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Vorstandschaft bei Jahreshauptversammlung einstimmig wiedergewählt - Ehrenamtliche Rettungsschwimmer wollen in Sachen Therme von politischen Entscheidungsträgern nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden

BERCHTESGADEN/BISCHOFSWIESEN (ml) – Die BRK-Wasserwacht-Ortsgruppe Berchtesgaden hat bei ihrer Jahreshauptversammlung ihren bisherigen Vorstand einstimmig im Amt bestätigt und auf ein sehr erfolg- und arbeitsreiches Rekord-Einsatzjahr mit 70 Alarmierungen zurückgeblickt, aber auch ernste Sorgen um ihren Fortbestand wegen der ungewissen Zukunft der Watzmann-Therme geäußert. „Ohne Hallenbad als Trainingsstätte und Grundlage unserer Arbeit wird es keine effektive Rettungsschwimmausbildung mehr geben, und es wird wieder mehr passieren, da die Kinder nicht mehr schwimmen lernen!“, warnte Vorsitzende Elke Schneider mit einem Appell an alle politischen Entscheidungsträger. Schneider, ihr Stellvertreter Gerhard Däuber, die Technischen Leiter Franz Kurz, Martin Planegger und Erhard Laube, Kassier Nadine Komma und die Jugendleiterinnen Kathi Hinterbrandner, Maria Planegger und Kathi Listl bilden für die kommenden vier Jahre die neue Vorstandschaft.

Ohne Hallenbad keine effektive Schwimmausbildung
„Unser Bad kann sich auch nach 20 Jahren noch sehen lassen. Wichtige Alleinstellungsmerkmale sind, dass es familienfreundlich, kompakt, übersichtlich und preiswert bleibt. Mit  Superlativen wie dem zukünftigen Salzburger Paracelsusbad oder gar Erding können und sollten wir uns nicht messen und durch eine Hochrüstung mit vielen Millionen werden letztlich nur die Eintrittspreise immer höher werden“, befürchtet Schneider. Die ehrenamtlichen Rettungsschwimmer sprechen sich klar gegen ein Wettrüsten mit konkurrierenden Thermen in der Region und dem voraussichtlich 2019 fertiggestellten Paracelsusbad aus und wünschen sich eine Watzmann-Therme, die durch weiterhin günstige Eintrittspreise vor allem von den Einheimischen wieder mehr angenommen und letztlich auch wirtschaftlich getragen wird. „Für Emotionen ist es viel zu früh, denn wir werden nicht die Watzmann-Therme schließen, ohne ersatzlos ein anderes Angebot vorzulegen“, versuchte Bischofswiesens Bürgermeister Thomas Weber stellvertretend für alle fünf Gemeinden des südlichen Landkreises in seinem Grußwort zu beruhigen. Obwohl frühestens im Herbst 2017 eine Entscheidung fallen soll, haben die ehrenamtlichen Rettungsschwimmer dennoch Angst, plötzlich vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Witterungsbedingt wären die Freibäder in Marktschellenberg, Schönau oder Bischofswiesen keine echten Alternativen.

BRK-Bereitschaft und BRK-Wasserwacht suchen in Berchtesgaden auch nach wie vor nach einer neuen Bleibe, da der vorhandene Raum nicht mehr ausreicht. Konkrete Pläne, beide Rotkreuz-Gemeinschaften bei der Berchtesgadener Feuerwehr unterzubringen, scheiterten 2016 aber an Vorschriften und am vorhandenen Raum. „Wir hätten Euch gerne bei uns gehabt, die Umsetzung wäre aber realistisch nicht machbar gewesen“, betonte Mario Kirchhoff und bedankte sich stellvertretend für alle Feuerwehren des südlichen Landkreises in seinem Grußwort für die gute Zusammenarbeit. Kreis-Wasserwacht-Chef Rudi Schierghofer, der neue Berchtesgadener Polizeichef Willi Handke, Michael Grießer von der Königssee-Schifffahrt und Bürgermeister Thomas Weber lobten die BRK-Wasserwacht für ihr großes, nicht selbstverständliches ehrenamtliches Engagement.

Bisher stärkstes Einsatzjahr überhaupt
1.098 Mitglieder gehören aktuell zur Berchtesgadener Wasserwacht, davon sind 40 aktive Einsatzkräfte, mindestens Rettungsschwimmer, meist aber mit zahlreichen Spezialausbildungen, denen 2016 unter anderem 70 Einsätze – so viele wie nie zuvor – einiges abverlangt haben und die insgesamt 4.403 Stunden unentgeltlich für die Wasserwacht gearbeitet, trainiert und geübt haben; im Schnitt also jeder zwei bis drei Arbeitswochen. „Jeder Ehrenamtliche muss dabei schauen, Familie, Beruf und Ehrenamt unter einen Hut zu bringen“, betonte Schneider, die froh ist, dass Alt und Jung sich gut ergänzen und die Mega-Aufgabe gemeinsam stemmen. Von den 70 Einsätzen waren 48 mit dem Motorrettungsboot, es wurden 31 verletzte und erkrankte Menschen versorgt, 17 Einsätze fanden zusammen mit der Bergwacht statt, die die Wasserwacht samt Ausrüstung, All-Terrain-Vehicle (ATV) und E-Bikes mit ihrem Boot über den Königssee transportiert, beispielsweise zu den vielen Ostwand-Einsätzen, zwei Rettungen aus dem unwegsamen Steilufer des Königssees, vier Vermisstensuchen, zwei Canyon-Einsätze, der Katastropheneinsatz der heimischen Canyon-Retter beim Hochwasser in Niederbayern, ein Feuerwehr-Transport per Boot wegen eines Brandmeldealarms in Sankt Bartholomä, drei Taucheinsätze, bei denen aber keine Menschen gerettet oder geborgen werden mussten und darüber hinaus viele kleine Erstversorgungen bei kleineren und größeren medizinischen Notfällen abseits der eigentlichen Wasserwacht-Einsätze - auch beim Wachdienst in den Bädern und bei Sanitätsdiensten.

Einsatzschwerpunkt war wie immer der Touristen-Hotspot Königssee, wobei auch außergewöhnliche Notfälle wie ein in die hochwasserführende Ache gestürztes Auto oder die Katastrophe in Niederbayern das Können der Berchtesgadener forderten. „Klaus Pfeifer wurde per Winde auf einen Balkon eines umspülten Hauses abgelassen und mit den Bewohnern in den Hubschrauber aufgenommen; beim nächsten Anflug war der Balkons bereits weg“, schilderte Kurz die dramatischen Szenen.  Für all das finden fast jeden Tag Übungen, Fortbildungen und Training statt. Kurz: „Unsere Leute sind dadurch auch in kritischen Gewässern absolut fit und mit Spaß dabei!“

Erhard Laube dritter Technischer Leiter
Da ihre Aufgaben immer mehr werden, werden Franz Kurz und Martin Planegger in Zukunft mit Erhard Laube durch einen dritten Technischen Leiter entlastet, der sich um den Schwerpunkt Tauchen kümmern wird, der die Organisation immer mehr fordert: Ein Rettungstaucher braucht neben der medizinischen Untersuchung mindestens 100 Tauchstunden als Grundlage und zehn Tauchstunden jährlich, darunter auch nachts und im Eis, um den Aufgaben gewachsen zu sein. 2016 fanden 25 Tauchübungen, unter anderem auch mit einem Tauchroboter für größere Tiefen im Königssee statt. Laut Kurz ist die Technik aber noch zu wenig entwickelt und eine Anschaffung aufgrund der hohen Kosten nicht relevant. Vergangenes Jahr bekam die Wasserwacht unter anderem ein neues Raftboot für die Fließwasserrettung, war mit der Einführung des Digitalfunks stark gefordert, hat 42 Rettungsschwimmabzeichen abgenommen und zwei neue Bootsführerinnen ausgebildet. Abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit hat die Wasserwacht unter anderem auch fünf minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen das Schwimmen beigebracht.

Starke Gemeinschaft die füreinander einsteht
Neben den vielen Aufgaben und Pflichten ist die Berchtesgadener Wasserwacht auch eine starke Gemeinschaft aus Freunden, die füreinander einstehen und zusammenhalten: Hochzeiten und Geburtstage werden zusammen gefeiert, Feste und Ausflüge organisiert und trotz aller auch belastenden Erlebnisse kommen Spaß und Heiterkeit bei vielen gesellschaftlichen Ereignissen nie zu kurz. Wie relativ der Begriff der oft so knappen Zeit ist, musste Schneider eindrucksvoll bei einem Ostwand-Einsatz im Sommer erleben, als sie zusammen mit Klaus Pfeifer und Christoph Golser die Bergwacht per Boot nach Sankt Bartholomä gefahren hatte und dort rund eine Stunde zum Warten verdammt war. „Klaus vertrieb uns die Zeit, indem er uns von seinen vielen Ostwand-Begehungen und Führungen erzählte – vier Tage später passierte dann der tragische Absturz und ich bin heute so dankbar, dass wir diese eine Stunde noch zusammen verbracht hatten.“ Pfeifer war im August bei einem Unfall in der Kletterhalle ums Leben gekommen und aus der Mitte der aktiven Einsatzkräfte gerissen worden.

Sehr starke Jugendarbeit
Die Jugendgruppe hatte im Vorfeld der Jahreshauptversammlung bereits gewählt: Kathi Hinterbrandner, Maria Planegger und Kathi Listl bleiben für vier weitere Jahre Jugendleiterinnen der Ortsgruppe, die nach wie vor mit durchschnittlich rund 100 Kindern im Training am Donnerstag zwischen 18 und 20.15 Uhr sehr stark frequentiert ist. Die Wasserwacht versucht dabei dem Nachwuchs mit Spiel und Spaß das Schwimmen beizubringen, Technik und Ausdauer zu optimieren und Abzeichen zu erreichen, wobei über 100 Abzeichen erreicht und abgenommen wurden. Die Anfänger-Schwimmkurse für 2017 und 2018 sind bereits alle ausgebucht; 2019 ist fast komplett vorbelegt. Zusätzlich unterstützt die Wasserwacht die heimischen Schulen personell beim Schwimmunterricht. Für die Jugendgruppen war darüber hinaus ein abwechslungsreiches und spannendes Programm geboten: Eine Jugendübung am Königssee, ein gemeinsames Zeltlager mit den Reichenhallern am Waginger See und eine gemeinsame Saalach-Rafting-Tour, wobei neue ortsübergreifende Freundschaften entstanden, Schnuppertauchen im Schornbad und im Anifer Waldbad, eine Schnitzeljagd durchs Deutsche Museum, ein Meerjungenfrauen-Schwimmkurs zur Schornbad-Eröffnung und die Ferienprogramme für Schulkinder zum Kennenlernen der Wasserwacht. Anna Angerer, Verena, Martina und Barbara Häusser, Hannah Renoth, Julia Renoth, Anna und Lena Gloau, Simon Klapfenberger, Amelie Hajek und Leni Stöger absolvierten über mehrere Wochen hinweg die neue Ausbildung zum Rettungsschwimmer im Wasserrettungsdienst an den heimischen Gewässern, wodurch die nächste Generation an Einsatzkräften bereits in den Startlöchern sitzt. Hinterbrandner: „Unsere Männerquote in der Jugend ist derzeit sehr schlecht, weshalb wir uns über ein paar Buben sehr freuen würden!“

Verdiente Mitglieder geehrt
Gerhard Däuber wurde wegen seines jahrzehntelangen Engagements an der Spitze der Ortsgruppe zum Ehren-Vorsitzenden ernannt. Claus Hieke vom Ehrungsausschuss der BRK-Wasserwacht und stellvertretender Bezirksvorsitzender lobte die starke Ortsgruppe für ihre gute Führung und zeichnete Siegfried Grassl, Renate Däuber und Ehrhard Laube für ihr jahrzehntelanges Engagement mit der goldenen Ehrennadel des BRK aus – die höchste Auszeichnung der Organisation auf Landesebene. Christl Wagner hätte die Auszeichnung ebenfalls erhalten, war aber verhindert. Kreis-Wasserwacht-Chef Rudi Schierghofer zeichnete Sabrina Komma, Kathi Listl und Andreas Hinterbrandner mit der Wasserwacht-Medaille in Bronze aus, überreichte an Maria Planegger die Auszeichnungsspange für zehn Dienstjahre und überreichte Zeitehrungen an langjährige aktive und fördernde Mitglieder: Julia Renoth (5 Jahre), Sabrina Komma (15), Christoph Golser (20), Sandra Tartler (25), Claudia Lochner (30), Sabine Walter (35), Helga Buchner (45) und Edi Schmid (45).

Stehend von links: Kreis-Wasserwacht-Chef Rudolf Schierghofer mit den Geehrten Helga Buchner, Siegfried Grassl, Erhard Laube, Renate Däuber, Sabine Walter, Sandra Tartler, Claudia Lochner und Maria Planegger, Ortsgruppenvorsitzende Elke Schneider; kniend von links: Sabrina Komma, Andreas Hinterbrandner, Christoph Golser, Julia Renoth und Edi Schmid. Die neue Vorstandschaft: Nadine Komma, Kathi Hinterbrandner, Maria Planegger, Elke Schneider, Gerhard Däuber, Franz Kurz, Erhard Laube und Martin Planegger (von links). Die dritte Jugendleiterin Kathi Listl fehlt krankheitsbedingt. Franz Kurz, der neue Ehren-Vorsitzende Gerhard Däuber und Elke Schneider. Claus Hieke überreichte das goldene Ehrenzeichen des BRK an Siegfried Grassl, Renate Däuber und Erhard Laube; Ortsgruppenchefin Elke Schneider gratulierte.(von links). Die neuen Rettungsschwimmer, stehend von links: Jugendleiterin Kathi Hinterbrandner, Verena Häusser, Lena Gloau, Amelie Hajek, Anna Gloau, Barbara Häusser und Ortsgruppenvorsitzende Elke Schneider; kniend von links: Simon Klapfenberger, Martina Häusser, Julia Renoth, und Leni Stöger.