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Damit weniger Menschen im Meer ertrinken: Rotes Kreuz unterstützt die marokkanische Bevölkerung beim Aufbau einer organisierten Wasserrettung

BAD REICHENHALL/ TANGER (ml) – Der BRK-Kreisverband Berchtesgadener Land hat auf Anforderung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) ein neues Rettungsboot nach Nordafrika transportiert und damit erneut internationale Aufgaben unterstützt. Dr. Rüttger Clasen und Dieter Vorbach von der BRK-Bereitschaft Bad Reichenhall zogen das Boot und den Trailer mit einem Gerätewagen Sanität nach Tanger in Marokko, wo das Rote Kreuz die Einheimischen mit Ausbildung und Ausrüstung beim Aufbau einer organisierten eigenen Wasserrettung unterstützt. „Hilfe, die vor Ort direkt ankommt und dafür sorgt, dass weniger Menschen im Meer ertrinken“, erklärt Kreisbereitschaftsleiter Florian Halter.

Erst im November 2018  führten die Ehrenamtlichen im Auftrag des IKRK einen Transport mit Hilfsgütern für das Bosnische Rote Kreuz durch. Im Sommer 2019 sollten sie dann ein Boot samt Außenborder und Trailer nach Nordafrika fahren und dort dem Marokkanischen Roten Halbmond für die Wasserwacht übergeben. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) leistet vor Ort im Auftrag Ausbildungs- und Unterstützungsarbeit beim Aufbau einer eigenen Wasserwacht des Marokkanischen Roten Halbmondes – deutsches und bayerischen Wissen fließen direkt in das Projekt ein.

Das neue Aluminiumboot samt Außenborder und Trailer stand beim Bootshändler in Vilshofen an der Donau zur Abholung bereit. Die Besatzung der BRK-Bereitschaft Bad Reichenhall brachte das Gespann zunächst nach Bad Reichenhall; dann ging es nach Vorlage aller notwendigen Papiere zunächst nach Genua. Dort war bereits die Fähr-Passage gebucht, und es ging dann übers Mittelmeer von Genua via Barcelona durch die Straße von Gibraltar nach Tanger am nördlichen Ende von Marokko. „Nach zwei Tagen angenehmer Seereise vorbei an dem Felsen von Gibraltar war Afrika in Sicht; das Ziel war leider nicht die quirlige Stadt Tanger, sondern der „Port Tanger-Med“, ein riesiges neues Hafengelände fern aller Städte. Glücklicherweise wurden wir von einem Vertreter des Roten Halbmondes mit allen Papieren erwartet; den Gang durch alle acht Zoll- und Passstationen wir alleine nie geschafft“, berichtet Clasen.

Ein Guide erwartete das heimische Rotkreuz-Team  bereits und begleitete es nach Tétouan, der zwar modernen, aber dennoch typischen Berber-Stadt. Im dortigen Krankenhaus des Roten Halbmondes wurden die BRK-Helfer herzlich empfangen und konnten ihre wichtige Fracht den Vertretern der örtlichen Wasserwacht übergeben. Für die Ehrenamtlichen folgte ein kleines Touristik-Programm mit dem Guide. Höhepunkt war der Besuch der Berberstadt Chefchaouen mit malerischen Souks – authentische Märkte, vergleichbar mit den persisch-indischen oder türkischen Basaren. Die Einheimischen verkaufen dort Gewürze, Handarbeiten, Tücher, Berberhüte, Haushaltsgegenstände, Obst und Gemüse.

Die Rückreise führte zunächst nach Ceuta, der spanischen Enklave in Nordafrika. „Wir passierten die martialisch gesicherte EU-Außengrenze mit zehn Meter hohen Zäunen, und nach intensiver Kontrolle inklusive Drogenhund gelangten wir via Jet-Fähre über die Straße von Gibraltar nach Algeciras in Südspanien“, berichtet Dr. Clasen. Auf dem Landweg fuhren die beiden Helfer weiter in Richtung Heimat, und nach einem kurzen Zwischenstopp in Barcelona waren schnell Südfrankreich und wieder Italien erreicht. Nach rund 3.900 Kilometern auf dem Tacho erreichte die Besatzung mit dem Gerätewagen unfallfrei wieder die Einsatzhalle in der Reichenhaller Frühlingstraße.