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Verfasser: Markus Leitner, aktualisiert am 29.6.07 um 11:04 Uhr

Bergwacht und Luftwaffe trainieren für Einsätze bei Dunkelheit

BAD REICHENHALL (ml) – Aktuelle Einsätze wie die schwierige Rettung von 15 Jugendlichen und zwei Erwachsenen aus dem Mandlgrat am Hohen Göll zeigen, wie wichtig ein eingespieltes Team aus Bergwacht-Luftrettern und Hubschrauberbesatzungen als Grundvoraussetzung für einen unfallfreien Einsatzverlauf ist. Ständige Übung und reger Austausch von Neuerungen garantieren im Ernstfall die Sicherheit aller Beteiligten.

Damit bei echten Notfällen alles klappt, trainierten Ehrenamtliche der Bergwacht-Bereitschaften Bad Reichenhall, Freilassing und Teisendorf-Anger zusammen mit der Besatzung eines SAR-Hubschraubers des Lufttransportgeschwaders 61 aus Penzing bei Landsberg für Rettungswindeneinsätze bei Dunkelheit. Start- und Zielpunkt der Nachtübung war die auf 1.250 Höhenmetern gelegene Anthauptenalm im Lattengebirge. Unter schwierigen Bedingungen mit kühler Witterung und starken Regenschauern richteten die Bergwacht-Ausbilder mehrere Stationen im Gelände ein, wo im Anschluss die Übungsteilnehmer am Hubschrauber-Windenhaken ihre fiktiven Patienten retten mussten. Nachteinsätze bergen trotz guter Sichtflug-Bedingungen zusätzliche Gefahren und erfordern eine reibungslose Verständigung zwischen Rettern und Hubschrauber-Crew. Da die Piloten mit so genannten Bildverstärker-Brillen fliegen, dürfen sie nicht mit Lampen oder anderen Lichtquellen direkt geblendet werden.

Nächtliche Hubschrauber-Windeneinsätze sind keine Selbstverständlichkeit und erfordern große Erfahrung und Routine der Besatzung. Mit der Bildverstärkerbrille sieht der Pilot seine Umgebung zwar taghell, aber nur mit eingeschränktem Blickfeld, zweidimensional und einfarbig. Das Abschätzen von Entfernungen zum Boden oder zu einer Felswand ist nur mit viel Flugerfahrung und mit Hilfe zusätzlicher Informationen der Retter im Gelände möglich.

Ein Trainingsschwerpunkt war die so genannte Kapprettung (auch Kaprettung); dabei wird der in sein Kletterseil gestürzte Patient vom Bergwacht-Luftretter mit einer zweiten Schlinge an den Windenhaken genommen und zusammen mit ihm nach oben in den Hubschrauber gezogen, nachdem die ursprüngliche Sicherung mit einer speziellen Schere durchtrennt worden ist. Leicht verletzte Patienten ohne entsprechenden Sitz-Klettergurt können mit einem Rettungssitz gesichert und ebenfalls per Winde zusammen mit dem Bergwacht-Luftretter nach oben in den Hubschrauber gezogen werden. Schwer Verletzte werden dagegen in einer Gebirgstrage oder im Luftrettungssack abtransportiert.

Rund zwei Stunden lang wurden die imaginären Einsatzstellen am Berg vom Landeplatz an der Anthauptenalm aus angeflogen, danach verschlechterten sich die Sichtflug-Bedingungen durch aufziehende Nebelschwaden immer mehr, sodass das Training vorzeitig beendet werden musste. Bergwacht-Übungsleiter Hans Lohwieser und die Mannschaft des SAR-Hubschraubers waren mit der durch ständige Übungen und Einsätze gewachsenen Routine der Ehrenamtlichen sehr zufrieden.

Die Luftwaffe hält im süddeutschen Raum für den SAR-Dienst drei Stützpunkt-Kommandos mit vier SAR-Mitteln ersten Grades vor, die vom Lufttransportgeschwader 61 betrieben werden: Insgesamt stehen vier Hubschrauber vom Typ „Bell UH-1D“ in Ingolstadt, Malmsheim bei Stuttgart und Penzing bei Landsberg für Rettungs- und Sucheinsätze bereit.





Windeneinsatz
Windeneinsatz in der Dämmerung.