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Ortsgruppe puffert aktuell 40 Prozent Preissteigerung beim Eintritt ins Familienbad für Kinder und Jugendliche und hofft auf 1.200-Euro-Finanzspritze

BAD REICHENHALL (ml) – Die Reichenhaller Wasserwacht plagen derzeit Geldsorgen: Für die Ausstattung und den Eigenanteil ihres neuen Einsatzfahrzeugs, das Ende des Jahres ausgeliefert wird und in Dienst gehen soll, müssen die ehrenamtlichen Wasserretter des Roten Kreuzes insgesamt 23.000 Euro Spenden sammeln, wobei sie erst ein gutes Drittel beisammen haben. Die Jugendarbeit der Ortsgruppe boomt mit aktuell 35 Kindern und 30 Jugendlichen im wöchentlichen Schwimmtraining; die Ortsgruppe muss seit Jahresbeginn die Preissteigerung von 2,50 auf 3,50 Euro für den Eintritt ins Familienbad an der Therme puffern. „Monatlich sind das über 100 Euro, die wir bewusst nicht an die Eltern weitergeben, da einige Familien bis zu vier Kinder in der Wasserwacht haben und die Mehrbelastung nicht zu Austritten führen soll“, erklärte Ortsgruppenvorsitzender Siegfried Hauber bei der Jahreshauptversammlung im BRK-Haus, der auf Unterstützung durch die drei Gesellschafter, die Thermen-Geschäftsführung oder private Spender hofft, denn pro Jahr fehlen der Wasserwacht dadurch rund 1.200 Euro für andere wichtige Ausgaben.

Neues Einsatzfahrzeug soll zum Jahresende in Dienst gehen
Kassenwart Barbara Paul berichtete von über 17.000 Euro Einnahmen und fast 12.000 Ausgaben im vergangenen Jahr: „Wir sparen aktuell für unser neues Auto.“ Das rund 68.000 Euro teure neue Allrad-Wasserrettungsfahrzeug wird Ende 2019 ausgeliefert und in Dienst gestellt und ersetzt nach über 21 Jahren den mittlerweile altersschwachen Mercedes Sprinter, der sich bei unzähligen Einsätzen im gesamten Landkreis und in Nachbar-Regionen gut bewährt hat, aber mittlerweile einfach zu reparaturanfällig geworden ist und nicht mehr dem Stand der Technik entspricht. Insgesamt muss die Ortsgruppe 23.000 Euro wegen des Fahrzeugwechsels über Spenden beisteuern und damit rund 8.000 Euro mehr als noch vor einem Jahr angenommen: 6.800 Euro – wie in ganz Oberbayern üblich – als Zehn-Prozent-Eigenanteil für individuelle, regional unterschiedlich notwendige Modifikationen wie den Allrad-Antrieb, weitere 7.300 Euro für Sonderausstattung wie zur nur im Gebirge benötigten Canyon-Rettung, 3.000 Euro für die notwendige Anpassung des Rüstanhängers an die neue Fahrzeughöhe, 2.000 Euro für die modifizierte Ladevorrichtung des Rettungsboots, 3.000 Euro für weitere Zusatz-Ausrüstung und die neue Lackierung des aktuell elfenbeinfarbenen Hängers in der weißen Farbe des neuen Autos. Rund ein Drittel hat die Ortsgruppe durch Groß-Spenden der Salinen-Mitarbeiter, der Grill-Pool-Challenge des heimischen Taschenherstellers Sieber und des ehemaligen Thumsee-Eigentümers bereits zusammengebracht. „Wir sind guter Dinge, dass wir mit Spenden aus der Wirtschaft und der Bevölkerung auch den Rest stemmen“, sagte Hauber. 2019 steht auch die Sanierung der Wachstation am Höglwörther See an, wobei das befreundete Technische Hilfswerk (THW) bereits seine Unterstützung durch Geräte und ehrenamtliche Helfer zugesagt hat.

Eintrittspreise in Familienbad um 40 Prozent gestiegen
Eine finanzielle Mehr-Belastung beschäftigt die Wasserwacht seit Jahresbeginn: Die um rund 40 Prozent gestiegenen Eintrittspreise in Familienbad tragen die aktiven Wasserretter und Rettungsschwimmer bei ihrem Schwimmtraining alle selbst; für die rund 35 Kinder und 30 Jugendlichen im boomenden wöchentlichen Schwimmtraining am Montagabend puffert die Ortsgruppe aber die Preissteigerung, da sie nicht will, dass Kinder deshalb nicht mehr mitmachen dürfen.  „Was im ersten Moment nicht nach viel Geld aussieht, summiert sich im Jahr auf rund 1.200 Euro“, erklärte Kassenwart Barbara Paul in ihrem Rückblick. Die Wasserwacht hat als Rettungsorganisation mit dem beiden ebenfalls betroffenen Sport-Vereinen TSV und SSG bereits Gespräche geführt und gemeinsam nach Lösungen gesucht, wobei ohne konkreten Zeitrahmen ein Zuschuss-finanzierter Sonderpreis von 3 Euro im Raum steht. „Dauerhaft können wir die Steigerung für die Kinder nicht puffern, da das Geld an anderer Stelle fehlt“, erklärte Hauber. Bürgermeister Manfred Hofmeister sicherte seine Unterstützung zu: „So lange das Bad in der Obhut der Stadt war, war unser Hauptausschuss direkt zuständig – jetzt sind wir mit Bayerisch Gmain und dem Freistaat einer von drei Gesellschaftern der Kur GmbH, haben aber dennoch ein gewichtiges Wort!“ Er versicherte, das wichtige Thema in die Stadt mitzunehmen und direkt mit Thermen-Geschäftsführer Dirk Sasse nach einer Lösung zu suchen, damit die Motivation in der Rettungsorganisation nicht leidet. „Die BRK-Wasserwacht ist kein Sport-Verein, sondern leistet mit ihrer Präventionsarbeit mit Kindern und Rettungsschwimmern einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Ertrinkungstod, erfüllt also einen öffentlichen Auftrag für unsere Gesellschaft!“, stellte Hauber klar.

Die Jugendarbeit boomt, wobei die Ortsgruppe dringend nach neuen Aktiven sucht, sie vor allem beim Schwimmtraining für die Kinder und Jugendlichen und bei den Ausbildungen unterstützen, da viele der Aktiven bedingt durch Beruf, Studium und Familie unter der Woche nicht mehr so flexibel verfügbar sind wie früher. Hauber überreichte an die anwesenden Jugendlichen von Franziska Kornes gefertigte Wasserwacht-Stirnbänder (von links) Dominique Loshi, Manuel Mitterer, Hannah Rochart, Franzi Kornes (stellvertretende Jugendleiterin), Hannah Reiter, Julia Dietz, Amelie Dietz, Paul Steinberger und Julia Wedel (Jugendleiterin). 2018 absolvierten drei Mitglieder die zeitintensive Ausbildung zum Wasserretter: Lukas Moltke und Christian Wedel sowie als alter Hase auch Wolfgang Hauber, der als altgedienter Rettungsschwimmer sehen wollte, ob er mit den Jungen noch mithalten kann. Elisabeth Bergner, Michael Berger und Franzi Kornes schlossen ihre eineinhalbjährige Ausbildung zum Rettungs- und Bergetaucher ab.

Personell am Wochenende und am Feiertagen am Limit
Auch der Technische Leiter der Ortsgruppe, Günter Eisenschink, hat mittlerweile Probleme, die sieben Ehrenamtlichen für die Wochenend- und Feiertagsdienste am Thumsee, am Höglwörther See und im Aufhamer Staufenbad zusammenzubringen, da Schichtdienste und die größere Beanspruchung durch den Beruf die Trennung von Arbeit und Freizeit immer mehr verwischt. Die Ortsgruppe versucht mit umfangreicher Ausbildung gegenzusteuern, den personellen Engpass zu kompensieren und die bestehenden Einsatzkräfte durch weitere Lehrgänge umfangreicher zu qualifizieren, damit bei den  Diensten immer ein Bootsführer, ein Wachleiter oder ein Sanitäter mit vor Ort sind. Im sonnigen Sommer kamen 1.200 ehrenamtliche Wachstunden zusammen. Weitere  680 Stunden in der Ausbildung, 230 Stunden bei Geräte-Wartungen von Tauch-Ausrüstung, Fahrzeugen und Booten und 320 Stunden beim Kraft- und Konditionsschwimmtraining alle zwei Wochen im Familienbad. „Das ist unverzichtbar, damit wir im Ernstfall auch bei starker Strömung im Fließgewässer sicher unterwegs sind und bei einer Rettung im See schnell genug sind!“, erklärte Eisenschink.

50-Jähriger ertrinkt in der Saalach
Ortsgruppenchef Siegi Hauber erinnerte an den vor 25 Jahren bei einem Gleitschirmabsturz tödlich verunglückten Wasserwachtler Josef Rehm und den am 9. Juni in der Saalach ertrunkenen 50-jährigen Obdachlosen, den die Wasserretter nur noch tot bergen konnten. Die Reichenhaller Wasserwacht musste vergangenes Jahr zu acht Vermisstensuchen im ganzen Landkreis mit Schwerpunkt an der Salzach ausrücken, in der Saalach einen Toten bergen, zwei Radfahrer von einer Sandbank retten und im Hochwasser nach einer treibenden Kuh suchen, zwei Canyon-Einsätze absolvieren und fünf Absicherungen von Veranstaltungen am Wasser wie dem Thumsee-Open-Air oder dem Thermen-Pokal übernehmen. 23 kleinere und größere Erste-Hilfe-Leistungen kamen zusammen, davon viele Schnittverletzungen durch die Muscheln im Höglwörther See.

Mehr als Pützen-Sanis
Die Ortsgruppe besteht aktuell aus 35 Aktiven und 364 Förderern; von den Zehn-Prozent Aktiven sind 26 Wasserretter, neun Rettungsschwimmer  im Wasserrettungsdienst, 17 Bootsführer, 15 Wachleiter, sieben Leiter der Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG), drei Einsatzleiter Wasserrettung, fünf Signalmänner und sechs Rettungstaucher. „Früher wurden wir nicht ganz ernst gemeint im Roten Kreuz liebevoll als so genannte Pfützen-Sanis bezeichnet – heute stellen wir gut und vielfältig ausgebildete Spezialeinsatzkräfte mit einem breiten Aufgaben- und Ausbildungsspektrum, das vom Naturschützer über den Sanitäter, den Wasserretter, Bootsführer und Taucher bis hin zum Canyon-Retter oder Wasserwacht-Flugretter im Hubschrauber reicht. Da wir zum Glück nur wenige Einsätze haben, sind wir in der Bevölkerung nicht so präsent wie Feuerwehr oder Bergwacht – unser Schwerpunkt liegt in der Prävention von Unfällen durch Schwimmausbildung und dem Ausbau der guten Zusammenarbeit mit den anderen Wasserwachten und Organisationen“, erklärte Eisenschink.  

Schwimmausbilder gesucht
Jugendleiterin Julia Wedel bedauerte, dass bedingt durch einen Mangel an Trainern und Bahn-Kapazitäten aktuell 40 Buben und Mädchen im Schnitt rund ein Jahr lang warten müssen, bis sie am Training teilnehmen können. Wedel muss die Eltern mit ihren vielen Anfragen vertrösten, denn die Wasserwacht hat mit wöchentlich 35 Kindern zwischen 17 und 18 Uhr die Kapazitätsgrenzen der vier Bahnen erreicht. Bei den 30 Jugendlichen, die eine Stunde später auf drei oder zweieinhalb Bahnen trainieren, ist noch etwas Luft. Für Kinder ab fünf Jahren führt die Wasserwacht auch eine Ausbildung zum Freischwimmer durch. Wer dann in der Organisation dabei bleibt, lernt alle zwei Wochen in den Ausbildungen die Grundlagen der Ersten Hilfe und der Wasserrettung und kann Praktika im Wachdienst absolvieren. 2018 gab es nur einen Anfänger-Schwimmkurs, da durch Beruf und Familie zu wenige Ausbilder zur Verfügung stehen. „Wir suchen junge, dynamische Leute, die Zeit haben und bieten eine gute Gemeinschaft!“, erklärte Wedel, die von den vielfältigen Aktivitäten der Nachwuchs-Wasserretter berichtete: Eine Müllsammelaktion am Thumsee, Teamwork im Hochseilgarten in der Nonner Au, ein großes Zeltlager am Waginger See, Ausflüge in die Erdinger Therme und in den Tierpark, die Weihnachtsfeier mit Nikolaus. „Die Freundschaft ist bei all dem das Wichtigste, von dem das Ehrenamt lebt!“, betonte Wedel.

Viel Lob fürs Ehrenamt
Hauber dankte den aktiven und fördernden Mitgliedern, den anderen Organisationen für die gute Zusammenarbeit und allen Spendern und Unterstützern, speziell der Therme und der Firma Synlab und der Ärztin Dr. Gisela Clement für die Tauch-Untersuchungen. Der zweite Reichenhaller Bürgermeister Manfred Hofmeister, Angers Bürgermeister Silvester Enzinger, Martin Bergner vom THW, Peter Reiser von der Reichenhaller BRK-Bereitschaft, die stellvertretende Kreisvorsitzende Christl Wagner von der BRK-Wasserwacht und der neue Reichenhaller Polizei-Dienstellenleiter Peter Huber dankten der BRK-Wasserwacht in Grußworten und im persönlichen Gespräch für die geleisteten Dienste und die gute Zusammenarbeit.  Huber betonte, dass die Wasserwacht und die anderen ehrenamtlichen Organisationen für ihn und seine Polizei-Kollegen im Einsatz „ein unbezahlbarer Luxus in Form von rascher personeller und technischer Unterstützung“ sind, der auf einen Funkspruch hin sofort kommt. Huber lebte in seiner Jugend am Starnberger See und hatte als Wassersportler immer einen engen Bezug zur Wasserwacht.

Ortsgruppenchef Siegi Hauber (links) und die stellvertretende Kreisvorsitzende Christl Wagner zeichneten (von links) Wasserwacht-Poseidon und Urgestein Albert Bruckner (60 Jahre), Alexandra Hausmann (30 Jahre) und Christian Reichelt (45) Jahre für ihren jahrzehntelangen ehrenamtlichen Dienst aus. „Da wird man ein richtiger Taucher und bleibt auch einer!“ - Wagner dankte dem Ausbilder Bruckner, bei dem sie selbst intensiv das Tauchen gelernt hatte und gratulierte der Ortsgruppe zur starken Jugend: „Ihr habts auch einige Buben, wir in Berchtesgaden leider nur Mädchen!“

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