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Fast 125.000 Hausbesuche durch den Pflegedienst, 695 Hausnotruf-Teilnehmer, 300 Teilnehmer bei Essen-auf-Rädern – rund 13.000 Beförderungen mit behindertengerechten Fahrzeugen

BERCHTESGADENER LAND (ml) – Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) ist nicht nur der Rettungsdienst, mit dem es im Inland von den meisten Menschen zuerst assoziiert wird: Im Berchtesgadener Land bieten die Helfer mit ihrem komplexen Hilfeleistungssystem und vielen Sozialen Diensten auch abseits von Blaulicht und Martinshorn eine Rundum-Versorgung für ältere, behinderte, kranke, in Not geratene und verletzte Menschen, verpflichten sich in der Jugendarbeit und bilden die Bevölkerung in Erster Hilfe aus. „Diese Arbeit im Hintergrund ist weniger spektakulär und wird von vielen gar nicht wirklich wahrgenommen und wertgeschätzt, ist aber für viele Menschen die Basis für einen trotz gesundheitlicher Einschränkungen weiterhin selbstbestimmten Alltag in den eigenen vier Wänden“, betont Kreisgeschäftsführer Tobias Kurz, der die für die Bevölkerung oft zu selbstverständliche Arbeit der vielen ehren-, neben- und hauptamtlichen Helfer nicht ohne Grund außerordentlich würdigt, denn im Hintergrund bewegt sich gewaltig viel: Pflegedienstleiterin Evi Ksoll und ihr Team der häuslichen Pflege blicken in ihrer Bilanz auf ein sehr arbeitsreiches Jahr 2016 zurück, wobei mit 29 gleichzeitigen Touren fast 125.000 Hausbesuche zur Versorgung von täglich rund 350 Pflegebedürftigen in den eigenen vier Wänden absolviert und dabei rund eine halbe Million Kilometer zurückgelegt wurden.

Im Schulterschluss mit anderen heimischen Wohlfahrtverbänden
Mit Behandlungspflege, Grundpflege und hauswirtschaftlicher Versorgung ermöglichen die ambulanten Dienste älteren und kranken Menschen und Menschen mit Behinderungen ein relativ selbstbestimmtes Leben zu Hause. Da alle mit den gleichen Problemen konfrontiert sind, arbeitet das BRK im Schulterschluss vor Ort mit den anderen heimischen Wohlfahrtverbänden wie Caritas, Diakonie und Malteser Hilfsdienst (MHD) und den Sozialdiensten der Kliniken eng zusammen, damit jeder die Hilfe bekommt, die er benötigt. Die Sozialen Dienste des BRK sind alle zertifiziert und werden regelmäßig extern überprüft. „Unsere Mitarbeiter arbeiten nach einem identischen Qualitätssicherungssystem, mit dem die Leistung ständig verbessert und erhalten werden soll“, erklärt Kurz. Die breite Basis für die gesamte Hilfe bildet ein Team aus aktuell rund 1.300 Ehrenamtlichen und über 550 haupt- und nebenamtlichen Mitarbeitern, inklusive der drei Seniorenheime in Bad Reichenhall, die von der Sozialservice-Gesellschaft des BRK (SSG) betrieben werden. Die Helfer engagieren sich in den ehrenamtlichen Gemeinschaften, den BRK-Bereitschaften, der BRK-Wasserwacht, der Bergwacht im BRK und dem Jugendrotkreuz (JRK), in den Sozialen Diensten, im Rettungsdienst und in der Ausbildung.

695 Hausnotruf-Teilnehmer
2016 musste das Rote Kreuz zu insgesamt 248 (2015: 278) Hausnotruf-Einsätzen ausrücken, wobei von einfachen Hebehilfen bis hin zu lebensbedrohlichen internistischen Erkrankungen alles geboten war. Der BRK-Kreisverband Berchtesgadener Land betreut derzeit 695 (2015: 671) Hausnotruf-Teilnehmer im gesamten Landkreis, wo ein flächendeckendes Hintergrunddienst-Team aus ehrenamtlichen Sanitätern der BRK-Bereitschaften und der BRK-Wasserwacht Bezugspersonen und Angehörige im Abwesenheitsfall vertritt, den BRK-Pflegedienst bei schwereren Hebehilfen unterstützt und im Notfall vor dem Rettungsdienst als Ersthelfer ausrückt. Der Notrufsender wird von den Senioren entweder um den Hals oder am Armgelenk getragen – relativ neu sind neben den stationären Geräten mit Funkfingern auch mobile Lösungen über das Handynetz. Nach Betätigung der Notruftaste stellt die Anlage eine Sprechverbindung zur Zentrale in Starnberg her. Dort sind alle Daten des Teilnehmers gespeichert, die im Ernstfall zur schnellen Abarbeitung eines Notrufes notwendig sind. Die Disponenten wissen sofort über bestehende Krankheiten Bescheid und können im Bedarfsfall Bezugspersonen, Angehörige und den Rotkreuz-internen Hintergrunddienst in Kenntnis setzen oder den Hausarzt informieren. Bei lebensbedrohlichen Notfällen werden sofort Notarzt und Rettungsdienst alarmiert. Die Wohnungsschlüssel sind beim BRK vor Fremden gesichert und anonymisiert in fünf dezentralen Depots hinterlegt, so dass die Sozialdienst-Mitarbeiter, der Hintergrunddienst oder bei akuten Erkrankungen der Rettungsdienst schnell und ohne vorherige Verständigung von teilweise nicht verfügbaren Kontaktpersonen Hilfe leisten können. 151 (2015: 139) der Teilnehmer sind jünger als 80 Jahre, sechs sind 100 oder älter.

Zentrale Tagespflege-Einrichtung für den mittleren und nördlichen Landkreis
Mit 28 Plätzen in seiner Tagespflege in Freilassing erleichtert das BRK vor allem pflegenden Angehörigen den Alltag, die ihre Verwandten teilweise oder komplett ohne professionelle Hilfe zu Hause selbst versorgen. „Die größten Probleme im Alter sind in der Regel das Alleinsein und die fehlende Tagesstrukturierung. Selbständige Aktivitäten ohne fremde Hilfe sind kaum mehr möglich. Die Kraft lässt nach, und selbst kleine Hausarbeiten werden zur Hürde. Desorientierte Menschen neigen dann sehr oft dazu, das Haus zu verlassen und in der Nachbarschaft herumzuirren. Hier bietet die Tagespflege eine vernünftige Alternative, um älteren Menschen wieder einen Lebenssinn und eine Aufgabe zu vermitteln“, erklärt Bereichsleiterin Petra Jeuter. Die Tagespflege ist dabei kein Aufbewahrungsort für ältere Menschen; ganz im Gegenteil: Durch gemeinsame Aktivitäten wie Gedächtnistraining, handwerkliches Arbeiten und Gymnastik bekommen die Besucher ständig neue Anregungen, die ihre Fähigkeiten erhalten und fördern helfen. Im Durchschnitt haben 2016 knapp 70 (2015: 73) verschiedene Gäste die Einrichtung besucht, wobei das BRK die oft gehbehinderten Senioren mit insgesamt fünf Spezialfahrzeugen des Betreuten Fahrdienstes am Morgen zu Hause abholt und am Abend wieder zurückbringt. Für die Bewohner des südlichen Landkreises betreibt beispielsweise die Diakonie in der Insula eine vergleichbare Einrichtung.

Betreutes Wohnen
In der Reichenhaller Mozartstraße, in der Salzburger Straße in Mitterfelden und jüngst auch im der Spitzauer Wiese an der Laufener Straße in Surheim bietet das Rote Kreuz mit 31, 25 und 29 Appartements Betreutes Wohnen an. Die älteren Menschen leben dabei selbständig zu Hause, können aber individuell bei Bedarf Betreuungsleistungen wie hauswirtschaftliche Versorgung, häusliche Pflege, Fahrdienste, Hausnotruf und Essen auf Rädern in Anspruch nehmen. Dieses Konzept der größtmöglichen Selbständigkeit mit der notwendigen Absicherung im Hintergrund ist sehr beliebt und nachgefragt, weshalb 2016 die mittlerweile dritte Einrichtung eröffnet wurde.

Besuchsdienste, Angehörigen-Treffen, Selbsthilfegruppen
Das BRK will sich vor allem auch um die oft sehr belasteten pflegenden Angehörigen kümmern und ihnen den Alltag erleichtern: Ehrenamtliche übernehmen Besuchsdienste bei Pflegebedürftigen, damit die Familienmitglieder sich einige Stunden Auszeit nehmen können. Darüber hinaus organisiert die Pflegedienstleitung regelmäßig Angehörigen-Treffen zum Erfahrungsaustausch und zur professionellen Beratung und unterstützt die Selbsthilfegruppe Schlaganfall, die sich monatlich im Mitterfeldener BRK-Haus trifft. Ehrenamtliche organisieren auch diverse Ausflüge für die Menschen mit Behinderungen im Landkreis, darunter die monatlichen Treffen in Zusammenarbeit mit der Caritas, ein dreitägiger Ausflug nach Niederösterreich mit rund 25 Behinderten, zwei eintägige Ausflüge der BRK-Bereitschaften mit jeweils rund 50 Senioren, Kranken und Behinderten.

Integrationsprojekt im Betreuten Fahrdienst
Das BRK und die Pidinger Werkstätten GmbH der Lebenshilfe BGL (PWLH) haben im Sommer 2015 ein gemeinsames Projekt gestartet, das Menschen mit Behinderungen den Zugang zur Mitte der Gesellschaft erleichtern soll: Bei einem Arbeitstreffen entstand die Idee, Mitarbeiter der Lebenshilfe im Betreuten Fahrdienst des BRK als zusätzliche Begleiter einzusetzen. Der Fahrdienst des BRK befördert in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen und Rollstuhlfahrer zur ambulanten und stationären Behandlung, wobei die Mitarbeiter der PWLH als Praktikanten und zusätzliche Begleiter mit den Fahrern unterwegs sind und beim Transport und bei der Betreuung der Patienten unterstützen. „Das Projekt erfordert Mut, wir sind aber überzeugt, dass Menschen mit Behinderungen so als wichtiger Teil unserer Gesellschaft wahrgenommen und auch wertgeschätzt werden. Wir wollen nicht, dass ihre Arbeit nur im Verborgenen stattfindet, beispielsweise bei der Montage von Bauteilen in einer Halle. Die Öffentlichkeit bekommt dort gar nicht mit, wie sehr sie jeden Tag unsere Gesellschaft bereichern“, erklärt Fahrdienstleiter Markus Leitner. Der Betreute Fahrdienst trägt mit etwa 70 speziell auf die Bedürfnisse seiner Fahrgäste geschulten Mitarbeitern maßgeblich zur Mobilität der Menschen mit Behinderungen, Senioren und Kranken um Landkreis bei und hat 2016 rund 13.000 Transporte durchgeführt, darunter auch der tägliche Hol- und Bringdienst zur Tagespflege-Einrichtung in Freilassing.

300 Senioren nutzen Essen-auf-Rädern
Den Menüservice „Essen auf Rädern“ nutzten 2016 im Schnitt rund 300 vor allem ältere Menschen, die sich als Selbstversorger in den eigenen vier Wänden das Einkaufen und Zubereiten einer täglichen warmen Mahlzeit erleichtern wollten oder selbst nicht mehr dazu in der Lage waren. Ein umfangreiches Sortiment aus insgesamt rund 250 Diät-Menüs mit sieben verschiedenen Kostformen von Diabetiker-Gerichten, leichter Kost, cholesterinarmer Kost bis hin zu pürierten Menüs soll dabei eine große Auswahl für alle Anforderungen an eine gesunde und altersgerechte Ernährung erfüllen. Da die Menüs in tiefkühlfrischer Form ins Haus geliefert werden, entfallen lange Warmhalte- und Transportzeiten. „Das garantiert, dass das Essen kaum an Nährwerten und Vitaminen verliert. Durch die wöchentliche Anlieferung kann der Menüpreis relativ niedrig gehalten werden. Zudem können die Tischgäste selbst entscheiden, wann und was sie essen und sich die Mahlzeiten in einer speziell auf Senioren angepassten Mikrowelle mit erleichterter Bedienung selbst zubereiten, erklärt BRK-Ernährungsexperte Peter Mühlbauer.

Enge Verzahnung von Ersthelfern, Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen
2016 wurden vom BRK im Landkreis 4.014 Menschen in Erste-Hilfe-Kursen und Seminaren geschult und Einsatzkräfte in Rettungsdienst- und Katastrophenschutz-Fachausbildungen aus- und fortgebildet. Dazu kommen unzählige interne Übungen, Weiterbildungen und Schwimmkurse, die von den BRK-Gemeinschaften in Eigenregie durchgeführt wurden. „Im Notfall ist dadurch bei uns im Landkreis fast überall und zu jeder Zeit jemand da, der rasch und kompetent helfen kann und die Zeit gut überbrückt, bis der Rettungswagen da ist “, freut sich Ausbildungsleiter Michael Fraunhofer, der die enge Verzahnung von Ersthelfern und ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern als entscheidende Stärke der ländlich geprägten Region wertet.

Über 100 Fahrzeuge
Damit die Hilfe möglichst rasch und überall bei den Menschen ankommt, sind allein im Landkreis über 100 Rotkreuz-Fahrzeuge unterwegs, die 2016 rund 1,5 Millionen Kilometer zurückgelegt haben: Im ambulanten Pflegedienst, bei Essen auf Rädern und Hausnotruf, im Betreuten Fahrdienst, im Rettungsdienst und Krankentransport, im Berg- und Wasserrettungsdienst, bei den BRK-Bereitschaften mit ihrem Sanitäts- und Betreuungsdienst und im Katastrophenschutz.

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