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Einsatzkräfte können Familienvater nicht mehr retten und bringen betroffene Angehörige ins Tal

SCHÖNAU AM KÖNIGSSEE – Ein tragischer Bergunfall hat sich am Freitagnachmittag gegen 15.30 Uhr unterhalb des Jägerkreuzes in rund 2.100 Metern Höhe am Hohen Brett ereignet: Ein 56-jähriger Urlauber aus dem Main-Spessart-Kreis in Unterfranken war rund 100 Meter tief westlich in Richtung Jenner-Mitterkaser abgestürzt und hatte sich dabei so schwere Verletzungen zugezogen, dass er noch am Unfallort verstarb. Die Berchtesgadener Bergretter und die Notärztin des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ konnten nichts mehr für den Mann tun und kümmerten sich um die betroffenen Angehörigen.

Die vierköpfige Urlauber-Familie befand sich am Freitagnachmittag auf dem Weg vom Hohen Brett in Richtung Stahlhaus am Torrener Joch; dort wollten sie die Nacht verbringen. Beim Abstieg nach dem Jägerkreuz stolperte der Familienvater vermutlich und stürzte nach rechts vom Weg westlich etwa 100 Höhenmeter in Richtung Jenner-Mitterkaser ab. Beim Absturz durch eine felsige steile Rinne zog er sich schwerste Schädelverletzungen zu. Seine beiden Söhne und die Ehefrau waren vor dem Mann gegangen, so dass sie den Unfall nicht unmittelbar mitbekommen und nur gehört hatten.

Der Einsatzleiter der Berchtesgadener Bergretter klärte im Telefonat sofort den genauen Einsatzort ab, der ursprünglich fälschlicherweise an der Brettgabel in Richtung Mitterkaser vermutet worden war und veranlasste aufgrund des Patientenzustands eine sehr rasche Rettung. „Christoph 14“ setzte nach nur wenigen Minuten seine Notärztin und den Einsatzleiter im Schwebeflug am Berg ab, die aber nur noch den Tod des Mannes feststellen konnten. Die Einsatzkräfte kümmerten sich dann um die betroffenen Angehörigen und führten sie talwärts, da einfallender Nebel über längere Zeit direkte Anflüge zur Einsatzstelle unmöglich machte. „Christoph 14“ gelang es dann, die Leute weiter unten mit dem kurzen Rettungstau aufzunehmen und auszufliegen.

Die Besatzung des nachgeforderten Polizeihubschraubers „Edelweiß 1“ brachte weitere Einsatzkräfte, darunter auch einen Polizeibergführer, so nah wie möglich an die Einsatzstelle. Der Beamte nahm den Unfall vor Ort auf und die Bergretter bereiteten den Abtransport vor. Durch plötzlich einfallenden Nebel und absinkende Bewölkung war es nicht mehr möglich, den abgestürzten Mann per Hubschrauber zu bergen. So musste der Tote mit einer Gebirgstrage in einer aufwändigen und kräftezehrenden Aktion vom Einsatzort in rund 2.100 Metern Höhe bis in das Mitterkaser-Joch auf etwa 1.700 Höhenmetern transportiert werden.  Neben den beiden Hubschraubern, dem Polizeibergführer und den sieben Berchtesgadener Bergrettern war auch der Kriseninterventionsdienst (KID) der Bergwacht gefordert, der sich im Tal um die Angehörigen kümmerte. Nach derzeitigem Ermittlungsstand scheidet Fremdverschulden aus.

Kurz nach 18 Uhr ging ein Notruf vom südlichen Ende des Königssees ein, wo ein Wanderer mit einer Fußverletzung Hilfe brauchte. Die BRK-Wasserwacht holte ihn per Rettungsboot ab und brachte ihn zur Seelände zurück.

Bereits gegen 13.20 Uhr mussten die Berchtesgadener Bergretter zusammen mit der Besatzung des Salzburger Notarzthubschraubers „Christophorus 6“ eine 44-jährige Bergsteigerin mit Schulterverletzung per Rettungstau aus dem Grünstein-Klettersteig fliegen. Eine Rettungswagen-Besatzung des Roten Kreuzes brachte die Frau aus dem Landkreis Traunstein dann zur Kreisklinik Berchtesgaden.

Gegen 11.30 Uhr wurde vom Pankraz-Kircherl in Karlstein aus ein eventuell abgestürzter Gleitschirm-Pilot am Zwiesel gemeldet. Die Reichenhaller Bergwacht und die Besatzung eines Polizeihubschraubers befragten die anderen Piloten am Landeplatz in der Weitwiese und suchten das Gebiet aus der Luft ab, konnten aber keine Anzeichen auf einen Notfall feststellen.

Wegen einfallendem Nebel waren weitere Flüge nicht mehr möglich; die Einsatzkräfte mussten den Verstorbenen zu Fuß ins Tal tragen.