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Insgesamt nahezu gleich viele Alarme wie 2017: Rettungsdienst und Krankentransport des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) im Berchtesgadener Land war 2018 bei 23.545 Einsätzen gefordert

BERCHTESGADENER LAND (ml) – Der Trend der Vorjahre setzt sich weiter fort: Die Zahl der Rettungsdienst-Einsätze mit Notarzt hat 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 6,91 Prozent weiter abgenommen, die Notfalleinsätze ohne Notarzt sind nochmal um 2,19 Prozent gestiegen, die Krankentransporte sogar um 5,02 Prozent. Bereits von 2016 auf 2017 nahmen die Notfalleinsätze um fast zehn Prozent zu und die Notarzteinsätze um fast acht Prozent ab. „Das bedeutet, dass die während der vergangenen Jahre kontinuierlich zu Notfallsanitätern weiterqualifizierten Mitarbeiter in einem ärztlich vorgelegten Rahmen insgesamt mehr eigene Verantwortung für ihre Patienten übernehmen müssen, und ein Arzt nur noch bei bestimmten internistischen Notfällen wie einem Herzinfarkt oder bei besonders schwer Verletzten hinzugezogen wird. Die Leitstelle frägt im Notruf entsprechend genau ab, was vorliegt und entscheidet dann, ob ein Notarzt notwendig ist oder nicht “, erklärt der Bereichsleiter für den Rettungsdienst und Krankentransport, Markus Zekert.

Rund 18 Erdumrundungen
Das BRK betreibt im Landkreis acht Rettungswagen (RTW), fünf Krankenwagen (KTW) und drei Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF), darunter drei Ersatz-Fahrzeuge – alle sind mittlerweile mit Allrad ausgestattet, was sich jüngst während der massiven Schneefälle im Januar sehr bewährt hat. Den größten Anteil an Rettungsdienst-Einsätzen machen mit über 70 Prozent internistische Notfälle aus; Verkehrsunfälle und andere chirurgische Einsätze nehmen im Verhältnis einen immer geringeren Anteil ein. Die Retter haben vergangenes Jahr bei insgesamt 23.545 Einsätzen (0,62 Prozent mehr) 716.772 Kilometer (1,2 Prozent weniger) zurückgelegt und damit fast 18 Mal die Erde umrundet. Sowohl die Zahl der Krankentransporte (5,02 Prozent mehr) als auch die Zahl der so genannten Gebietsabsicherungen  (10,31 Prozent)  sind erneut mehr geworden, was daran liegt, dass die Besatzungen mit ihren Patienten tendenziell länger und weiter (im Schnitt 31 Kilometer pro Einsatz) unterwegs sind als früher, da sich die Kliniken noch mehr spezialisiert haben. Sind beispielsweise alle Rettungsmittel aus Berchtesgaden bereits im Einsatz oder mit Patienten zu Kliniken unterwegs, schickt die Leitstelle einen Rettungswagen einer Nachbar-Wache präventiv nach Hallthurm oder Bischofswiesen, damit die Besatzung von dort aus das ansonsten nicht mehr optimal versorgte Gebiet im südlichen Landkreis bei möglichen Folge-Einsätzen rascher erreichen kann.

18 Spitzen-Abdeckungen durch die ehrenamtlichen BRK-Bereitschaften
Im Schnitt rückt der Rettungsdienst des Landkreises pro Tag 65 Mal aus. Bedingt durch Wetter, Tourismus, Verkehr und weitere Faktoren gibt es mehrmals im Jahr so genannte Einsatzspitzen mit besonders vielen Notfällen gleichzeitig, wobei die ehrenamtlichen BRK-Bereitschaften dann die reguläre Vorhaltung mit ihren eigenen Fahrzeugen ergänzen. 18 Mal mussten sie vergangenes Jahr zur Spitzen-Abdeckung des regulären Rettungsdienstes und Krankentransports ausrücken, akute Notfälle versorgen und Kranke und Verletzte in Kliniken transportieren. „Dieses sinnvolle Plus an Sicherheit für die Menschen im Landkreis leisten wir ausschließlich ehrenamtlich; die zusätzlichen Fahrzeuge und Ausrüstung müssen aber nahezu komplett mit Spenden aus der Bevölkerung finanziert werden“, betont Kreisbereitschaftsleiter Florian Halter. Bei der Spitzenabdeckung des regulären Rettungsdienstes und Krankentransports hat sich die 2011 durchgeführte Aufteilung in kleinere Einheiten wie SEG Behandlung und Transport bereits mehrfach bewährt. „Die Besatzungen sind sehr schnell einsatzklar und können den Rettungsdienst bei Engpässen rasch und effektiv ergänzen“, freut sich Halter. Auch die Einsatzleitung bei größeren Schadenslagen ist ehrenamtlich: Die Einsatzleiter Rettungsdienst sind 2018 zu 108 (2017: 141) Einsätzen wie Bränden oder schweren Verkehrsunfällen ausgerückt. Mittlerweile sind auch die Einsatzleiter mit zusätzlicher Notfallausrüstung wie einem Frühdefi ausgestattet, damit sie im Ernstfall als Erstversorger auch alleine ein Leben retten können. Geografisch ist das Berchtesgadener Land aufgrund der Berge gerade im südlichen Landkreis von den Nachbarregionen abgeschnitten. Wenn alle regulären Rettungsmittel bereits im Einsatz sind, kann die Leitstelle deshalb auf die SEG´n zurückgreifen. Die BRK-Bereitschaften im Landkreis halten zur Ergänzung des Rettungsdienstes und für Großschadensfälle aller Art 21 zusätzliche Fahrzeuge, neun Anhänger und umfangreiche Ausrüstung bereit, die - genauso wie die Aus- und Fortbildung der freiwilligen Sanitäter - fast ausschließlich über Spendengelder finanziert werden.

39 Notfallsanitäter ausgebildet
Aktuell 95 hauptamtliche Sanitäter und im Schnitt 35 Ehrenamtliche der BRK-Gemeinschaften besetzten im Schichtdienst bis zu 16 Fahrzeuge der regulären Vorhaltung. Um den Rettungsdienst im Gebirge und an Gewässern kümmern sich die Ehrenamtlichen der Bergwacht im BRK und der BRK-Wasserwacht. Damit leistet das BRK im Berchtesgadener Land 100 Prozent der Einsätze und garantiert eine optimale Notfallversorgung der Bevölkerung. Bis Ende 2018 hat der BRK-Kreisverband 37 seiner bisherigen Rettungsassistenten mit bestandenen Ergänzungslehrgängen zum Notfallsanitäter weiterqualifiziert , wobei zusätzlich zwei Kollegen die dreijährige Berufsausbildung durchlaufen und alle Prüfungen mit Bravour und 1er-Noten bestanden haben – zehn davon allein 2018. Vergangenes Jahr wurde auch der Weiterbetrieb des zweiten Rettungswagens in Berchtesgaden nach einer Laufzeit von fünf Jahren erneut vom Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Traunstein ausgeschrieben und vergeben. Der BRK-Kreisverband Berchtesgadener Land erhielt mit seinem Konzept zum Betrieb erneut den Zuschlag für weitere fünf Jahre. Seit 2018 werden die Krankentransporte von der Leitstelle in einer separaten Digitalfunk-Gruppe gesondert zu den Notfällen disponiert. Um dem bayernweiten Mangel an Fahrern von Einsatzfahrzeugen entgegenzuwirken hat das Rote Kreuz erfolgreich eine eigene Ausbildung zum so genannten Technischen Rettungssanitäter etabliert, in der vor allem Quereinsteigern der Zugang zum Sanitäter-Beruf erleichtert und zeitlich verkürzt wird. Sie werden als Fahrer von Rettungswagen, Krankenwagen und Notarzteinsatzfahrzeugen eingeteilt und arbeiten unter der Leitung eines verantwortlichen Notfallsanitäters, Rettungsassistenten oder Notarztes bei der Patientenversorgung mit.