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BERCHTESGADENER LAND/SALZBURGER LAND (mh) – Es sind diese besonderen Geschichten, die das Leben schreibt - manchmal auch für jene Menschen, die schwer oder unheilbar krank sind. Ein Paradebeispiel dafür ist die Reise einer 55-jährigen Dame aus Seekirchen am Wallersee in Österreich. Sie selbst ist unheilbar krank und hatte nur noch einen Wunsch: Noch einmal ihre schwerkranke Mutter in Wien besuchen zu können. Doch wie sollte das gehen? Denn mit öffentlichen Verkehrsmitteln konnte die rund 300 Kilometer lange Fahrt nicht angetreten werden und eine eigene private Möglichkeit des Transports gab es nicht. Somit trat man an das BRK Herzenswunsch Hospizmobil heran, und für die Seekirchnerin ging ein Wunsch in Erfüllung, den sie sich in dieser Form niemals hatte erträumen lassen.

Doch schauen wir zunächst auf die Hintergründe
Im Jahr 2018 wurde im Landkreis Berchtesgadener Land das „BRK Herzenswunsch Hospizmobil“ ins Leben gerufen. Schirmherrin ist die bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber, Projektleiter ist BRK-Kreisbereitschaftsleiter Florian Halter. „Wir wollen schwer kranken Menschen einen gegebenenfalls letzten Herzenswunsch erfüllen. Das kann beispielsweise ein Besuch am Meer, in den Bergen, bei Verwandten oder ein liebevoll gestalteter Tagesausflug sein“, beschreibt Halter die Grundintension. Für den Transport steht ein freundlich gestaltetes Spezialfahrzeug mit Tragestuhl, Pflegetrage, Sauerstoffgerät und weiteren Notfallgerätschaften zur Verfügung. So hat der Patient trotz starker Einschränkungen höchsten Reisekomfort, egal ob sitzend oder liegend. Es fehlt auch nicht an liebevollen Details wie einem Sternenhimmel oder Blumenschmuck.

Ablauf und Organisation
Wenn sich jemand für eine Wunscherfüllung interessiert, dann muss das beim Roten Kreuz unter der Telefonnummer: +49 (0) 8651 9590-46 angemeldet werden. Die Mitarbeiter nehmen direkten Kontakt auf und besprechen die individuellen Details. Denn jede Tour wird bis zum Schluss genauestens geplant. Ein Gremium bestehend aus einem Arzt, Pflegepersonal, Betreuern und dem Organisator entscheiden, wie der Wunsch konkret umgesetzt werden kann. Die Wunscherfüllung ist für den Patienten kostenfrei. Das Projekt wird über Spenden und den ehrenamtlichen Einsatz von Rotkreuz-Helfern finanziert.

Seit 2020: Zusammenarbeit mit den österreichischen Nachbarn
Das Einsatzgebiet des Hospizmobils erstreckt sich über die Landkreise Berchtesgadener Land und Traunstein, bis hinüber zu den Salzburger Nachbarn. Dort soll die Zusammenarbeit verstärkt werden, denn seit Beginn 2020 ist auch das Österreichische Rote Kreuz Salzburg mit im Boot. Um das Projekt „Herzenswunsch Hospizmobil“ in Salzburg publik zu machen, hat die ehrenamtliche Mitarbeiterin Rosemarie Helliel aus der Gemeinde Piding die Aktion im Salzburger Tageshospiz vorgestellt. „Es ist fast nicht zu glauben, aber schon nach ein paar Tagen hatten wir die ersten Anfragen“, erzählt sie. Es war eine Mitarbeiterin der Hospizeinrichtung, die das BRK über das Anliegen der Seekirchner Patientin informiert hat. Die Organisatoren haben in kurzer Zeit eine dreitägige Reise auf die Beine gestellt. „Das war schon eine Herausforderung. Am Donnerstag wurde die Tour ausgemacht und am darauffolgenden Montag sind wir gefahren. Aber in Anbetracht des Gesundheitszustandes der Reisenden und auch der betagten Mutter in Wien, hat es pressiert“, lächelt Rosemarie Helliel, die selbst als Hospiz- und Kinderhospizbegleiterin tätig ist. Sie hat gemeinsam mit Marianne Schader aus Neukirchen die Tour ehrenamtlich begleitet. Mit dabei war auch noch eine persönliche Betreuerin der Patientin.

„Das was wir in diesen drei Tagen erlebt haben, kann man fast gar nicht beschreiben. Da geht einem selber das Herz auf“, schildert Helliel. Sie erzählt von der wunderbaren Begegnung von Mutter und Tochter, beide todkrank und eigentlich über viele hundert Kilometer getrennt. „Es war sehr berührend, aber unser Transportgast ist bei der Reise auch förmlich aufgeblüht. So war es bei der Rückfahrt sogar möglich, dass wir noch einen kurzen Abstecher zum Stift Melk gemacht haben“, erzählt Helliel. Es waren nicht nur drei unvergessliche Tage, sondern es konnte erstmals auch bei den Salzburger Nachbarn ein Herzenswunsch erfüllt werden. Mittlerweile ist die Mutter der 55-jährigen in Wien verstorben, zurück bleibt aber ein gutes Gefühl, denn es konnte ein Wunsch erfüllt werden, an dessen Verwirklichung die kranke Dame aus Seekirchen niemals gedacht hat. Das hat sie auch in einem herzlichen Dankesschreiben an die bayerischen ehrenamtlichen Helfer zum Ausdruck gebracht. Diese Fahrt konnte noch vor den Beschränkungen durch Corona durchgeführt werden. Nun wurde erst mal ein unfreiwilliger Stopp eingelegt, aber die Mannschaft vom „Herzenswunsch Hospizmobil“ ist zuversichtlich, dass es bald wieder losgehen kann. „Natürlich werden wir alle notwendigen Schritte veranlassen, um die geforderten Schutzmaßnahmen bei unseren Fahrten einzuhalten“, erklärt Florian Halter.

Außerdem sucht das Team vom Herzenswunsch Hospizmobil noch freiwillige Helfer zur Unterstützung. „Eine medizinische Ausbildung ist zwar wünschenswert, aber was wirklich zählt ist ein liebevoller Umgang mit Menschen“, so Halter.

Kontaktdaten für Anfragen und Spendenkonto Deutschland: BRK BGL, Tel: +49 (0) 8651 9590-46, Internet: www.brk-bgl.de
Spendenkonto: DE167105 0000 0000 0007 37, SWIFT-BIC: BYLADEM1BGL, Verwendungszweck: Herzenswunsch Hospizmobil