Bewertung:  / 0
SchwachSuper 

Verfasser: Markus Leitner, aktualisiert am 23.10.07 um 10:17 Uhr

Sebastian Roth präsentiert sein Werk „Krisen-Bildung“ erstmals in der Öffentlichkeit

BERCHTESGADENER LAND (ml) – Der 37-jährige Bischofswiesener Sozialpädagoge Sebastian Roth hat vor den ehrenamtlichen Mitarbeitern des BRK-Kriseninterventionsteams Berchtesgadener Land erstmals seine Doktorarbeit über „Krisen-Bildung“ öffentlich vorgestellt. Bei einem Fortbildungsvormittag mit Vertretern von BRK und Polizei präsentierte er im Reichenhaller Rotkreuz-Haus seine zentralen Forschungsergebnisse. Das stark an der Praxis orientierte Werk behandelt Aspekte des lebenslangen Lernens in der Aus- und Weiterbildung von Kriseninterventionshelfern und basiert auf einer detaillierten Online-Befragung von rund 180 meist ehrenamtlichen Krisenberatern.

Roth schafft mit seiner Arbeit ein fundiertes wissenschaftliches Fundament für die fast überall ehrenamtliche Tätigkeit im Kriseninterventionsdienst (KID). „Der wissenschaftliche Rahmen fehlte bisher, da die noch recht junge Disziplin der Krisenintervention im Rettungsdienst von ehrenamtlichen Idealisten ins Leben gerufen wurde, die die praktische Notwendigkeit erkannten und sofort handelten“, erklärt BRK-Fachdienstleiter Helmut Langosch, der die erste gedruckte Ausgabe der Dissertation in Empfang nahm. Auf der Basis detaillierter Recherchen und Erhebungen gelingt es Roth in seinem Werk, die von Experten bisher heiß diskutierten Fragen zum Selbstverständnis der Krisenberater weitgehend klar zu beantworten: Welche Kompetenzen benötigen Mitarbeiter für eine Tätigkeit in gemeindenahen Kriseninterventionsteams? Worin bestehen die Krisenkompetenzen? Welche Bedeutung hat dafür die Bereitschaft für alltagsbegleitendes und lebenslanges Lernen? Weshalb sind Menschen, die oft keine grundständige psychosoziale Berufsausbildung haben motiviert, an einer Ausbildung zum Krisenberater teilzunehmen? Entscheiden sie sich damit auch für ein alltagsbegleitendes Weiterlernen im Rahmen der Erwachsenenbildung und im Sinne des lebenslangen Lernens?

Das prägende Schlüsselerlebnis für das Thema seiner Doktorarbeit sei der KID-Großeinsatz beim Reichenhaller Eishallenunglück im Januar 2006 gewesen, meint Roth, der mit seiner praxisnahen Forschung bewusst einen Beitrag zur Akzeptanz der ehrenamtlichen Arbeit im KID leisten will. Bei seinen Recherchen greift der Bischofswiesener konkrete Fragen aus der Praxis auf und liefert hintergründig beleuchtete Antworten, die von Helfern direkt umgesetzt werden können. Roth nutzt dabei Schnittstellen zwischen mehreren wissenschaftlichen Disziplinen: Anthropologie, Pädagogik, Erwachsenenbildung, Soziologie, Philosophie und Psychologie. Die Dissertation wird Anfang 2008 im Fachverlag für wissenschaftliche Literatur Dr. Kovac erscheinen und damit auch für alle in der Praxis tätigen Krisenberater zugänglich sein.

Roth ist seit September 2000 im Sozialdienst der Bundeswehr tätig und arbeitet derzeit im Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Bad Reichenhall. Nach Berufsausbildungen zum Bergmann und Erzieher absolvierte er ein Fachhochschulstudium zum Diplom-Sozialpädagogen. Über eine dreijährige Weiterbildung in Berlin qualifizierte er sich zum Sucht- und Sozialtherapeuten. Berufsbegleitend studierte er Erwachsenenbildungswissenschaft und schloss ausgezeichnet mit dem Titel „Master of Arts“ ab. Von 2005 bis 2007 nahm er am internationalen und interdisziplinären Doktorandenkolleg „Lifelong Learning“ teil, das von der Karl-Franzens-Universität Graz, der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und der Donau-Universität Krems initiiert worden war. Das Doktoratsstudium zum Dr. phil. schloss Sebastian Roth mit Auszeichnung ab. Seine 400 Seiten starke Dissertation zum Thema „Krisen-Bildung“ wurde mit „sehr gut“ bewertet.