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Berchtesgadener Bergretter können 50-Jährige nach 150-Meter-Absturz nicht mehr retten

BERCHTESGADEN/OBERSALZBERG – Eine einheimische 50-jährige Skitourengeherin ist am Sonntagmittag auf der Dalsenwinkelstraße am Kehlstein in rund 1.630 Metern Höhe im Bereich der Querung zur Buswendeplatte in der dortigen steilen Rinne von einer Lawine erfasst worden, die sie rund 50 Meter bis zur Felskante und dann rund 100 Meter durch steiles, felsdurchsetztes Gelände mitriss. Weitere Tourengeher und die Berchtesgadener Bergretter versuchten die Frau zu finden und sie dann wiederzubeleben, konnten sie aber nicht mehr retten.

Die Einheimische war mit Tourenskiern und sendendem Verschütteten-Suchgerät (LVS) vom Ofnerboden aus über die Nordostseite des Bergs auf der Dalsenwinkelstraße unterwegs. In rund 1.630 Metern Höhe, wo man zur Buswendeplatte hinüber quert, ging in der dortigen steilen Rinne eine Lawine ab, die die Frau rund 50 Meter bis zur Felskante und dann rund 100 Meter durch steiles, felsdurchsetztes Gelände mitriss, wobei sie beim Absturz tödliche Verletzungen erlitt und nur oberflächlich verschüttet am Wandfuß liegen blieb. Vorausgehende Tourengeher, darunter auch ein Ramsauer Bergretter, hatten den Unfall mitbekommen, einen Notruf bei der Leitstelle Traunstein abgesetzt und sofort versucht, die Frau zu finden.

Als gegen 12.40 Uhr der erste Notruf einging, schickte die Leitstelle sofort die Bechtesgadener und Ramsauer Bergretter, den Traunsteiner Rettungshubschrauber „Christoph 14“, die Lawinenhundestaffel der Bergwacht-Region Chiemgau, die Reichenhaller Bergwacht mit ihrem Notarzt und ihrem Kerosin-Anhänger und den Kriseninterventionsdienst (KID) der Bergwacht los. Wegen schlechter Handyverbindung war zunächst nicht klar, wo genau sich die Unfallstelle befindet und ob die Frau verschüttet ist. „Christoph 14“ flog die Nordostseite des Bergs ab, konnte die Einsatzstelle aber nicht finden, kein LVS-Signal orten und wegen tief hängender Wolken auch nicht höher als 1.600 Meter aufsteigen.

Die Besatzung nahm dann am Zwischenlandeplatz am Kempinski-Hotel in Hintereck ein Lawinenhundeteam auf und schaffte es, beide am Berg abzusetzen. Wegen der sehr schlechten Sichtflugbedingungen machten sie zwei Mannschaften, darunter auch die Bergwacht-Notärztin, mit Fahrzeugen und Schneeketten vom Ofnerboden aus auf den Weg und stiegen dann weiter zu Fuß auf, wobei die ersten Retter kurz nach 13.30 Uhr bei der Abgestürzten eintrafen und sofort mit Wiedebelebungsversuchen begannen. Trotz aller Bemühungen schafften es die Retter nicht, die Frau ins Leben zurückzuholen. Sie transportierten die Verstorbene bodengebunden durchs Gelände bis zum Weg und brachten sie dann ins Tal.

Der KID kümmerte sich vor Ort um betroffene Angehörige. Ein Bergführer der Berchtesgadener Polizei nahm in Zusammenarbeit mit dem ehrenamtlichen Lawinenwarndienst Bayern die Ermittlungen zum Unfall auf. 29 Kräfte der Bergwachten Berchtesgaden, Ramsau und Bad Reichenhall, der Lawinenhundestaffel und des KID sowie mehrere Polizeibergführer und der Traunsteiner Rettungshubschrauber waren teilweise bis in die Abendstunden im Einsatz.

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Nachbericht der Berchtesgadener Polizei:

Am Montagvormittag stiegen zwei Polizeibergführer der Polizeiinspektion Berchtesgaden und ein Spezialist von der Lawinenwarnzentrale Bayern zum Kehlstein auf, um im Rahmen einer Geländebesichtigung die Unfallursache für den tragischen Lawinenunfall von gestern zu ermitteln. Es konnte dabei zweifelsfrei festgestellt werden, dass die Skitourengeherin die Lawine nicht selbst ausgelöst hat, ebenso ist auszuschließen, dass eine Gruppe vorausgehender Skialpinisten die Ursache für den Abgang der Schneemassen war. Aufgrund der Topographie des Geländes und des Schneedeckenaufbaues handelte es sich um eine Lockerschnee- bzw. auch Schneebrettlawine, die sich weit oberhalb der Bergsteigerin von selbst gelöst haben muss. Grund dafür war der nicht unbedeutende Neuschnee, der unter starkem Windeinfluss gefallen ist. Das extrem steile Gelände transportierte hier die Schneemassen nach unten und erfasste die genau an dieser Stelle im steilen Hang querende Skibergsteigerin. In Summe darf festgestellt werden, dass das Gefahrenmoment hier nur sehr schwer erkennbar war und sich der Unfall aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände zugetragen hat.