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Verfasser: Ulli Kastner, Berchtesgadener Anzeiger, aktualisiert am 1.2.07 um 14:20 Uhr

Jahreshauptversammlung der Wasserwacht-Ortsgruppe Berchtesgaden

BERCHTESGADEN (uk) - »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir einmal so viele Einsätze hatten«. Ortsgruppenvorsitzender Gerhard Däuber von der Wasserwacht Berchtesgaden blickte auf der Jahreshauptversammlung auf ein ungewöhnlich arbeitsreiches Jahr zurück, das von vielen, vielen Einsätzen und Fortbildungen geprägt war. Insbesondere die »Eiszeit« am Königssee hielt die Wasserwachtler viele Wochen lang auf Trab. In das positive Resümee des vergangenen Jahres mischte sich am Freitag im Berchtesgadener Rot-Kreuz-Haus am Wiesenweg auch etwas Unmut. So kritisierte Wasserwachtarzt Dr. Robert Oberpeilsteiner, dass die Finanzierung der Gesundheits-Untersuchungen für die Taucher von Seiten der öffentlichen Hand nicht ordentlich geregelt ist. Immerhin hat die Kliniken des Landkreises Berchtesgadener Land GmbH ihre Unterstützung zugesagt, so dass die notwendigen Untersuchungen derzeit am Kreiskrankenhaus Berchtesgaden mit teilweise ehrenamtlichem Einsatz durchgeführt werden können.

Von den 50 Einsätzen, die die 38 Aktiven der Wasserwacht-Ortsgruppe im letzten Jahr zu absolvieren hatten, fanden 21 auf dem zugefrorenen Königssee statt. »Der Eisdienst am Königssee war stressig, aber aufgrund des Naturereignisses auch sehr schön«, fasste technischer Leiter Peter Tronicsek zusammen. Hier hatte man erschöpfte oder verletzte Personen zu versorgen, Vermisste zu suchen oder Betrunkene zu betreuen. Aber auch im Sommer beschäftigte der Königssee die Wasserwacht. So registrierte man wegen Verletzungen, Vermisstensuchen und sogar einer Totenbergung 15 Bootseinsätze. Spektakulär war eine Motorradbergung aus dem Königssee. Mit Unterstützung der Wasserwacht Rosenheim holte man das Fahrzeug aus 120 Metern Tiefe wieder ans Tageslicht. Die weiteren Alarmierungen betrafen beispielsweise Verkehrsunfälle oder Einsätze am Hintersee-Eis. Auf der Köngsseer Ache suchte man nach zwei Kajakfahrern, die sich aber selbst retten konnten. Die Bergung der Kajaks oblag dann den Wasserwachtlern.
Ebenfalls aus einem Fließgewässer bergen musste man ein abgetriebenes Fahrzeug, das bei einem Unfall in die Berchtesgadener Ache gestürzt war. »Ein Einsatz, der aufgrund vieler Übungen im Fließwasser einwandfrei gemeistert wurde«, betonte Peter Tronicsek, der auch die Ausbildungsarbeit exakt dokumentiert hatte. So kamen in Theorie und Praxis genau 3?765 Stunden zusammen. Zu den 27 Übungen gehörten unter anderem eine Großübung am Kreiskrankenhaus Berchtesgaden, eine Kreiswasserwachtübung am Hintersee, eine Eisübung am Hintersee, eine Löschübung bei der Saletalm, eine Fließwasserübung, eine Wasserrettungsübung am Königssee, eine Schwimmbadübung und zwei Übungen mit dem Hochwasser-Rettungszug, zwei Bootsübungen und 15 Tauchübungen. Erheblich war der Zeitaufwand des weiteren für Wachstunden, Veranstaltungen wie das Seefest, das Zehn-Stunden-Schwimmen im Schornbad oder die Dreharbeiten zum Film »Das Geheimnis vom Königssee«. Die Gesamtstundenzahl aller Aktivitäten bezifferte Peter Tronicsek auf 5?192. Dazu kommen noch die 8?160 Bereitschaftsstunden für das Rettungsboot. Der technische Leiter: »Man sieht also, dass wir nicht die Leute mit der roten Badehose sind und nur am Beckenrand stehen. Vielleicht kommen jetzt mehr Jugendliche zu uns und wollen aktive Mitglieder werden.«

Überwiegend Eigenfinanzierung

»Die Kosten für die Einsätze werden zum größten Teil von der Ortsgruppe finanziert«, betonte Vorsitzender Gerhard Däuber. Denn die Kostenerstattung durch den zuständigen Versicherungsträger decke allzu oft nicht einmal die Ausgaben. »Auch wir fallen also leider unter das oft erwähnte Defizit bei den Rettungsdiensten«, betonte Däuber. Auch die Unterhaltskosten für die Ausrüstung trage zum Großteil die Ortsgruppe, lediglich das neue Fahrzeug sei über das Rettungsdienstgesetz finanziert worden. »All das wäre ohne unsere fördernden und aktiven Mitglieder nicht möglich«, so der Vorsitzende.
Ebenfalls keine Finanzmittel von öffentlicher Hand bekommt man für die notwendigen Gesundheitsuntersuchungen der Taucher. Die Untersuchungen in bisheriger Form durch den Arbeitsmediziner sind nach den Worten von Gerhard Däuber nicht mehr möglich. Hier sprang nun auf Ersuchen der Wasserwacht die Kreiskliniken des Berchtesgadener Landes GmbH ein, die diese Untersuchungen nun im Kreiskrankenhaus Berchtesgaden ermöglicht. Eine Arbeitsmedizinerin nimmt hier die erforderlichen Untersuchungen vor, das Belastungs-EKG, die Überprüfung der Lungenfunktion und die Blutentnahme führen Kreiswasserwacht-Ärztin Dr. Hoffmann und Gerhard Däuber in ihrer Freizeit durch. Das Krankenhaus stellt die entsprechenden Geräte zur Verfügung. Dass die Untersuchung von öffentlicher Hand nicht ausreichend geregelt ist, stieß bei Wasserwachtarzt Dr. Robert Oberpeilsteiner auf Kritik. »Da muss man darum betteln, dass Personen, die für die Öffentlichkeit tätig sind, medizinisch untersucht werden«. Er forderte die Vorstandschaft dazu auf, sich dafür einzusetzen, dass solche Untersuchungen künftig automatisch stattfinden. »Schließlich betrifft mich die Sicherheit der Einsatzkräfte ja auch«, sagte Dr. Oberpeilsteiner und sprach allen Aktiven Respekt für ihren Einsatz aus.

Motivierte Jugendgruppe

Dass die Wasserwacht-Ortsgruppe auch über eine motivierte Jugendgruppe verfügt, war von Jugendleiter Christoph Golser zu erfahren. Jeden Donnertag - außer in den Ferien - trifft man sich mit den verschiedenen Gruppen zum Training in der Watzmann Therme. Im Berichtszeitraum war das 38-mal der Fall. »Vor allem die Größeren werden immer aktiver«, freute sich Golser, dessen Dank an alle Ausbilder ging. »Wir schauen, dass es den Kindern Spaß macht, denn nur dann machen sie auch weiter«. Im Training werden Sicherheit, Ausdauer und Technik trainiert. Die Jugendgruppe war mit zahlreichen Ausbildungen und Aktivitäten befasst. Dazu zählten Unterrichte im Bereich Erste Hilfe, die Teilnahme am Bezirks-Rettungsschwimmwettkampf, das Zeltlager am Wallersee, das Zehnstunden-Schwimmen im Schornbad und eine theoretische Schnorchel-Schwimmausbildung sowie eine gemeinsame Jugendübung zusammen mit der Marktschellenberger Feuerwehr. »Wir haben eine sehr starke Jugendgruppe und konnten zeitweise schon niemanden mehr aufnehmen«, erklärte Christoph Golser. Der bekam von Vorsitzendem Gerhard Däuber nur Lob: »Wir haben eine sehr starke Jugendgruppe - und unsere Ausbilder, besonders Jugendwart Christoph Golser, bieten ständig etwas Neues und Interessantes an«. Lob gab es auch für eine Reihe von Mitgliedern und Personen, die Däuber zusammen mit dem Kreisvorsitzenden Rudolf Schierghofer auszeichnen konnte (siehe Kasten).
Dank für das anhaltende Engagement sagte den Wasserwacht-Mitgliedern noch Kreisvorsitzender Rudolf Schierghofer. Der erwähnte den seit 18 Jahren stattfindenden Schulschwimmwettbewerb, bei dem die Landkreis-Schulen zum Teil sehr gut abschnitten. »Bei der Wasserwacht Berchtesgaden sind immer alle mit Herz und Seele dabei, deshalb kommt auch was raus«, sagte Schierghofer. Ähnlich sah es der Berchtesgadener Polizeichef Günther Adolph, der sich für den Einsatz der Wasserwachtler zum Wohle der Allgemeinheit bedankte. Und Kreiswasserwacht-Ehrenvorsitzender Alfons Kandler überbrachte für Tourismusdirektor Michael Grießer den Dank für die Wachdienste in der Watzmann Therme. Eine Spende dafür soll schon unterwegs sein.

Eine
Eine ganze Reihe von Wasserwacht-Mitgliedern konnte auf der Jahreshauptversammlung für besondere Verdienste und langjährige Mitgliedschaft ausgezeichnet werden.