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Anhaltend schönes Wetter lockt sehr viele Menschen in die heimischen Berge: Bergwachten am Wochenende bei acht Einsätzen gefordert

BERCHTESGADENER LAND – Aufgrund des anhaltend schönen Wetters waren am Wochenende sehr viele Menschen aus Nah und Fern in den heimischen Bergen unterwegs, wobei auch die Bergwachten bei insgesamt acht Einsätzen gefordert waren. Die Geretteten hatten trotz der zum Teil widrigen Umstände im Absturzgelände, im Schnee und in der einsetzenden Dunkelheit ungewöhnlich viel Glück im Unglück und kamen verhältnismäßig glimpflich davon. Neben einer sehr aufwendigen, über drei Stunden langen Rettung eines unverletzten Verstiegenen aus den Großen Trichter in der Westwand des Hohen Gölls (separater Bericht) musste eine unverletzte, verstiegene Frau vom Hohen Brett ausgeflogen werden; ein erschöpfter zwölfjähriger Bub und sein Begleiter konnten nicht mehr vom Grünstein absteigen; Hilferufe wurden vom Königssee-Ostufer gemeldet; ein Bergsteiger war auf einem Schneefeld am Hochkalter ausgerutscht und hatte sich am Fuß verletzt; ein Wanderer hatte sich am Teisenberg ebenfalls am Fuß verletzt; zwei Bergsteiger hatten sich beim Abstieg vom Hochkalter ins Ofental verirrt uns mussten im letzten Tageslicht ausgeflogen werden und ein verstiegenes Duo musste vom Nassen Palfen am Königssee-Ostufer gerettet werden.

Am Freitagnachmittag ging kurz nach 15.30 Uhr ein Notruf von einer Wanderin ein, die noch recht spät am Hohen Brett in Richtung Brettgabel unterwegs war und nicht wusste, wo sie weiter absteigen muss. „Christoph 14“ flog mit einem Berchtesgadener Bergretter an, fand die Verstiegene rasch, konnte an der flachen Einsatzstelle anlanden und die Österreicherin aus Freilassing vor Sonnenuntergang ins Tal fliegen. Gegen 16.30 Uhr meldete sich ein am Grünstein bei einsetzender Dunkelheit verstiegenes und erschöpftes Duo über Notruf. Die Bergwacht Berchtesgaden fuhr mit dem Einsatzfahrzeug an, fand den zwölfjährigen Buben und seinen Begleiter, führte sie zum Fahrzeug, brachte sie ins Tal und nach Hause zurück.

Am Samstagmittag kurz nach 12 Uhr wurden vermeintliche Hilferufe am Königssee-Ostufer gemeldet. Die Bergwacht Berchtesgaden ging den Steig bis zum Wasserfall ab, konnte aber keine Anzeichen für eine Not-Situation feststellen und brach die Suche dann ab.

Am Sonntagvormittag gegen 10.15 Uhr wurden Hilferufe am Hohen Göll gemeldet (separater Bericht). Am Sonntagnachmittag gegen 13.30 Uhr ging ein Notruf vom Hochkalter ein, wo ein Bergsteiger aus dem Landkreis Traunstein oberhalb des Schönen Flecks auf einem Schneefeld ausgerutscht war und sich vermutlich den Fuß gebrochen hatte. Die Besatzung des Salzburger Notarzthubschraubers „Christophorus 6“ flog den Verletzten und seinen Begleiter mit dem Rettungstau zur Blaueishütte aus, den Begleiter von dort aus zur Bergwacht Ramsau ins Tal und den Verletzten weiter zur Kreisklinik Bad Reichenhall. Vier Bergretter waren eine gute dreiviertel Stunde lang in Bereitschaft.

Am Sonntagnachmittag gegen 15.30 Uhr musste die Bergwacht Teisendorf-Anger zum so genannten Bergangerl am Teisenberg ausrücken, wo sich ein 58-jähriger Mann aus dem Landkreis Traunstein am Sprunggelenk verletzt hatte und nicht mehr ohne Hilfe absteigen konnte. Die Rettungskräfte versorgten den Mann, brachten in mit dem Einsatzfahrzeug nach Anger und übergaben ihn dort an die Rettungswagen-Besatzung des Reichenhaller Roten Kreuzes, die ihn in die Kreisklinik Bad Reichenhall einlieferte. Die Bergwacht Anger und der Einsatzleiter Saalachtal waren gute eineinhalb Stunden lang gefordert.

Am Sonntag gegen 16.40 Uhr melden sich dann zwei 27-Jährige aus dem Großraum München über Notruf, die im Abstieg vom Hochkalter in rund 2.300 Metern Höhe in Bergnot geraten waren und nicht mehr weiterkamen. Da es bereits langsam dunkel wurde, war höchste Eile geboten: „Christoph 14“ ließ seine Notärztin bei laufender Maschine im Tal aussteigen und flog mit einem Ramsauer Bergretter los, fand die Verstiegenen sofort, ließ den Bergretter im Schwebeflug in der Nähe aussteigen, montierte am Grat das Rettungstau, holte unmittelbar darauf den Retter und die beiden bereits mit Gurten ausgestatteten Münchner per Tau ab und flog sie im allerletzten Tageslicht gegen 17.20 Uhr ins Tal zur Bergwacht Ramsau aus, die extra den Landeplatz ausgeleuchtet hatte. Die beiden mit Steigeisen, Gurten und einem Seil eigentlich gut ausgerüsteten Bergsteiger waren bereits im 4 Uhr in der Früh von München aus angereist, waren dann sehr rasch auf der Blaueishütte, hatten dann aber größere Schwierigkeiten, den richtigen Aufstieg und auch den Abstieg ins Ofental zu finden, weshalb sie den ganzen Tag über unterwegs und dementsprechend auch erschöpft waren. Als sie schließlich falsch in schwieriges Absturzgelände abgeseilt hatten und die Sonne untergegangen war, forderten sie Hilfe an. „Die beiden Männer hatten viel Glück im Unglück, da keine fünf Minuten später eine Rettung per Heli nicht mehr möglich gewesen wäre und wir dann zu Fuß zu ihnen aufsteigen hätten müssen“, berichtet der Ramsauer Bereitschaftsleiter Rudi Fendt.

Gegen 18.30 Uhr mussten die Bergwacht und die Wasserwacht Berchtesgaden dann zum Königssee-Ostufer ausrücken, wo sich am Nassen Palfen eine 21-jährige Frau und ein 23-jähriger Mann aus Salzburg und Rheinland-Pfalz verstiegen hatten. Das Duo war über den Hochbahnweg aufgestiegen, über den Kesselsteig zum Königssee hinab und dann über den Ostufer-Steig zurück zur Seelände. Die Retter fanden die Unverletzten, seilten sie zum Boot ab und brachten sie dann zur Seelände, wobei der Einsatz bis 20 Uhr dauerte.

Seit Montagmorgen läuft auch wieder eine weitere Nachsuche nach dem nach wie vor im Watzmann-Gebiet vermissten 21-Jährigen, wobei eine Polizeihubschrauber-Besatzung mit einem Ramsauer Bergretter unterwegs ist. „Durch die tief stehende Herbst-Sonne und den nächtlichen Frost hält sich der Schnee in den schattigen Hochlagen leider hartnäckig, was die Suche schwierig gestaltet“, berichtet Bereitschaftsleiter Rudi Fendt.