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Ortsgruppe Freilassing-Ainring schlägt sich trotz weniger Mitglieder und fehlender Trainingsstätte wacker auf ihrer Durststrecke

FREILASSING (ml) – Der Freilassinger Ortsgruppenvorsitzende der BRK-Wasserwacht, Peter Graf ist seit Jahren bekannt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt und auch schwierige Dinge so anspricht, wie sie sind. So kritisierte er bei der Jahreshauptversammlung im BRK-Haus den jüngsten Pickerl-Wahnsinn der Asfinag bei der Rückfahrt von Einsatzfahrzeugen ohne Sondersignal und rief die Bürger seiner drei Gemeinden auf, sich statt einer reinen Erwartungshaltung selbst mehr einzubringen und aktiv in der Ortsgruppe mitzuhelfen, damit die viele Arbeit ehrenamtlich noch machbar bleibt. Die Ortsgruppe ist durch das seit 2013 fehlende Badylon mittlerweile sehr geschwächt, schlägt sich aber dennoch wacker auf ihrer Durststrecke. Aufgrund der fehlenden Schwimmkurse und wegen des Ausländeranteils in den Grundschulen von über 50 Prozent ist die Zahl der Nichtschwimmer weiter angestiegen, weshalb die Wasserwacht langfristig auch von steigenden Einsatzzahlen ausgeht.

Über 3.600 ehrenamtliche Stunden und sechs SEG-Einsätze
Peter Grafs Sohn Florian ist Technischer Leiter der Ortsgruppe. Er berichtete von den sechs Einsätzen der mobilen Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) bei Wasserrettungseinsätzen und 330 Wachstunden in den Freibädern Ainring und Freilassing im vergangenen Jahr. Während dieser Vorsorgedienste mussten die Ehrenamtlichen bei insgesamt elf kleineren, aber auch größeren Notfällen fachgerechte Hilfe leisten. Insgesamt leistete die Ortsgruppe 2017 3.653 unentgeltliche Stunden, darunter auch in der medizinischen Erstversorgung in der Flüchtlingshalle in der Sägewerkstraße oder bei 27 Einsätzen des Hausnotruf-Hintergrunddienstes für rund 190 Teilnehmer in ihrem Zuständigkeitsbereich.

Nur Sachschaden bei Kollision mit Felsen
„Im Sommer letzten Jahres wurde bei einer Ausbildungsfahrt  durch die Kollision mit einem Felsen einer unserer Bootsmotoren zerstört. Es kam zum Glück zu keinem Personenschaden, dafür aber zu einem erheblichen Sachschaden. Noch im ersten Halbjahr 2018 werden wir hoffentlich unseren neuen Motor, der größtenteils durch Mittel des Bayerischen Rettungsdienstes finanziert wird, in Empfang nehmen“, hofft Graf. Von den aktuell 183 Mitgliedern sind 23 aktiv und auch in der SEG tätig – zehn von ihnen sind Doppel-Mitglieder in der BRK-Bereitschaft, beim Technischen Hilfswerk (THW) oder bei der Feuerwehr. Da nach wie vor das Badylon fehlt, konnte die Wasserwacht nur 33 Kindern das Schwimmen beibringen – die wichtigste präventive Maßnahme im Kampf gegen den Ertrinkungstod. Darüber hinaus fanden mehrere Rettungsschwimmkurse für verschiedene externe Organisationen statt. Insgesamt nahmen die ehrenamtlichen Ausbilder der Ortsgruppe Freilassing-Ainring dabei 58 Seepferdchen, 45 Seeräuber, neun Schnorchel-Abzeichen, 39 Jugendschwimmabzeichen in Bronze, 33 Jugendschwimmabzeichen in Silber, drei Jugendschwimmabzeichen in Gold, vier Rettungsschwimmabzeichen in Bronze und 15 Rettungsschwimmabzeichen in Silber ab. Seit 2017 verfügt die Ortsgruppe über zwei frisch ausgebildete neue Wasserretter; aktuell sind drei weitere bis zum Frühjahr 2018 in Ausbildung.

Appell an aktive Mitarbeit in der BRK-Wasserwacht
Am 16. Juni wird die Ortsgruppe im BRK-Haus ihr 60-jähriges Bestehen feiern und verdiente langjährige Aktive auszeichnen. Laut Graf wird von den Organisationen viel für die Sicherheit der Bürger unternommen, aber nicht mit Leben gefüllt, da nicht mal jeder 1.000ste Bürger der drei Gemeinden Ainring, Freilassing und Saaldorf-Surheim die Arbeit der Wasserwacht durch eigenes Ehrenamt unterstützt; deshalb war auch der Wachdienst in den Freibädern 2017 nicht in einem geregelten Betrieb möglich – „nicht weil wir nicht wollen, sondern weil wir einfach zu wenige sind!“ Graf sprach von den vielen zeitaufwendigen Arbeiten neben den eigentlichen Einsätzen und Übungen und jährlich rund 50 Dienstabenden, die organisiert werden müssen. „Wir wollen zurück zu einem regelmäßigen Wachdienst – daher brauchen wir Sie! Beispielsweise Schwimmausbilder für Kinder kann man immer noch nicht runterladen oder kopieren und einfügen. Daher sollte sich jeder der rund 30.000 Bürger überlegen, wie er Teil dieser Entwicklung sein und sich selbst einbringen kann!“ Jeden Mittwoch um 19 Uhr trifft sich die BRK-Wasserwacht am Haupteingang des Freilassinger BRK-Hauses zum Dienstabend; bereits von 17.30 bis 18.30 Uhr können Kinder und Jugendliche zwischen acht und 16 Jahren vorbeikommen.

Integrierte Infoplattform für Einsatzorganisationen
Graf lobte den ehrenamtlichen Reichenhaller Bergwachtmann Manfred Hasenknopf, der seit einigen Jahren hauptberuflich im Landratsamt für die Erfassung und Pflege der digitalen Geodaten zuständig ist und mit viel Herzblut als vorbestellter Örtlicher Einsatzleiter (ÖEL) des Landkreises den Informationsfluss und -austausch unter den Einsatzorganisationen über den Tellerrand hinaus pflegt und fördert – zuletzt auch aufgrund seiner eigenen Erfahrungen beim Hochwasser 2013 in Freilassing. Die Geodaten, beispielsweise für Wasserungsstellen von Booten, werden integriert zusammengefasst und sind für alle abrufbar. „Wenn die richtigen Menschen an der richtigen Stelle sitzen, kann man was bewegen! Jede Organisation soll ihre Informationen einbringen und jedem stehen diese gesammelten Informationen zur Verfügung!“

Neue Jugendgruppe mit fünf Mädchen gegründet
Jugendleiterin Barbara Kuchlbauer berichtete stolz von der 2017 neu gegründeten Jugendgruppe, nachdem der komplette bisherige Nachwuchs zuvor aus Altersgründen in den Aktiven-Status gewechselt war. Die fünf Mädels zwischen acht und elf Jahren waren 2017 vielseitig aktiv. An bisher 19 Mittwochnachmittagen bildete sie die Wasserwacht in insgesamt 190 Stunden in Erster Hilfe, Umgang mit den Rettungsmitteln und den Gefahren am Wasser aus. Die aktiven Einsatzkräfte erarbeiteten mit ihnen auch die ersten Themen des Junior-Wasserretters, die Basis für die Grundausbildung im aktiven Dienst. Da das neue Badylon voraussichtlich erst 2019 fertig sein wird, müssen die Nachwuchs-Wasserretter im Sommer 2018 vor allem die Freibad-Zeit fürs Schwimmtraining und die praktischen Inhalte des Junior-Wasserretters nutzen. „Ein sehr wichtiger Teil unserer Ausbildung ist auch der Spaß. Der Spaß am Helfen; der Spaß am Ehrenamt; der Spaß in einer Gruppe was zu erreichen. Nur wer mit Spaß und Freude in einem Ehrenamt mitwirkt, wird auch langfristig dabei bleiben“, weiß Kuchlbauer aus eigener Erfahrung, die mit einigen Bastelstunden, Feiern und Partys für die notwendige Abwechslung und Heiterkeit beim Nachwuchs sorgte. Sie dankte ihren vier fleißigen Helfern Lucas Karl, Willi Springer, Michaela Kuchlbauer und Katrin Graf für ihre Unterstützung bei den Gruppenstunden und Ausbildungen und lobte die Jugendgruppe: „Ihr arbeitet effektiv mit viel Freude, Ehrgeiz und eigenen Ideen mit. Ihr seid die Einsatzkräfte von morgen! Wir werden versuchen, aus Euch verantwortungsbewusste, sportliche und engagierte junge Menschen zu machen!“

Viel Lob für die ehrenamtliche Arbeit
Peter Graf dankte allen Aktiven und Funktionsträgern seiner Ortsgruppe und den Organisationen und Behörden für die gute Zusammenarbeit. Freilassings zweiter Bürgermeister Gottfried Schacherbauer lobte die „hervorragende Arbeit“ der BRK-Wasserwacht auch im Namen der beiden Nachbar-Gemeinden Ainring und Saaldorf-Surheim. Der Rettungsdienst sei hoch geschätzt, aber leider nur im Stillen, obwohl ein derart wichtiges Ehrenamt von Herzen kommen müsse. Schacherbauer appellierte an die Wasserwacht, ihren wichtigen Kampf gegen den Ertrinkungstod in der Ausbildung von Nichtschwimmern trotz der schwierigen Bedingungen weiter zu führen. Stellvertretend für die umliegenden Feuerwehren dankte Kommandant Harald Landwieder für die „hervorragende Zusammenarbeit“.  Kreis-Wasserwacht-Chef  Rudi Schierghofer betonte nochmals die schwierigen Bedingungen für die Ortsgruppe aufgrund des seit Jahren fehlenden Badylons und lobte die Ortsgruppe, wie sehr sie es dennoch schaffe, die Jugend  als Einsatzkräfte von morgen zu motivieren.

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