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Verfasser: Markus Leitner, aktualisiert am 9.2.07 um 11:35 Uhr

Fehlende Schwimmhalle wirkt sich negativ auf die Jugendarbeit aus

BAD REICHENHALL (ml) – Seit dem Eishalleneinsturz und der einhergehenden Schließung der Schwimmhalle fehlt der Wasserwacht-Ortsgruppe ihre wichtigste Trainingsstätte. „Vor allem die Nachwuchsarbeit leidet sehr darunter, da es in der nahen Umgebung bisher keine echten Alternativen gibt“, berichtete Ortsgruppenvorsitzender Rainer Moltke auf der Jahreshauptversammlung im Rotkreuz-Haus. 2006 war für die Reichenhaller Wasserwacht auch ein außergewöhnliches Einsatzjahr: Das Eishallenunglück, Schneeräumarbeiten auf den Dächern der Kurstadt, Eiswachdienst am Königssee und einige Notfälle an Gewässern, die aber alle ein glückliches Ende fanden.

Während die erwachsenen Wasserwacht-Helfer im vergangenen Jahr regelmäßig für ihr Training nach Freilassing ins Badylon fuhren, durchlebten die Kinder und Jugendlichen der Ortsgruppe einen schwierigen Hürdenlauf, bei dem sich bisher kein Ziel abzeichnet. Nach vielen telefonischen Anfragen fand sich ein örtlicher Hotelbetreiber, der in guter Absicht seinen Pool zur Verfügung stellte. „Es dauerte aber nicht lange, bis sich die Gäste durch den Lärm gestört fühlten und wir eine andere Lösung finden mussten“, erklärte Moltke.
Für rund eine Stunde Schwimmtraining pro Woche war vielen Eltern der Weg nach Freilassing einfach zu weit. „Kaum in Reichenhall angekommen hätten sie schon wieder losfahren müssen, um die Kids abzuholen. Auf Dauer geht das nicht“, beklagte Jugendleiterin Barbara Paul. Mit einem Zuschuss der Stadt Bad Reichenhall war es im weiteren Verlauf möglich, trotz der hohen Eintrittspreise von drei Euro pro Kind und Stunde die Rupertustherme zu nutzen. Nachdem aber 2007 die Eintrittspreise auf fünf Euro erhöht wurden, meinten einige Eltern, dass sie ihre Kinder in Zukunft nicht mehr zur Wasserwacht schicken könnten, da die Freizeitgestaltung einfach zu teuer sei.
Nach Verhandlungen mit Badmanager Dirk Sasse können die Wasserwacht-Kinder das Therapiebecken nun doch noch bis Mitte Februar zum alten Preis nutzen. Moltke: „Eine Dauerlösung ist das aber sicherlich nicht, zumal das neue Sportbad ähnlich teuer sein wird. Ohne Jugend hat die gemeinnützige Arbeit der Wasserwacht keine Zukunft. Uns fehlt der Mittelpunkt unseres bisherigen Vereinslebens.“ Mit Ungeduld freuen sich die freiwilligen Retter daher jetzt schon auf den Sommer und hürdenfreie Trainingsrunden im Aufhamer Freibad.

„Aufgrund der fehlenden Schwimmhalle gingen die Trainingsstunden von zuvor über 700 auf 228 zurück“, berichtete Hauber. Insgesamt haben die Helfer im vergangenen Jahr knapp 5.000 ehrenamtliche Stunden geleistet, davon alleine 1.500 beim Wachdienst an den Seen und in den Bädern.
Der Technische Leiter der Ortsgruppe, Siegfried Hauber sprach in seinem Rückblick von einem „außergewöhnlichen Jahr“: „Die Eindrücke bei den Rettungsarbeiten zwischen den Trümmern der Eishalle wird keiner unserer Helfer je vergessen.“ Wie vielseitig die derzeit 40 Aktiven sind, zeigte sich auch kurze Zeit später, als sie die Schneeräumarbeiten auf den Dächern am Thumseebad und in Bad Reichenhall unterstützten. 22 vielseitig ausgebildete Retter gehören aktuell zur mobilen Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG), die auch zu Notfällen am Wasser ausrücken musste. Im Sommer fanden die Retter einen vermissten Jungen am Thumsee und brachten ihn zu den Eltern zurück. Bei weiteren Einsätzen wurde die Reichenhaller Wasserwacht noch auf der Anfahrt abbestellt: Zwei treibende Kanus auf der Königsseer Ache, ein gekentertes Boot am Abtsdorfer See und ein zur Saalach abgestürztes Auto.

Ein breit angelegtes Aus- und Fortbildungsprogramm bildete im vergangenen Jahr die Grundlage für erfolgreiche Einsätze und Wachdienste: Im Rahmen der Frühdefi-Schulung lernten die Helfer eine alternative Möglichkeit zur Atemwegssicherung kennen, die auch ohne einen Notarzt eingesetzt werden kann. Zusätzlich trainierten die Ehrenamtlichen die Eisrettung am Höglwörther See, führten Tauch- und Wildwasserübungen durch, veranstalteten eine nächtliche Funkübung und arbeiteten bei einer Großübung in der Langen Gasse mit. Eine landkreisweite Wasserrettungsübung forderte im Oktober alle Wasserwachten am Hintersee.
Bei einem erneuten Einbruch in die Höglwörther Wachstation klauten die Diebe ein Fernglas im Wert von rund 400 Euro. „Aufgrund wichtiger Ausgaben für Dienst- und Schutzbekleidung und für medizinische Ausrüstung mussten wir 2006 mit einem Minus abschließen“, erklärte Kasserwart Grit Schulz.
Den beiden Wasserwacht-Jugendgruppen gehören aktuell jeweils 20 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und zehn, beziehungsweise elf bis 15 Jahren an. Barbara Paul und Alexandra Hausmann kümmern sich als Team um den Nachwuchs, dem 2006 ein umfangreiches Programm geboten wurde: Schlauchbootfahren auf der Saalach, eine Naturschutzwanderung, Mitarbeit im Wachdienst der Erwachsenen und weiterführende Aus- und Fortbildung in allen Bereichen der Wasserrettung. Beim Zehn-Stunden-Schwimmen der Wasserwacht Berchtesgaden belegte ein vierköpfiges Team der Reichenhaller Wasserwacht den zweiten Platz.

Angers Bürgermeister Silvester Enzinger und Bad Reichenhalls zweiter Bürgermeister Karl Dörfler dankten der Wasserwacht für ihren Einsatz. „Wir werden noch im laufenden Jahr eine vernünftige Regelung mit der Kur-GmbH für die fehlende Schwimmhalle finden“, versprach Dörfler, der zugleich seine Bewunderung für die Leistungen beim Eishallen-Einsturz zum Ausdruck brachte. Der stellvertretende Kreisvorsitzende des Roten Kreuzes, Ernst Zauner lobte die „Vielzahl an Spezialisten in der Wasserwacht“ für ihr „nahezu professionalisiertes Ehrenamt“. Zauner: „Die Wünsche und Belange der Vereine werden beim Neubau des Sportbads berücksichtigt werden.“ „Vielen Dank für die gute Ausbildung unserer Kinder und die aufklärende Arbeit in den Medien. 2006 hatten wir keine Einsätze mit Ertrunkenen, was auch ein Verdienst der Wasserwacht ist“, meinte Polizeichef Wilhelm Bertlein. Rudolf Schierghofer, Vorsitzender der Kreis-Wasserwacht klagte, dass aufgrund der fehlenden Schwimmhalle auch die Beteiligung am Schulschwimmwettbewerb massiv zurückgegangen sei.

Ortsgruppenvorsitzender
Ortsgruppenvorsitzender Rainer Moltke: Ohne eine Schwimmhalle in Bad Reichenhall leidet vor allem die Jugendarbeit der Wasserwacht.
Für
Für langjährige aktive Mitarbeit in der Wasserwacht-Ortsgruppe zeichneten der Vorsitzende der Kreis-Wasserwacht, Rudolf Schierghofer (links) und Ortsgruppenvorsitzender Rainer Moltke (rechts) verdiente Helfer aus: Siegfried Hauber (25 Jahre), Gabi Koder (fünf Jahre) und Christian Reichelt (25 Jahre, von links).
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Der stellvertretende BRK-Kreisvorsitzende Ernst Zauner lobte das breite Aufgabenspektrum der Wasserwacht als nahezu professionalisiertes Ehrenamt.
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Der Vorsitzende der Kreis-Wasserwacht, Rudolf Schierghofer beklagte, dass aufgrund der fehlenden Schwimmhalle auch die Teilnahme am Schulschwimmwettbewerb massiv zurückgegangen sei.
Ortsgruppenvorsitzender
Ortsgruppenvorsitzender Rainer Moltke überreicht Blumen an Ehrenmitglied Luise Stumpfegger.