Bewertung:  / 0
SchwachSuper 

Verfasser: Markus Leitner, aktualisiert am 8.11.07 um 17:01 Uhr

Eindrucksvolle Schau-Rettungsübung im Steinbruch am Wachterl

SCHNEIZLREUTH (ml) – Im Rahmen des Symposiums „Alpine Sicherheit 2007“ fand auch eine Bergrettungsübung im neu eingerichteten Übungsklettersteig am Wachterl statt. Soldaten der Gebirgsjägerbrigade 23, Einsatzkräfte der Reichenhaller Bergwacht und Polizeibergführer demonstrierten im Steinbruch die Vor- und Nachteile verschiedener Klettersteig-Sets, führten die Rettung eines gestürzten Klettersteiggehers vor und zeigten, wie ein Verunfallter mit der Universaltrage über eine provisorische Seilbahn abtransportiert wird.

Da im Kletterteig der Sturzfaktor wesentlich höher als beim Sport- oder Alpinklettern ist, fällt der Sturz mit dem Klettersteigset am Stahlseil in der Regel wesentlich härter aus; ein Großteil der Fallenergie überträgt sich aufgrund der zum Teil ineffektiven Bremswirkung verschiedener Sets direkt auf den Kletterer, was schwere Verletzungen zur Folge haben kann. Faktoren wie Nässe oder die Oberflächenbeschaffenheit des verarbeiteten Seils beeinflussen die Bremskraft unterschiedlich stark; nur die Produkte von Herstellern mit einer eigenen Seilproduktion haben beim Test der DAV-Sicherheitsforscher einwandfrei abgeschnitten, da hier die Bremse genau an das Seil angepasst wurde. „Die rund 100 Zuschauer im Steinbruch staunten nicht schlecht, als der metallische Testdummi trotz Klettersteigset-Bremse sehr hart in sein Set stürzte; so extrem hatte sich das keiner vorgestellt“, erklärt der Kompaniechef des 1. Gebirgsjägerbataillons 231, Major Johannes Schwegler, der zusammen mit Marcus Goebel von der Bergwacht im BRK die Vorführung moderierte. Im direkten Vergleich demonstrierten die Heeresbergführer den relativ sanften Sturz ins dynamische Seil beim Sport- oder Alpinklettern.

Bei schönstem Bergwetter ist im Klettersteig Hochbetrieb: Gedrängel am Einstieg, niemand will warten. Bilder aus Pit Schuberts Vortrag weisen Ähnlichkeiten zur Reise der Pinguine auf, wenn Gruppen von bis zu zehn Klettersteiggehern wie an einer Perlenkette aufgereiht am Drahtseil entlang nach oben kraxeln. „Stürzt hier ein Voraussteigender, so reißt er gleich mehrere Nachsteigende mit nach unten bis zur nächsten Verankerung, ähnlich wie bei umstürzenden Dominosteinen. Ein Schreckensszenario mit mehreren Verletzten, das einen Großeinsatz der Bergwacht zur Folge hätte“, warnte Moderator Marcus Goebel. Beamte der alpinen Einsatzgruppe der Polizei und Bergwacht-Einsatzkräfte demonstrierten den Zuschauern im Übungsklettersteig, wie man es richtig macht: Der Nachsteigende sollte mindestens so lange warten, bis der Voraussteigende sich im übernächsten Seilsegment befindet und damit ausreichend Abstand besteht. Bei zu kurzen Abständen fällt der Vordermann bei einem Sturz bis zur nächsten Verankerung und kracht dort auf den Nachsteigenden, der sich gerade in das darüber liegende Seilsegment umhängt. Metallbügel und Stifte im Fels bergen bei einem Sturz zusätzlich ein hohes Verletzungsrisiko. Schwegler: „Klettersteiggeher sollten immer beide Karabiner am Stahlseil einhängen – so sind sie auch dann, wenn sie mit dem ersten Karabiner ins nächste Seilsegment umsichern immer noch über den zweiten Karabiner mit dem Seil verbunden. Damit besteht Redundanz.“

Bei schlechten Wetterverhältnissen kann im Zweifelsfall kein Hubschrauber fliegen, weshalb die gestürzten Klettersteiggeher von der Bergwacht bodengebunden gerettet werden müssen. „Rechnet man Ausrückzeit, Anfahrt, Aufstieg und Standplatzbau mit, so können leicht bis zu zwei Stunden vergehen, bis der Retter beim Patienten eintrifft“, erklärte Moderator Marcus Goebel. Wie ein derartiger Einsatz in der Praxis abläuft, demonstrierten die Einsatzkräfte der Bergwacht: Doppelt mit zwei Statikseilen vom Standplatz aus gesichert wird der Bergwacht-Retter bis zum Verletzten im Steig abgelassen. Nach kurzer medizinischer Erstversorgung sichert er den Patienten mit einer Weiche ans Seil, durchtrennt dessen Selbstsicherung und fixiert ihn mit einer Bandschlinge am eigenen Rücken. Huckepack werden beide bis zum Wandfuß abgelassen, wo der Gestürzte weiter versorgt wird und die Polizeibergführer den Unfallhergang dokumentieren. Im Auslandseinsatz und an abgelegenen Einsatzstellen sind die Heeresbergführer der Bundeswehr oft auf sich allein gestellt. Eindrucksvoll zeigten die Soldaten, wie ein Verletzter in der Universaltrage über eine provisorische Seilbahn an einem Umlenkpunkt vorbei aus schwierigem Gelände gerettet wird.

Der Übungsklettersteig im Steinbruch am Wachterl wurde im Vorfeld des Symposiums unter der Leitung von Major Johannes Schwegler und Bergwacht-Ausbildungsleiter Johann Lohwieser eingerichtet und soll auch in Zukunft für Aus- und Fortbildungszwecke der Einsatzkräfte genutzt werden. Die Stahlbau-Firma Josef Koll aus Marktschellenberg, die Schöndorfer GmbH Dolomitwerk Oberjettenberg und das Wasserwirtschaftsamt Traunstein spendeten das gesamte Material, das über Wochen hinweg von Bundeswehr und Bergwacht montiert wurde.

Im
Im Auslandseinsatz und an abgelegenen Einsatzstellen sind die Heeresbergführer der Bundeswehr oft auf sich allein gestellt. Eindrucksvoll zeigten die Soldaten, wie ein Verletzter in der Universaltrage über eine provisorische Seilbahn an einem Umlenkpunkt vorbei aus schwierigem Gelände gerettet wird.
Doppelt
Doppelt mit zwei Statikseilen vom Standplatz aus gesichert wird der Bergwacht-Retter bis zum Verletzten im Steig abgelassen. Nach kurzer medizinischer Erstversorgung sichert er den Patienten mit einer Weiche ans Seil, durchtrennt dessen Selbstsicherung und fixiert ihn mit einer Bandschlinge am eigenen Rücken. Huckepack werden beide bis zum Wandfuß abgelassen, wo der Gestürzte weiter versorgt wird und die Polizeibergführer den Unfallhergang dokumentieren.
Der
Der Nachsteigende sollte mindestens so lange warten, bis der Voraussteigende sich im übernächsten Seilsegment befindet und damit ausreichend Abstand besteht. Bei zu kurzen Abständen fällt der Vordermann bei einem Sturz bis zur nächsten Verankerung und kracht dort auf den Nachsteigenden, der sich gerade in das darüber liegende Seilsegment umhängt.


Da
Da im Kletterteig der Sturzfaktor wesentlich höher als beim Sport- oder Alpinklettern ist, fällt der Sturz mit dem Klettersteigset am Stahlseil in der Regel wesentlich härter aus; ein Großteil der Fallenergie überträgt sich aufgrund der zum Teil ineffektiven Bremswirkung verschiedener Sets direkt auf den Kletterer, was schwere Verletzungen zur Folge haben kann.