:20 Uhr

100 Helfer von Rotem Kreuz und Feuerwehr üben an mehreren Schauplätzen

RAMSAU (rb/ml) – Aufgrund eines Unwetters kentert am Westufer des Hintersees bei Ramsau ein mit neun Menschen voll besetztes Fährschiff. Durch glückliche Umstände können sich vier Passagiere selbst an Land retten, zwei weitere Fahrgäste halten sich schwimmend an der Seeoberfläche. Ein Wanderer beobachtet den Unfall und erschrickt so sehr, dass er einen Herzanfall erleidet. Was dramatisch klingt, ist eine groß angelegte Übung der BRK-Kreis-Wasserwacht Berchtesgadener Land.

Gegen 16.30 Uhr werden rund 80 Helfer der Wasserwacht-Schnell-Einsatz-Gruppen (SEG´en) Bad Reichenhall, Berchtesgaden, Freilassing-Ainring und Laufen alarmiert. Zusätzlich nehmen die SEG Sanität (SEG-San) der BRK-BereitschaftBerchtesgaden und die Sanitätseinsatzleitung (SanEL) mit Unterstützungsgruppe (UG-SanEL) am Übungseinsatz teil. Die Anfahrt der 14 Fahrzeuge erfolgt in Echtzeit und mit Sondersignal von den jeweiligen Standorten aus. Zuerst trifft die Wasserwacht Berchtesgaden nach rund 20 Minuten an der Einsatzstelle ein und setzt sofort das Motor-Rettungsboot ein. Die SEG-San beginnt aufgrund der kühlen Witterung umgehend einen Behandlungsplatz für Verletzte mit beheizbarem Zelt aufzubauen. Laufend kommen weitere SEG´en am See an, wobei insgesamt vier Rettungsboote zum Transport von Suchmannschaften am Westufer eingesetzt werden. Stark unterkühlt und zum Teil bewusstlos werden die sieben Patienten aufgefunden, erstversorgt und mit den Booten zur Patientenablage am Südufer transportiert, wo sich der Leitende Notarzt Dr. Reinhard Reichelt und der Organisatorische Leiter Peter Dengler um Sichtung und Registrierung kümmern.

Zeitgleich werden acht Rettungstaucher vom Ufer zur Suche nach den drei abgängigen Passagieren des Fährbootes eingesetzt. Die Arbeit gestaltet sich schwierig, denn der trübe und unruhige See schränkt die Sicht unter Wasser auf ein Minimum ein. – die eingesetzten Rettungsboote stellen eine zusätzliche Gefahr für die Taucher dar. Erst nach über zwei Stunden werden die versenkten Übungspuppen durch die Taucher gefunden und geborgen.
Zur Ausleuchtung und Unterstützung an der Einsatzstelle wird die Feuerwehr Königssee nachalarmiert und trifft kurze Zeit später mit drei Fahrzeugen, einem Leuchtballon und 15 Mann ein. Während der laufenden Wasserrettungsübung wird die Einsatzleitung über einen fiktiven Verkehrsunfall informiert, der sich auf der Kreisstraße am Westufer ereignet haben soll. Sofort werden zwei Boote abgezogen und zur Lageerkundung geschickt. Die Bootsbesatzungen treffen auf zwei Verletzte, die fachkundig erstversorgt und an den angeforderten Landrettungsdienst übergeben werden.

Da bei der Übung nur ein einziger Funkkanal genutzt werden konnte, waren die Kommunikationsmöglichkeiten schnell ausgelastet. „Zukünftig muss man bei Wasserrettungseinsätzen über eine Kanaltrennung nachdenken, wobei die Fachbereiche Wasserrettung, Motorboot und Rettungstaucher über jeweils einem eigenen Funkkanal koordiniert werden“, sagte Richard Haller, Fachdienstleiter für Information und Kommunikation (IuK) beim Roten Kreuz. Nach anfänglichen Unklarheiten klappte die Kommunikation zwischen den Helfern vor Ort gut, wobei alle Einsatzkräfte mit besonderen Aufgaben entsprechende Funktionswesten mit farblicher Kennzeichnung trugen. Gegen 19 Uhr waren alle Aufgaben erledigt und das Material wieder auf den Einsatzfahrzeugen verladen.

Bei einer anschließenden Brotzeit im BRK-Haus Berchtesgaden erläuterten die Übungsschiedsrichter Franz Kurz, Siegfried Hauber und Holger Krinke ihre Beobachtungen. Rudolf Schierghofer, Vorsitzender der Kreis-Wasserwacht, bedankte sich bei allen Teilnehmern und Helfern: „Diese Übung war eine großartige Möglichkeit, Material und Einsatzmöglichkeiten der Wasserwacht und der BRK-Bereitschaft miteinander zu kombinieren.“ Die weitere Aufarbeitung der Übungserkenntnisse findet in den einzelnen Ortsgruppen statt.