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Update 12.05.2020: Die Testergebnisse bei den beiden ausstehenden Mitarbeiter waren ebenfalls negativ.

Bisher drei Erkrankte bei über 100 Mitarbeitern - betroffener Teilbereich mit 24 Pflegekräften negativ getestet

BERCHTESGADENER LAND (ml) – Der Pflegedienst des Roten Kreuzes im Berchtesgadener Land versorgt aktuell trotz der Corona-Krise täglich gut 300 Menschen in den eigenen vier Wänden, die auf die elementare Hilfe der Rotkreuzler angewiesen sind, um möglichst gesund zu bleiben und den Alltag in den eigenen vier Wänden zu meistern (wir berichteten). Insgesamt drei Pflegekräfte von insgesamt über 100 Beschäftigten in Pflege, Betreuung und hauswirtschaftlicher Versorgung wurden seit Beginn der Krise positiv auf das Virus getestet, wobei niemand schwerer erkrankt ist.

„Trotz aller zusätzlichen Sicherheits- und Hygiene-Maßnahmen ist die Angst vor einer Ansteckung eine außergewöhnliche psychische Belastung für Pflegekräfte, Patienten und Angehörige, die wir sehr ernst nehmen und der wir mit möglichst transparenter Kommunikation und zusätzlichen Ideen begegnen“, erklärt Kreisgeschäftsführer Tobias Kurz, der froh ist, wie verständnisvoll und besonnen alle Beteiligten mit der insgesamt schwierigen Lage umgehen, die letztlich trotz aller Vorkehrungen jeden Lebensbereich betrifft. „Wir können die Risiken durch konsequentes Handeln immer nur minimieren, aber nie komplett ausschalten, da auch durch private Kontakte in der Familie und durch andere ein Ansteckungsrisiko für Mitarbeiter und Patienten besteht.“

Wer direkt am Patienten arbeiten muss, ist verunsichert, wenn ein Kollege trotz aller Schutzmaßnahmen an COVID-19 erkrankt und stellt womöglich die Verhältnismäßigkeit der die Pflegetätigkeit am Patienten doch erheblich behindernden Schutzmaßnahmen in Frage. Auch die aktuell fehlenden gemeinsamen Fallbesprechungen im Pflegeteam und der fehlende kollegiale Austausch belasten die Pflegekräfte. Mit unbürokratischer Unterstützung durch BRK-Chefarzt Dr. Franz Leipfinger wurden deshalb alle 24 Mitglieder des durch die drei Krankheitsfälle betroffenen Teilbereiches am Dienstagvormittag auf COVID-19 getestet, wobei alle Testergebnisse von Donnerstagmorgen (7. Mai) negativ sind; zwei weitere Mitarbeiter ließen sich separat testen – die Ergebnisse stehen noch aus.

Pflegedienstleiterin Evi Ksoll und ihre Stellvertreterin Petra Jeuter überprüfen alle bisher getroffenen Maßnahmen laufend kritisch und bewerten sie jeweils anlassbezogen entsprechend der zu erbringenden Leistungen und des Gesundheitszustands der Patienten neu. Ambulante Pflegedienste sind nach Einschätzung von Epidemiologen allgemein besonders gefährdet, da sie in relativ kurzer Zeit mit häufigen Ortswechseln viele potenzielle Risiko-Patienten treffen und bedingt durch die Arbeit am Menschen den empfohlenen Mindestabstand nicht einhalten können; sie laufen damit Gefahr, das SARS-CoV-2 Virus sehr rasch über weite Strecken zu transportieren und zu verbreiten. Nach aktueller Einschätzung der Experten entscheidet vor allem die Viruslast, ob sich jemand infiziert oder nicht. Durch Mundschutz bei den Pflegekräften und soweit möglich auch bei den Patienten und verkürzte Kontaktzeiten soll die Last der ausgeschiedenen und eingeatmeten Aerosole deshalb soweit möglich reduziert werden.

Heitere Bilder aus Zeiten kurz vor der Krise: Die Pflegekräfte sind trotz der zusätzlichen körperlichen und psychischen Belastungen durch Corona ungebrochen hoch motiviert und wollen ihren Patienten aus Überzeugung helfen; sie sind aber bedrückt, dass sie die Sehnsucht nach Nähe der oft einsamen Senioren zu Hause nicht wie sonst adäquat stillen können. Auch den Rotkreuzlern fehlt derzeit der gewohnte intensive Kontakt zu den älteren Menschen und zu den Kollegen, da wegen der Ansteckungsgefahr Kontaktzeiten auf ein absolut notwendiges Minimum reduziert werden mussten und Team-Besprechungen nur noch telefonisch möglich sind. Die Pflege lebt eigentlich von persönlichen Gesprächen, regem Austausch und Nähe mit Patienten und im Kollegen-Kreis.