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48 und 55 Jahre alte Urlauber aus Baden Württemberg verbringen wegen Erschöpfung und Verhauer an der Dabelsteinplatte zwei Nächte in der Ostwand

FORST SANKT BARTHOLOMÄ – Einsatzkräfte von Bergwacht und Polizei haben am Dienstagmittag die beiden in der Watzmann-Ostwand wegen Erschöpfung und Orientierungsproblemen in Bergnot geratenen Männer unverletzt gerettet und per Heli ausgeflogen. Die 48 und 55 Jahre alten Bergsteiger aus Baden Württemberg waren bereits seit Sonntagmorgen in der Ostwand unterwegs, hatten schon die Nacht auf Montag in einem Biwakloch verbracht und dann am Montagvormittag gegen 10 Uhr in rund 2.300 Metern Höhe rund 80 Höhenmeter unterhalb der Biwakschachtel über SOS Alpin App einen Notruf abgesetzt, da sie sich im Bereich der Dabelsteinplatte verstiegen hatten. Die Folge war eine große Suchaktion, da die Einsatzkräfte fast einen Tag lang keinen Handy- oder Ruf-Kontakt herstellen und auch die angegebenen Koordinaten wegen Nebel nicht anfliegen konnten. Niemand wusste, ob etwas und was genau passiert war.

Am Montagabend und am Dienstagmorgen war bereits ein Polizeihubschrauber im Gebiet unterwegs, um mit einer simulierten Mobilfunk-Zelle das Handy der Bergsteiger zu orten; die dichten Wolken verhinderten aber, dass die Retter die Einsatzstelle direkt anfliegen konnten. Die Polizei Berchtesgaden konnte dann am Dienstagvormittag nach vielen misslungenen Versuchen einen der Bergsteiger über Handy erreichen. Beiden ging es den Umständen entsprechend gut. Die Nacht hatten sie etwas geschützt vor Regen und Wind in einer Höhle rund 100 Meter unterhalb der Biwakschachtel verbracht. Dichter Nebel verhinderte über Stunden hinweg zunächst eine Rettung aus der Luft. Erst nachdem sich die Wolken einigermaßen gelichtet hatten, konnte der Polizeihubschrauber „Edelweiß 4“ gegen 12.15 Uhr vom Zwischenlandeplatz am Hirschwieskopf starten und zwei Einsatzkräfte der Bergwacht Berchtesgaden in der Nähe unterhalb der beiden Männer mit der Winde absetzen; dann verschwand die Einsatzstelle wieder im Nebel. Die Bergretter stiegen zu den Urlaubern auf, leisteten Erste Hilfe und sicherten sie im exponierten Gelände, bevor sie ein Stück abgeseilt wurden, damit sie der Heli gegen 13 Uhr in zwei Anflügen besser mit der Winde aufnehmen konnte. Die Retter flogen den ersten Geretteten und einen Bergretter zum nahen Hirschwieskopf aus, nutzten die kurze Wolkenlücke, holten den zweiten Verstiegenen und der zweiten Bergretter ab, flogen sie nach Kührpoint, tankten den Heli wieder auf und holten dann die beiden Männer vom Hirschwieskopf ab. Die Verstiegenen waren unverletzt und mussten nicht ins Krankenhaus.

An beiden Einsatztagen waren insgesamt 14 Einsatzkräfte der Bergwachten Berchtesgaden und Ramsau, sechs Bergführer der Berchtesgadener Polizei, zwei Polizeihubschrauber und der Salzburger Notarzthubschrauber „Christophorus 6“ im Einsatz. Zwei Berchtesgadener Bergretter waren am Montag von der Südspitze rund 200 Höhenmeter bei wenigen Metern Sicht in die Ostwand abgestiegen, um Rufkontakt zu einem möglichen Unfallopfer herzustellen, da der Bereich wegen Nebel nicht mehr per Heli erreichbar war. Sie kontrollierten das Gipfelbuch, stiegen dann über die Südspitze ins Gries ab und suchten dabei weiter, da nicht sicher war, wie genau die Koordinaten durch die App erfasst und übertragen werden.

Weitere Einsatzkräfte befragten Bergsteiger im Wimbachgries, ob sie einen möglichen Unfall mitbekommen oder beobachtet hatten. Sämtliche Tourismus-Betriebe und Berghütten wurden abtelefoniert, um herauszufinden, wo der Handy-Eigentümer zuletzt gewesen war und wo er hingehen wollte. Die Verstiegenen hatten sich vor einigen Tagen bei einem einheimischen Bergführer über die Begehung der Ostwand informiert, der aber wegen der noch vielen riskanten Altschneefelder abgeraten hatte.