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Verfasser: Markus Leitner, aktualisiert am 3.3.07 um 01:08 Uhr

Christian Burr berichtet vom ungewissen Werdegang der BRK-Bereitschaft

LAUFEN (ml) – „Wir haben derzeit so viele Mitglieder wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr“, freute sich Christian Burr, Leiter der BRK-Bereitschaft Laufen am vergangenen Wochenende bei der Jahreshauptversammlung im Gasthaus Leobendorf. 2006 war für die 19 Aktiven der derzeit 23 Rotkreuz-Helfer ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr: Sie leisteten 4.300 ehrenamtliche Stunden im Rettungsdienst und Krankentransport, konnten an zahlreichen Fortbildungen teilnehmen und dringend benötigte Ausrüstungsgegenstände beschaffen. Da die Freiwilligen den größten Teil ihrer praktischen Erfahrungen im Rettungsdienst sammeln, der 83 Prozent ihrer gesamten Arbeit ausmacht, hängt die Zukunft der Laufener Bereitschaft maßgeblich davon ab, ob der Wochenend- und Feiertagsstellplatz in der Salzachstadt weiterhin erhalten bleibt. Burr: „Hier ist die Politik gefragt.“

Seit zwei Jahren verfügt die Bereitschaft über einen eigenen Anhänger, mit dem zusätzliches Material für Sanitätsdienste oder einen Behandlungsplatz zur Einsatzstelle transportiert wird. „Unser eigener Krankenwagen ist mit 270.000 Kilometern Laufleistung aber nicht mehr der Jüngste“, erklärte Burr, der das rund zehn Jahre alte Fahrzeug in den nächsten zwei Jahren austauschen muss. Für eine Ersatzbeschaffung brauchen die Ehrenamtlichen aber noch finanzielle Unterstützung aus der Bevölkerung. Da wieder ein vom Rettungsdienst ausgesondertes Fahrzeug gekauft werden soll, werden sich die Kosten aber in Grenzen halten. Burr: „Wir haben entsprechende Infoblätter und Überweisungsträger in allen Laufener Banken hinterlegt und sind für jede Spende dankbar.“

Dank der Unterstützung des Lions-Club Laufen/Oberndorf konnte im vergangenen Jahr die Ausstattung der BRK-Rettungsdienstfahrzeuge im nördlichen Landkreis mit zusätzlichen Sensoren zur Überwachung bei Kindernotfällen erweitert werden. Bei der Aktion „Discofieber“ klärten die Sanitäter zukünftige Fahranfänger über die Gefahren im Straßenverkehr auf. Burr: „Die Jugendlichen waren echt erschüttert und begriffen die Zusammenhänge sofort, als wir ihnen vom schweren Verkehrsunfall bei Mayerhofen berichteten, bei dem vier junge Menschen im Autowrack verbrannten.“ Zwei ehrenamtliche Ausbilder schulen in Laufen jährlich zwischen 50 und 120 Teilnehmer in den wichtigsten Grundlagen der Ersten Hilfe. Besonders Schulen und Kindergärten zeigen großes Interesse an den Kursen.

2006 waren die Freiwilligen bei 14 Sanitätsdiensten im Bereich Laufen gefordert: Unter anderem mussten der Faschingszug, der BGL-Radmarathon, die Salzach-Festspiele, die Venezianische Nacht und das Turnfest abgesichert werden. Da einige Dienste auch unter der Woche und in enger zeitlicher Abfolge anfielen, waren Planung und Durchführung oft sehr anspruchsvoll. Die Bereitschaftsjugend wird in Laufen zusammen mit der Wasserwacht-Jugendgruppe ausgebildet, wovon beide Gemeinschaften profitieren. „Unser BRK-Arbeitskreis Soziale Dienste arbeitet sehr eigenständig, aber auch sehr erfolgreich“, lobte Christian Burr. Bei vier Blutspendeterminen, die jährlich in Laufen angeboten werden, kümmert sich die Bereitschaft um die Verpflegung und Registrierung der Spender. Unter den Helferinnen ist auch Maria Berthold – mit ihren 90 Jahren das älteste aktive Mitglied.

Seit November 2006 beteiligen sich die Ehrenamtlichen der BRK-Bereitschaft auch am Hausnotruf-Hintergrunddienst des Roten Kreuzes: In der Zeit zwischen 17 und 8 Uhr stehen sie im Raum Laufen für Hilfeleistungen bereit, bei denen kein Rettungsdienst notwendig ist. Mit einer neuen Sanitätstasche können sie bei Bedarf auch eine effiziente Erstversorgung der Hausnotruf-Teilnehmer durchführen, bis Notarzt und Rettungswagen aus Freilassing, Teisendorf oder Fridolfing eintreffen. Burr: „Bisher gab es vier Einsätze. Die Bereitschaftszeiten konnten wir personell alle abdecken.“

So tragisch wie das Einsatzjahr 2006 für die Ehrenamtlichen mit dem Einsturz der Reichenhaller Eislaufhalle begonnen hatte, so endete es auch: Im Dezember verstarb der langjährige Laufener Rotkreuz-Helfer Hans Binder, an den bei der Jahreshauptversammlung mit einer Schweigeminute erinnert wurde.
Seit vier Jahren stellen die BRK-Bereitschaften aus Freilassing und Laufen eine gemeinsame Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG). Der Zusammenschluss habe sich laut Burr bewährt, da die Gruppe bei Großeinsätzen effektiver und schlafkräftiger geworden sei. Die SEG kommt zum Einsatz, wenn der Rettungsdienst nicht mehr ausreicht oder besondere Einsätze wie Brandabstellungen länger dauern. 2006 war die SEG mehrmals gefordert, unter anderem beim Eishallen-Einsturz, bei Wohnhaus-Bränden in Mitterfelden, bei zwei Bränden in Freilassing und beim Supermarkt-Brand in Laufen. Da die Helfer bei jeder Witterung ausrücken, immer ihre eigene Infrastruktur bereitstellen müssen und zum Teil an gefährlichen Einsatzstellen arbeiten, wurde im vergangenen Jahr zusätzliche Winter- und Schutzbekleidung und ein Stromaggregat gekauft.

Neun Sanitätshelfer, sieben Rettungsdiensthelfer und Rettungssanitäter, sechs Rettungsassistenten und ein Arzt gehören aktuell zur Laufener BRK-Bereitschaft. Ihre Einsatzpraxis sammeln die Aktiven bei Diensten an den Rettungswachen in Freilassing, Teisendorf und vor allem am Stellplatz in Laufen. „Sollte der am Wochenende und an Feiertagen besetzte Stellplatz wegfallen, so sind alle unsere anderen Tätigkeitsfelder auch gefährdet, da den Helfern das Training fehlt. Alles steht und fällt mit der Zukunft des Rettungsdienstes“, erklärte Burr. Je nach Qualifikation des ehrenamtlichen Personals wird am Stellplatz ein Rettungs- oder Krankenwagen besetzt, der 2006 315-mal alarmiert wurde. 69 Prozent der Einsätze waren Krankentransporte, der Rest Notfall- und Notarzteinsätze. Dr. Josef Lenz dankte im Namen der Freilassinger Notarztgemeinschaft für die lückenlose Besetzung des Notarzteinsatzfahrzeugs (NEF) während der Nachtstunden, da ein Teil der Fahrer auch von der Laufener Bereitschaft gestellt wurde.


Bei all ihren Aufgaben haben die 19 Aktiven im vergangenen Jahr insgesamt 5.170 ehrenamtliche Stunden geleistet. „Ohne die Laufener Bereitschaft würde es im nördlichen Landkreis sehr düster aussehen. Ihr seid eine sehr junge und aktive Gemeinschaft mit Zukunft“, lobte Kreisbereitschaftsleiter Ludwig Wetzelsberger. Landtagsabgeordneter Anton Kern sprach sich für einen starken Rettungsdienst in der Region aus und hob den Stellenwert der Freiwilligen hervor: „Ohne das Ehrenamt würde der Rettungsdienst nicht funktionieren.“ Im Bedarfsfall würde sich Kern als Führsprecher für den Rettungsdienst auf politischer Ebene gerne einbringen. Laufens zweiter Bürgermeister Hans Feil dankte Christian Burr und seinem Team im Namen der Stadt: „Die Laufener sind für den Stellplatz sehr dankbar. Gott sei Dank wurden die geplanten Sparmaßnahmen noch nicht umgesetzt. Wir werden alles uns Mögliche dafür tun, damit er erhalten bleibt.“

Für
Für 125 und 50 erbrachte Blutspenden zeichneten Bereitschaftsleiter Christian Burr (Dritter von links) und Kreisbereitschaftsleiter Ludwig Wetzelsberger (links) Franz Spöckelberger (Dritter von rechts) und Ludwig Heigermoser (rechts) mit einer Urkunde der BRK-Präsidentin Christa von Thurn und Taxis aus. Bürgermeister Hans Feil (Zweiter von links) und Landtagsabgeordneter Anton Kern (Zweiter von rechts) dankten den beiden Geehrten für ihren stetigen Beitrag zur Lebensrettung.
Noch
Noch immer engagiert sich die 90-jährige Maria Berthold als ältestes Mitglied ehrenamtlich bei der BRK-Bereitschaft Laufen: Unter anderem kümmert sie sich um die Verpflegung bei den Blutspendeterminen.
Bereitschaftsleiter
Bereitschaftsleiter Christian Burr (Zweiter von rechts) und Kreisbereitschaftsleiter Ludwig Wetzelsberger (links) ehrten Raphael Vielmeier (Mitte) für fünfjährige aktive Mitarbeit beim Laufener Roten Kreuz. Bürgermeister Hans Feil (Zweiter von links) und Landtagsabgeordneter Anton Kern (rechts) gratulierten.