BAD REICHENHALL (mg/ml) – Sandra Abfalter, die gute Seele der Bergwacht-Regionalgeschäftsstelle Chiemgau, hatte während der vergangenen Wochen bis zuletzt ganz im Geheimen eine Abschiedsfeier für ihren Chef Ludwig „Luggi“ Lang organisiert, der am 31. Januar seinen letzten Arbeitstag als Regionalgeschäftsführer und Betreuer des Rechenzentrums der Bergwacht Bayern hatte. Die „Surprise-Party“ war eigentlich nie so groß geplant, entwickelte sich dann aber aufgrund der großen Resonanz von vielen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Weggefährten zu einer großen Veranstaltung – sehr viele Bergwacht-Leute der 15 Bereitschaften, der anderen Regionalgeschäftsstellen und der Bergwacht Bayern wollten dabei sein und sich von ihrem Luggi verabschieden, darunter auch der Vorsitzende der Landesleitung, Otto Möslang, sein Stellvertreter Thomas Lobensteiner, Ehrenvorsitzender Alois Glück, Regionalleiter Dr. Klaus Burger und der ehemalige Geschäftsführer der Bergwacht Bayern, Gerhard Opperer. Das Organisationsteam rund um Sandra Abfalter hatte das nie so groß geplante Fest zugleich als Anerkennung und Dank für die vielen Ehrenamtlichen ausgerichtet und damit den Dank fürs gute Miteinander von Freiwilligen und Hauptamtlichen zum Ausdruck gebracht.
Die 4.200 Bergretter der Bergwacht Bayern verrichten ihre Arbeit und damit ihren Dienst am Menschen ehrenamtlich. Unterstützt werden sie dabei von rund 35 Hauptamtlichen (davon sieben rein für den Digitalfunk) in ganz Bayern, die selbst in der Regel in einer Bergwacht ehrenamtlich tätig sind. Einer der Hauptamtlichen, Ludwig Lang, langjähriger Geschäftsführer der Bergwacht Chiemgau, ging zum 31. Januar in den Ruhestand. Als Leiter des in Bad Reichenhall angesiedelten Rechenzentrums der Bergwacht Bayern war er nicht nur in der Region, sondern im ganzen Land vielen bekannt und ein Vermittler für viele Bergwachtleute, die mit EDV und Computer weniger anfangen konnten und mit der zunehmenden Digitalisierung zum Teil Berührungsängste hatten - „eine Vertrauensperson für viele“, wie Alois Glück in seiner Rede hervorhob.
Die Bergwacht Bayern besteht aus 120 Bergwachten, die sich auf sieben Regionen verteilen. Die Bergwacht Chiemgau mit ihren 15 Bergwachten ist eine davon. Geleitet und verantwortet werden die Regionen von zwei Regionalleitern, die von den Bereitschaftsleitern der Bergwachten gewählt werden. Der Geschäftsführer einer Region ist dabei die ausführende Hand der Regionalleitung, unterstützt ihre ehrenamtliche Arbeit und ist Ansprechpartner für alle Bergretter der Region, wenn die Bereitschaftsleiter ein Problem nicht lösen können. Dabei geht es vor allem um verwaltungstechnische Aufgaben und Problemstellungen. Ludwig Lang begann seine Arbeit als Geschäftsführer der Bergwacht Chiemgau 2005, nachdem er zuvor acht Jahre lang ehrenamtlicher Bereitschaftsleiter in Ruhpolding war. Die Stelle war bereits seit mehreren Monaten vakant, und so musste Lang sich ohne große Übergabe erst selbst einarbeiten. Während bei seinem vorherigen Arbeitgeber, dem Siemens-Konzern, klare Hierarchien und Strukturen herrschten, war die Arbeit in der Bergwacht doch eher situativ und anlassbezogen und verlangte viel Improvisationsvermögen - genauso wie die Einsätze der Bergretter nicht geplant werden können. So steckte schon der Beginn als Geschäftsführer voller Überraschungen, und sein letzter Arbeitstag dann genauso, denn der angehende Rentner wusste von der durch seine Kollegen in der Geschäftsstelle perfekt vorbereiteten Abschiedsfeier überhaupt nichts.
„60 Gäste aus nah und fern fanden sich in der Reichenhaller Bergrettungswache ein, um ihm Danke zu sagen, und auch Abschied zu nehmen, von einem, der sich nie in der Vordergrund drängte, im Hintergrund jedoch perfekt zum Wohle der Bergwacht arbeitete“, berichtet seine Kollegin Sandra Abfalter. Wie sehr Lang von den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kollegen geschätzt wird, zeigen die Gäste: Die Leiter der Bergwachten, Sondereinsatzgruppen und Funktionsträger aus der Region Chiemgau, die Geschäftsführer der meisten anderen sechs Regionen, die Landesleitung und die Landesgeschäftsstelle der Bergwacht Bayern sowie viele Weggefährten auch aus der Zeit als Bereitschaftsleiter der Bergwacht Ruhpolding gaben sich ein Stelldichein.
Den Reigen der Redner eröffnete der amtierende Geschäftsführer der Bergwacht Bayern, Tom Grießbeck, mit einem kurzen, dafür umso nachdrücklicheren Dank für die Arbeit Ludwig Langs. In seine Dienstzeit fällt die Umstellung der EDV in der gesamten Bergwacht Bayern. So verfügt die Bergwacht heute über ein eigenes Rechenzentrum und entwickelt unter der Federführung von Lang derzeit auch ein eigenes „Bergwacht Bayern Office“ für eine komfortable und zeitsparende Verwaltung der Organisation durch alle Mitglieder – Lang betreut sein Projekt als Minijob mit einigen Stunden pro Monat auch während der kommenden Monate weiter. „Luggi hat die EDV in die Bergwacht gebracht und das Vertrauen der Bergretter in die EDV, weil er EDV-ler ist“, lobte Grießbeck. Der amtierende Regionalleiter, Dr. Klaus Burger, würdigte Lang auch insbesondere für seine Unterstützung bei Planung und Bau der Reichenhaller Bergrettungswache in den Jahren 2010 bis 2012. Mit dem Zitat von Arthur Schnitzler: „Abschied schmerzt immer, auch wenn man sich schon lange darauf freut“ sprach Burger nicht nur Lang aus der Seele.
Neben den amtierenden Führungsspitzen der Bergwacht Bayern, Landesleiter Otto Möslang (Allgäu), dem stellvertretenden Landesleiter Thomas Lobensteiner (Chiemgau) und einem Großteil der Mitarbeiter der Landesgeschäftsstelle aus Bad Tölz waren auch die ehemaligen Führungsspitzen vertreten: Ehemaliger Landesleiter und Landtagspräsident a. D. Alois Glück würdigte Lang als: „Leistungsträger der Bergwacht, wertvoll als Mensch und immer ruhig und beharrlich!“ Der ehemalige stellvertretende Landesleiter Stefan Schneider (Bergen), die ehemaligen Regionalleiter Thomas Küblbeck (Marktschellenberg) und Engelbert Mayer (Inzell) sowie der ehemalige Geschäftsführer der Bergwacht Bayern, Gerhard Opperer ließen es sich auch nicht nehmen, dem angehenden Rentner alles Gute für die Zukunft zu wünschen. Langweilig wird Ludwig Lang in seinem neuen Lebensabschnitt sicher nicht werden: Seine Kollegen haben dem passionierten Brennholz-Macher ein so betiteltes „Luggis Rentner-Mikado“ geschenkt - rund zehn Baumstämme, gut mit Ästen durchwachsen und in sich verdreht – „eine wahre Freude für einen Holzwurm!“, meint sein Nachfolger und Ruhpoldinger Bergwacht-Kamerad David Pichler.