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Ehrenamtliche Bergretter im südlichen Berchtesgadener Land sind am Feiertag  pausenlos bei insgesamt neun Einsätzen gefordert

BERCHTESGADENER LAND – Die Bergwachten Berchtesgaden, Ramsau und Marktschellenberg waren am Dienstag aufgrund des sommerlichen Wetters mit tausenden Menschen im Gebirge pausenlos gefordert, wobei ein 70-jähriger Bergsteiger von der Watzmann-Südspitze tödlich abstürzte. Bereits um 10.30 Uhr musste die Bergwacht Marktschellenberg ausrücken, da sich im Bereich des Untersberger Mittagslochs in der Kletterroute „Anfängerfreuden“ (5-) ein 17-jähriger Österreicher verletzt hatte. Er wurde bei einem Steinschlag am Kopf getroffen und konnte nicht mehr selbstständig weiterklettern oder absteigen. Über die Leitstelle Salzburg forderte der Schellenberger Bergwacht-Einsatzleiter aufgrund der schwer erreichbaren Einsatzstelle und wegen der Kopfverletzung den Salzburger Notarzthubschrauber „Christophorus 6“ an. Die Besatzung konnte den Verletzten im Bereich des Einstiegs der Kletterroute mit dem Rettungstau aufnehmen und flog ihn mit seinem Begleiter zum Tallandeplatz. Der verletzte Kletterer wurde vom Landrettungsdienst des Roten Kreuzes zur weiteren Behandlung zum Salzburger Unfallkrankenhaus transportiert.

Kurz nach 11 Uhr waren die Bergwacht Ramsau und „Christoph 14“ am Mooslahnerkopf im Einsatz, wo rund 100 Meter unterhalb des Gipfels ein Bergsteiger mit Kopfverletzung nach Steinschlag Hilfe brauchte. Der Verletzte wurde per Tau ins Tal und dann per Hubschrauber zum Krankenhaus geflogen.

Gegen 11.30 Uhr erhielt die Leitstelle einen weiteren Notruf aus dem Grünstein-Klettersteig, wo sich eine 25-jährige Frau beim Sturz ins Klettersteig-Set am Fuß verletzt hatte und ebenfalls nicht mehr selbst zum nahegelegenen Ausstieg am Gipfel aufsteigen konnte. Nachdem der Salzburger Notarzthubschrauber seinen Einsatz in Marktschellenberg gerade beendet hatte, flog die Besatzung weiter zum Landeplatz an der Schneewinkl-Schule, um dort einen ortskundigen Berchtesgadener Bergretter aufzunehmen. Zunächst flog der Hubschrauber mit dem Bergretter zum Klettersteig hinauf, um die Einsatzstelle in einem Überflug zu beurteilen. Schnell konnten sie die Verletzte mit ihrem Begleiter im oberen Drittel kurz unterhalb des Ausstiegs sichten. Bei einer kurzen Zwischenlandung wurde das Fixtau am Hubschrauber montiert, womit der Pilot den Bergretter zur Unfallstelle hinauf flog. Nachdem die junge Frau zusammen mit ihrem Begleiter gesichert war, transportierte der Hubschrauber die beiden zum Landeplatz hinunter. Die angeforderte Rettungswagen-Besatzung brachte die Traunsteinerin zur weiteren Behandlung zur Kreisklinik Berchtesgaden.

Noch während des Einsatzes im Grünstein-Klettersteig erhielt der Berchtesgadener Einsatzleiter gegen 12.15 Uhr von der Leitstelle Traunstein die Nachricht, dass ein Bergsteiger auf den ersten Metern des Südspitz-Abstiegs ins obere Drittel der Watzmann-Ostwand abgestürzt sei. Mehrere Leute, darunter auch ein Arzt, hatten den Unfall von der Südspitze aus gesehen und auch sofort versucht, dem Mann zu helfen, was aber aufgrund des extrem brüchigen und absturzgefährlichen Geländes nicht gelang. Umgehend flog „Christophorus 6“ zusammen mit einem Berchtesgadener Bergretter in die Ostwand, wobei der Pilot den Retter oberhalb über die Kufe aussteigen ließ, der dann zu Fuß versuchte, zum Abgestürzten abzusteigen. Da sich äußerst viele Menschen oberhalb der Absturzstelle am Grat und auch noch Ersthelfer in der steilen Rinne aufhielten, war ein Abstieg zunächst nicht möglich, da immer wieder losgetretene Steine herunterfielen. In einem weiteren Flug brachte der Pilot mehrere Bergretter, darunter auch die Bergwacht-Notärztin auf den Watzmann, die den Grat und die Rinne absperrten, um ein sicheres Arbeiten zu ermöglichen. Vom Tal aus forderte der Einsatzleiter schon zu Beginn den Kriseninterventionsdienst (KID) der Bergwacht  sowie einen Polizeihubschrauber mit Rettungswinde an. „Edelweiß 1“ landete kurz nach 14 Uhr am Tallandeplatz, um weitere Bergretter und Ausrüstung auf den Watzmann zu fliegen sowie den Salzburger Notarzthubschrauber abzulösen. Nachdem bekannt wurde, dass die Ehefrau des Verunglückten am Hirschwieskopf war, den Einsatz von dort mitbekommen hatte und an der Wimbachgries-Hütte wartet, schicke die Leitstelle Traunstein die Bergwacht Ramsau und den KID zu ihr, um sie dort abzuholen. Der Mann hatte zuvor mit einem Bergführer erfolgreich die Watzmann-Ostwand durchstiegen. Nach einer kurzen Pause am Gipfel wollten beide in Richtung Wimbachgries absteigen. Nur wenige Meter vom Gipfel entfernt stolperte der erfahrene Bergsteiger und stürzte so unglücklich, dass er zunächst wenige Meter und dann rund weitere 60 Meter tief in eine steile Rinne fiel, insgesamt etwa 200 Meter abstürzte und sich dabei tödliche Verletzungen zuzog. Der betroffene Bergführer wurde ins Tal hinunter geflogen, wo ihn dann der KID betreute. Ein Polizeibergführer flog per Hubschrauber zur Einsatzstelle und nahm den genauen Hergang des Unfalls auf.

Noch bevor der Leichnam und die Bergretter vom Berg ins Tal geflogen waren, wurde der Polizeihubschrauber gegen 15.30 Uhr vom Einsatz abgezogen und flog zusammen mit drei Bergrettern vom Watzmann direkt nach Marktschellenberg, wo drei Abgestürzte - zwei Erwachsene und ein Kind - im Rothmannbach am Untersberg gemeldet worden waren. Die Leistelle Traunstein schickte ebenso ein Großaufgebot von Rettungsdienst, Bergwacht, Wasserwacht, Canyon-Rettung sowie den Traunsteiner Rettungshubschrauber „Christoph 14“ zum Einsatzort kurz vor der Landesgrenze. Laut der ersten Notrufmeldung seien drei Menschen abgestürzt, unter ihnen auch ein Kind. Noch während alle Einsatzkräfte auf Anfahrt waren, erhielt die Leitstelle eine erneute Rückmeldung, dass alle zunächst vermissten Leute wohlauf sind und gerade zu Fuß über den Weg zur Toni-Lenz-Hütte absteigen. Somit konnte der Einsatz abgebrochen werden und „Edelweiß 1“ flog wieder zum Watzmann zurück. Dort wurden zunächst der Leichnam und im Anschluss die Bergretter sowie drei weitere Bergsteiger ins Tal geflogen, die den Absturz gesehen hatten.

Gegen 13.20 Uhr ging ein Notruf für die Bergwacht Ramsau und „Christoph 14“ aus dem Sittersbachtal im Hochkalter-Massiv ein, wo in rund 1.800 Metern Höhe eine 40-jährige Frau aus Hessen mit einer Bänderverletzung nicht mehr weiterkam und ins Tal geflogen werden musste. Der Landrettungsdienst des Roten Kreuzes lieferte sie dann in die Kreisklinik Bad Reichenhall ein.

Parallel zum aufwendigen Einsatz am Watzmann mussten die Berchtesgadener Bergretter zum Königsseer Hochbahnweg ausrücken, wo sich gegen 13.40 Uhr ein 50-jähriger Urlauber aus Mecklenburg-Vorpommern schwer am Oberschenkel verletzt hatte. Zusammen mit dem Berchtesgadener Notarzt und einer Rettungswagen-Besatzung wurde der 50-Jährige medizinisch erstversorgt und anschließend zur Kreisklinik Bad Reichenhall transportiert. Gegen 14.30 Uhr brauchte dann noch ein Wanderer mit einer Knieverletzung im Bereich Königsbach am Jenner Hilfe; die Retter versorgten ihn und brachten ihn dann zum Parkplatz Hinterbrand.

Am Dienstagabend kurz nach 20.30 Uhr meldete sich dann ein jüngerer Bergsteiger bei einsetzender Dämmerung über Notruf, der auf der Schusterroute vom Hohen Göll in Richtung Purtschellerhaus im Abstieg war und psychisch so blockiert war, dass er nicht mehr weitergehen konnte. Zwei Berchtesgadener Bergretter stiegen zu Fuß vom Purtschellerhaus aus auf, konnten den Mann aber zunächst nicht wie angegeben kurz unterhalb der Hütte, sondern erst in 2.050 Metern Höhe, im oberen Bereich des Steigs, kurz vor der Abzweigung zur Gölleiten finden. Die nachgeforderte Besatzung eines nachtflugtauglichen Polizeihubschraubers nahm den Mann und die beiden Retter dann per Winde auf und flog sie zur Kehlstein-Buswendeplatte aus. Am Mittwochmorgen gegen 8 Uhr ging ein Notruf von der Gotzenalm ein, wo ein verletztes Kind abgeholt und ins Tal gebracht werden musste, das selbst nicht mehr absteigen konnte.