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BAD REICHENHALL/PREDIGTSTUHL - Nach insgesamt drei Einsätzen innerhalb von nur zwei Tagen, bei denen Wanderer im Abstieg vom Predigtstuhl die Abzweigung des Waxriessteigs unterhalb der Unteren Schlegelalm verfehlt und zum Teil sehr aufwendige Bergrettungen verursacht hatten, hat nun am Dienstagabend (13. August) die dort für den Wege-Unterhalt zuständige Reichenhaller Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV) zusätzliche improvisierte Schilder auf dem Zieh- und Fußweg zur Poschhütte und an der vor wenigen Jahren neu gebauten Sackgassen-Forststraße angebracht, um Verstiegene rechtzeitig auf ihren Fehler hinzuweisen. Die Sofort-Maßnahme soll der Bergwacht weitere schlaflose Nächte am Poschberg ersparen.

Die Leute hatten die eigentlich gut sichtbaren und am vergangenen Mittwoch (7. August) vom Wegeteam aufgefrischten und ergänzten Weg-Markierungen und gelben Wegweiser schlichtweg übersehen. Während des Einsatzes von Sonntag auf Montag stand noch ein oranger Bau-Container an der Abzweigung des Waxriessteigs, der eventuell auch die Sicht versperrt hatte; am Dienstagabend war der Container dann nicht mehr da. Ein weiter vorne am Ende der Sackgassen-Forststraße abgestellter schwarzer Bauschutt-Container mit Forst-Abfällen hatte nichts damit zu tun. Die Leute, die teilweise zuvor sogar über den richtigen Verlauf des Waxriessteig aufgestiegen waren, folgten im Abstieg offensichtlich der wesentlich breiteren neuen Sackgassen-Forststraße und dem alten Ziehweg zur Posch-Jagdfütte, gingen dann einen alten, verfallenen Steig weiter, den sie dann im steilen und absturzgefährlichen Gelände verloren.

Ein 67-jähriger Mann aus Nordrhein-Westfalen hatte wie bereits eine Familie am frühen Freitagnachmittag und ein Duo aus München am Freitagabend offenbar die Abzweigung zum Waxriessteig verpasst und war an der Posch-Jagdhütte vorbei weglos abgestiegen. Während das Duo am Freitagabend in 770 Metern Höhe im Absturzgelände auf der Südwestseite des Bergs in Richtung Röthelbach-Forststraße festsaß, war der Mann am Sonntagabend nordöstlich übers Schneideck in Richtung des Kieswerks am Saalachsee abgestiegen und dann in rund 1.000 Metern Höhe im sehr steilen und unübersichtlichen Gelände ohne Licht nicht mehr weitergekommen, als es langsam dunkel wurde. Die Suche und Rettung dauerte wegen Dunkelheit und später Nebel und Regen fast 17 Stunden. In mehreren Schichten waren insgesamt 32 Bergretter zum Teil die ganze Nacht über und am Vormittag im Einsatz, wobei sie rund einen Kilometer Seile zur Absicherung und für Abseilstrecken verbauten.

Der Mann hatte die trockene und milde Nacht und auch den Niederschlag am Vormittag in seiner Regenkleidung gut überstanden und bewältigte den Aufstieg für die Retter unerwartet fit und zügig, hatte dann aber großes Pech, als er gegen 13 Uhr mit seinem Auto vom Waxries-Parkplatz auf die B21 einfuhr und einen schweren Verkehrsunfall verursachte. Die Einsatzkräfte hatten den Verstiegenen kurz zuvor nach der Nacht am Berg gründlich medizinisch untersucht, konnten aber weder Verletzungen noch eine internistische Erkrankung feststellen.