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Verfasser: Markus Leitner, Siegfried Hauber, Gerhard Däuber, aktualisiert am 30.11.07 um 09:56 Uhr

BRK-Wasserwacht warnt: Eisflächen und winterliche Gewässer bergen besondere Gefahren

Berchtesgadener Land (ml) – Aufgrund der schwankenden Temperaturen der letzten Tage besteht derzeit Lebensgefahr auf den Eisflächen zugefrorener Gewässer. Obwohl das Eis mancherorts augenscheinlich tragfähig sein könnte, birgt es bei Belastung vielfach erhebliche Gefahren. Die BRK-Wasserwacht warnt ausdrücklich vor dem Betreten natürlicher Eisdecken!

Die Eisdecken werden bei Lufttemperaturen über null Grad nicht nur durch das Wasser von unten erwärmt, sondern auch durch die darüber liegenden aufgeheizten Luftschichten geschwächt; das Eis wird rasch zu dünn, um einen Menschen sicher zu tragen. Auch Regenwetter, Wasserpflanzen und oberflächennaher Grundwasserzufluss setzen der Eisdecke zu und erhöhen die Einbruchgefahr. „Derzeit sind im Landkreis lediglich der Höglwörther See und der Hintersee in den flacheren Uferbereichen zugefroren; die dünne Eisschicht ist für winterliche Aktivitäten aber viel zu schwach“, warnt Siegfried Hauber, Technischer Leiter der Kreis-Wasserwacht Berchtesgadener Land. Der Thumsee, der Abtsdorfer See und der Königssee sind gegenwärtig noch nahezu eisfrei.

Wegen der aktuellen Gefahr erinnert die BRK-Wasserwacht an die wichtigsten Verhaltensregeln an winterlichen Gewässern: Zugefrorene Fließgewässer sollten grundsätzlich nicht betreten werden, da man die strömungsbedingt schwankende Tragfähigkeit nie sicher einschätzen kann. Eisdecken, die an offenes Wasser grenzen, sind für winterliche Aktivitäten fast immer zu dünn – es besteht akute Einbruchgefahr. Die BRK-Wasserwacht mahnt, Hinweisschilder, die vor diesbezüglichen Gefahren warnen, auch wirklich ernst zu nehmen. Vor allem Kinder müssen über die Gefahren des Eises aufgeklärt und zum richtigen Verhalten angeleitet werden.

Sollte man selbst ins Eis einbrechen, so empfiehlt die Wasserwacht, Panik zu vermeiden. Man sollte um Hilfe rufen, sich so wenig wie möglich bewegen und sich nicht entkleiden. Indem sich der Eingebrochene vorsichtig in Bauch- oder Rückenlage flach auf die Eisfläche schiebt, kann er langsam zum Ufer kriechen. Sollte die Eisfläche dafür zu dünn sein, muss das Eis behutsam abgebrochen werden, bis das Ufer erreicht wird. Unter allen Umständen sollte man aber vermeiden, unter die Eisdecke zu geraten.

Wenn ein Eisunfall beobachtet wird, muss der Hilferuf sofort weiter gegeben und eine schnelle Rettung organisiert werden, da jede zusätzliche Minute im kalten Wasser die Kräfte des Patienten massiv mindert. Unter der Notrufnummer 0861-19222 können Wasserwacht, Rettungsdienst und Notarzt angefordert werden. „Der Anrufer sollte bewusst darauf hinweisen, dass es sich um einen Eisunfall handelt und alle W-Fragen beantworten: Wo ist etwas passiert? Was ist passiert? Wie viele Verletzte gibt es? Welche Arten von Verletzungen? Am Ende des Gesprächs sollte er auf jeden Fall auf Rückfragen warten und nicht auflegen“, erklärt Siegfried Hauber. Durch die starke Unterkühlung wird die Beweglichkeit des Betroffenen eingeschränkt. Es droht der Tod durch Erfrieren und Ertrinken. Ersthelfer sollten dem Betroffenen Mut zusprechen und ihn zum Durchhalten animieren.

Zur Rettung Eingebrochener können verschiedene Hilfsmittel in unmittelbarer Nähe des Unglücksortes verwendet werden. Genauso wie Eisleitern und Rettungsstangen können auch Bretter, Bänke, Äste, Kleidungsstücke oder Seile genutzt werden; ein panischer Patient darf immer nur mit Hilfsmitteln aus dem Wasser gezogen werden, damit die Retter nicht selbst in Gefahr geraten. Aufgrund der fehlenden Gewichtsverteilung darf sich ein Retter niemals stehend der Einbruchstelle nähern und sollte sich immer durch einen zweiten Helfer mit einer Leine oder notfalls mit den Händen absichern lassen.

Nach der Rettung aus dem Wasser muss der Patient sofort in einen mäßig beheizten Raum gebracht werden, wo man die nasse Kleidung entfernt und mit trockenen Decken einer weiteren Auskühlung entgegen wirkt. Die zusätzliche Gabe von heißen Getränken führt dazu, dass der Unterkühlte von innen angewärmt wird. Alkohol sollte nicht beigemischt werden, da er das Gegenteil bewirkt. Patienten nach einem Eisunfall benötigen dringend medizinische Hilfe durch Notarzt und Rettungsdienst und müssen im Anschluss auf der Intensivstation eines Krankenhauses überwacht werden.

Eisrettungsübung
Eisrettungsübung der BRK-Wasserwacht am Thumsee: Im eiskalten Wasser verhindert der Überlebensanzug eine Unterkühlung der Retter.