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Junges Team sucht nach Generationswechsel Verstärkung durch engagierte Bürger in den heimischen Gemeinden

FREILASSING (ml) – Die 21 aktiven Einsatzkräfte der BRK-Wasserwacht Ortsgruppe Freilassing-Ainring haben bei ihrer Jahreshauptversammlung im BRK-Haus auf ein ruhiges und unauffälliges Jahr mit nur fünf Einsätzen der Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG), aber mit fast 3.600 geleisteten Stunden trotzdem sehr viel Arbeit zurückgeblickt. Die wichtigste Nachricht des Jahres kam, als der Großteil des Landkreises gerade gegen die massiven Schneemassen kämpfte: Bei einer Besprechung zur Belegung des neuen Badylons bekamen die ehrenamtlichen Wasserretter des Roten Kreuzes nach einer jahrelangen Durststrecke wieder ihre früheren Bahn-Kapazitäten zugeteilt, weshalb die Wasserwacht neben ihrem Training der aktiven Einsatzkräfte 2019 auch wieder Anfänger-Schwimmkurse anbieten kann, dem gestiegenen Anteil der Nichtschwimmer wieder wesentlich stärker entgegenwirkt und damit dem Ertrinkungstod präventiv den Kampf ansagt.

Aktive Einsatzkräfte brauchen dringend Verstärkung
186 Mitglieder gehören aktuell zur Wasserwacht, von denen aber nur noch 21 aktiven Dienst leisten, weshalb sich die viele Arbeit auf nur sehr wenige Schultern verteilt und auch die SEG zusätzliche Leute bräuchte, um werktags schneller ausrücken zu können. Viele arbeiten nicht in Freilassing und haben lange Anfahrtstrecken von ihrem Arbeitsplatz aus. Ortsgruppenvorsitzender Peter Graf ruft deshalb erneut die Bürger der drei Gemeinden Ainring, Freilassing und Saaldorf-Surheim auf, sich ehrenamtlich in der Wasserwacht zu engagieren und einfach am Mittwoch um 19 Uhr zum Dienstabend im BRK-Haus vorbeizukommen und in die vielfältigen und spannenden Aufgaben hinein zu schnuppern: „Wir haben für jedem von Euch die passende Jacke! Wir haben nicht nur Wachdienste in den Bädern, sondern auch Autos mit der eingebauten Vorfahrt und Motorboote, mit denen man auf jedem Gewässer fahren darf. Wir dürfen auch in den Seen im Landkreis und im angrenzenden Österreich mal abtauchen.“

Nach einem fließenden Generationswechsel in der Ortsgruppe setzt sich ein junges Team aus wenigen, aber sehr engagierten Helfern für die Freilassinger Wasserwacht ein, wobei in der Gemeinschaft ein gutes und aufgeschlossenes Klima herrscht. Jüngst halfen die Wasserretter getreu dem Motto „Warum ich helfe? Weil ich es kann!“ auch beim großen Schnee-Einsatz in der Helfer-Verpflegung der BRK-Bereitschaften im nördlichen Landkreis und in der Unterstützungsgruppe Sanitätseinsatzleitung mit und leisteten im Schichtdienst insgesamt 850 ehrenamtliche Stunden mit Aufgaben, die eigentlich mit der Wasserwacht weniger zu tun haben. Ortsgruppenchef Peter Graf hatte dem Nachwuchs schon früh in der Ausbildung die gemeinschafsübergreifende Zusammenarbeit vorgelebt, die mittlerweile selbstverständlich ist und bei gemeinsamen Übungen, Ausbildungen, Einsätzen und Festen gelebt wird: „Egal welche Jacke man trägt, es zählt die Aufgabe und das Problem, das gelöst werden muss!“ Zehn der Wasserwachtler sind Doppel-Mitglieder bei der BRK-Bereitschaft, in der Feuerwehr und beim Technischen Hilfswerk (THW).

Obwohl in den kalten Monaten außerhalb der Freibad-Saison ohne das Badylon die Trainingsstätten weit entfernt liegen, schaffte es die Wasserwacht 2018 mit ihrer Präventionsarbeit gegen den Ertrinkungstod während der warmen Sommer-Monate Kurse abzuhalten und verhältnismäßig viele Schwimmabzeichen zu verleihen: 66 Seepferdchen, 24 Seeräuber, acht Schnorchel-Abzeichen, 54 Jugend-Schwimmabzeichen in Bronze, 24 in Silber und 13 in Gold, ein Rettungsschwimmabzeichen in Bronze und eines in Gold. 24 Kinder ab sechs Jahren lernten in Kursen der Wasserwacht vergangenes Jahr das Schwimmen; darüber hinaus führte die Wasserwacht für verschiedene Organisationen mehrere Rettungsschwimmkurse durch.

Im Schnitt vier Wochen Freizeit für die Wasserwacht investiert
Einsätze sind das Maß, an dem eine Hilfsorganisation gemessen wird, gemessen an der Zahl der ehrenamtlich geleisteten Zeit machen aber Ausbildung, Übung und Instandhaltung von Ausrüstung, Fahrzeugen und Gebäuden den größten Teil der Arbeit aus. Tobias Krinke und der Technische Leiter Florian Graf haben die komplette Ausrüstung digital erfasst und können so Wartung und Lagerung lückenlos dokumentieren sowie den Einsatz der Helfer bei Sanitätsdiensten und Alarmen gut planen – der Computer nimmt den Ehrenamtlichen dabei bei gut gepflegten Daten viel Arbeit ab. Insgesamt 3.574 Stunden leisteten die 21 Aktiven vergangenes Jahr – im Schnitt 170 pro Ehrenamtlichem, was über vier Arbeits- oder Urlaubswochen entspricht. In den Freibädern in Ainring und Freilassing leisteten die ehrenamtlichen Wasserretter 182 Wachstunden für die Sicherheit der Besucher, wobei sie bei kleinen und größeren Notfällen ihr Können als Rettungsschwimmer und Sanitäter unter Beweis stellen mussten. Bei ihren regulären Diensten leistete die Wasserwacht 2.548 Stunden – bei externen Aus- und Fortbildungen, Tauchgängen, Sitzungen, Geräte-Instandhaltungen und Umbauten nochmals 763 Stunden.

Die mobile SEG musste zu fünf Einsätzen an und in Gewässern ausrücken. Bei der medizinischen Versorgung von Flüchtlingen leisteten die Sanitäter der Wasserwacht  2018 immerhin noch 205 Stunden. Bei 31 Einsätzen half die Wasserwacht auch im so genannten Hausnotruf-Hintergrunddienst in den Gemeinden Ainring, Freilassing und Saaldorf-Surheim mit, wo rund 190 Menschen den Dienst des Roten Kreuzes nutzen. Die Wasserwacht sicherte 2018 wieder mit zwei Booten den Feldkirchener Triathlon am Brötzner Weiher ab, tauschte ihren 2017 bei einer Ausbildungsfahrt im Sommer 2017 zerstörten Bootsmotor aus, bildete zwei Mitglieder zu neuen Wasserrettern aus und feierte das von Maria Krinke organisierte Fest zum 60-jährigen Bestehen der Ortsgruppe. Das Einsatzfahrzeug ist mittlerweile schon in die Jahre gekommen, der Austausch steht bereits an, bis zu den nächsten Wahlen in zwei Jahren wird aber laut Graf nichts passieren. Pflege und Instandhaltung sind mittlerweile wegen des fortgeschrittenen Alters sehr arbeitsintensiv.

Jugendgruppe 2018 verdoppelt
„Nur wer mit Spaß und Freude in einem Ehrenamt mitwirkt, wird auch langfristig dabei bleiben“, betonte Jugendleiterin Barbara Leder. Sie und ihr Team haben es 2018 geschafft, die neu gegründete Jugendgruppe gemessen an den Mitgliedern zu verdoppeln: Zehn Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 13 Jahren haben an insgesamt 39 Mittwochnachmittagen 780 Stunden absolviert und dabei von den aktiven Einsatzkräften Erste Hilfe, Umgang mit Wasserrettungsmitteln und alles zu Gefahren im und am Wasser gelernt. Basis der Ausbildung ist der so genannte „Trau-Dich-Kurs“ und der „Junior-Wasserretter“. Dank des Jahrhundert-Sommers waren die Buben und Mädchen viel draußen an den Seen und in den Bädern und konnten beispielsweise mit dem Wurfretter bei einer Übung einen in Not geratenen Schwimmer an Land ziehen und an der Seite der Aktiven das Erlernte bei Diensten üben. Mit der Bereitschaftsjugend Freilassing fanden eine Bootsfahrt auf der Saalach mit Grillfeier und eine Übernachtungsparty im BRK-Haus mit Fackel-Wanderung, Spielen und Kino-Abend statt; am letzten Ferien-Wochenende ein Ausbildungscamp am Abtsee und am Jahresende Plätzchen-Backen und Weihnachtsfeier. „Ihr könnt Euch sicher vorstellen, wie es ist, wenn man in diesem Saal mit 20 Kindern zwischen sieben und zwölf Jahren auf quietschenden Feldbetten versucht zu schlafen; da macht zwar niemand ein Auge zu, aber der Spaß ist es definitiv wert!“, erinnert sich Leder an die Übernachtungsparty. Der Nachwuchs bemalte 2018 auch passend zu den bereits selbst gestalteten T-Shirts Sportbeutel mit Wasserwacht-Motiven fürs Schwimmtraining. „Ihr arbeitet effektiv mit viel Freude, Ehrgeiz und eigenen Ideen mit. Wir sind sehr stolz auf Euch! Ihr seid die Einsatzkräfte von morgen!“, lobte Leder den Nachwuchs mit der Einladung an andere Mädchen und Buben, ebenfalls vorbeizukommen. „Es wäre toll, wenn wir heuer die Mitglieder-Zahl wieder verdoppeln könnten!“

Peter Graf und sein Team dankten allen Ehrenamtlichen für ihre Arbeit und den Partner-Organisationen, Gemeinden, Förderern und Unterstützern für die gute Zusammenarbeit. Stellvertretend für alle Bürger, ihre Kollegen und Kameraden brachten Freilassings dritte Bürgermeisterin Margitta Popp, Freilassings Feuerwehrkommandant Rochus Häuslmann, Freilassings Polizeichef Gerhard Meier, THW-Zugführer Konstantin Krause und Kreis-Wasserwacht-Chef Schierghofer ihren Dank und ihre Anerkennung für die geleisteten Dienste und die gute Zusammenarbeit zum Ausdruck.

Ein echter Poseidon und ein Mann der ersten Stunde: Ortsgruppenvorsitzender Peter Graf (Mitte) und Kreis-Wasserwacht-Vorsitzender Rudolf Schierghofer (rechts) zeichneten Wasserwacht-Urgestein Gerhard Kriwan (links) für 45 Jahre aktiven ehrenamtlichen Dienst aus.